alle Gebote Gottes gehalten hätte, und er ist ein ganz vollkommener Gerechter (Tzaddick); denn an jeder Zizis sind fünf Knöpfe, nach der Zahl der fünf Bücher Mosis, hiezu rechne man acht Fäden, macht dreizehn; und das hebräische Wort Zizis ent- hält die Zahl sechshundert, welches zusammen sechs- hundert und dreizehn beträgt, und gerade so viele Gebote sind auch nur in den fünf Büchern Mosis enthalten; folglich ist nach jüdischer Rechnung durch gehörige Beobachtung des Zizisgebots das ganze Gesetz erfüllt*).
Rabbi Jochanan sahe einst ein Kästchen voll ächter Edelsteine und Perlen; da bekam einer sei- ner Schüler, Bar Emorai, nach Judenart, Lust, es zu stehlen. Aber die Erde erbebte, und eine Stimme vom Himmel rief: Laß das Kästchen stehen, Bar Emorai, denn es gehört nicht dir, sondern der Frau des Rabbi Chanina, des Sohnes Dula. Sie wird in jener Welt blaue Veilchen zu Zizisfäden hinein legen für die Gerechten im Paradiese**).
Das Gebot vom Tragen der Gedenkmäntel oder Zizis beschränkt sich blos auf die Männer; indessen ist es auch den Frauen nicht verboten, sie anzulegen; allein sie gelten bei diesen nicht für Be- weise der Gottesfurcht, sondern der Eitelkeit.
alle Gebote Gottes gehalten haͤtte, und er iſt ein ganz vollkommener Gerechter (Tzaddick); denn an jeder Zizis ſind fuͤnf Knoͤpfe, nach der Zahl der fuͤnf Buͤcher Moſis, hiezu rechne man acht Faͤden, macht dreizehn; und das hebraͤiſche Wort Zizis ent- haͤlt die Zahl ſechshundert, welches zuſammen ſechs- hundert und dreizehn betraͤgt, und gerade ſo viele Gebote ſind auch nur in den fuͤnf Buͤchern Moſis enthalten; folglich iſt nach juͤdiſcher Rechnung durch gehoͤrige Beobachtung des Zizisgebots das ganze Geſetz erfuͤllt*).
Rabbi Jochanan ſahe einſt ein Kaͤſtchen voll aͤchter Edelſteine und Perlen; da bekam einer ſei- ner Schuͤler, Bar Emorai, nach Judenart, Luſt, es zu ſtehlen. Aber die Erde erbebte, und eine Stimme vom Himmel rief: Laß das Kaͤſtchen ſtehen, Bar Emorai, denn es gehoͤrt nicht dir, ſondern der Frau des Rabbi Chanina, des Sohnes Dula. Sie wird in jener Welt blaue Veilchen zu Zizisfaͤden hinein legen fuͤr die Gerechten im Paradieſe**).
Das Gebot vom Tragen der Gedenkmaͤntel oder Zizis beſchraͤnkt ſich blos auf die Maͤnner; indeſſen iſt es auch den Frauen nicht verboten, ſie anzulegen; allein ſie gelten bei dieſen nicht fuͤr Be- weiſe der Gottesfurcht, ſondern der Eitelkeit.
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alle Gebote Gottes gehalten haͤtte, und er iſt ein
ganz vollkommener Gerechter (Tzaddick); denn an
jeder Zizis ſind fuͤnf Knoͤpfe, nach der Zahl der
fuͤnf Buͤcher Moſis, hiezu rechne man acht Faͤden,
macht dreizehn; und das hebraͤiſche Wort Zizis ent-
haͤlt die Zahl ſechshundert, welches zuſammen ſechs-
hundert und dreizehn betraͤgt, und gerade ſo viele
Gebote ſind auch nur in den fuͤnf Buͤchern Moſis
enthalten; folglich iſt nach juͤdiſcher Rechnung durch
gehoͤrige Beobachtung des Zizisgebots das ganze
Geſetz erfuͤllt *).
Rabbi Jochanan ſahe einſt ein Kaͤſtchen voll
aͤchter Edelſteine und Perlen; da bekam einer ſei-
ner Schuͤler, Bar Emorai, nach Judenart, Luſt,
es zu ſtehlen. Aber die Erde erbebte, und eine
Stimme vom Himmel rief: Laß das Kaͤſtchen ſtehen,
Bar Emorai, denn es gehoͤrt nicht dir, ſondern
der Frau des Rabbi Chanina, des Sohnes Dula.
Sie wird in jener Welt blaue Veilchen zu Zizisfaͤden
hinein legen fuͤr die Gerechten im Paradieſe **).
Das Gebot vom Tragen der Gedenkmaͤntel
oder Zizis beſchraͤnkt ſich blos auf die Maͤnner;
indeſſen iſt es auch den Frauen nicht verboten, ſie
anzulegen; allein ſie gelten bei dieſen nicht fuͤr Be-
weiſe der Gottesfurcht, ſondern der Eitelkeit.
*) Orachchajim Num. 8; Minhagim S. 6; talmudiſcher
Traktat Schabbath Kap. 16; Brandſpiegel Kap. 48.
**) Maſſeches Bava Bathra.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/126>, abgerufen am 16.02.2025.
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