Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



welches sie täglich dreimal beten, und das Gebet
wider die Malschinim (Lästerer), worin unter
anderm folgende Stelle vorkömmt: "Die Malschi-
nim sollen keine Hoffnung haben, und alle Ketzer
(Andersdenkende) müssen in einem Augenblick un-
tergehen. Alle Feinde deines Volks müssen ausge-
rottet werden; demüthige sie schnell in unsern Ta-
gen. Rotte aus, zerbrich und vertilge das Malchuth
sadon (das hochmüthige Reich) und demüthige es
in unsern Tagen." Unter dem hochmüthigen Reiche,
dem römischen Reiche und dem Reiche Edoms oder
Esaus verstehen die Hebräer, wie schon früher er-
wähnt worden, die ganze Christenheit. Esau wird
unser Erlöser genannt, weil, nach ihrer Seelen-
wanderungslehre, Esau's Seele, welche vom Sam-
mael, dem Obersten der Teufel herstammt, in
Christus gefahren und dieser eben so gottlos, als
Esau und Sammael gewesen ist. Wir Christen,
als vermeintliche Nachkommen Esau's und als Ver-
ehrer von Christus werden Edomiter genannt.

Manche der härtesten Ausfälle in den Gebeten
der Juden gegen unsern Heiland und gegen uns
Christen, wurden von den Censuren zu Venedig
und an andern Orten Jtaliens, wo sie ihre Er-
bauungsbücher drucken ließen, gestrichen. Jn Poh-
len und Deutschland fanden sie hingegen mehr
Nachsicht, da die Censoren in der Regel nicht ein-
mal deutsch, viel weniger hebräisch verstanden, und



welches ſie taͤglich dreimal beten, und das Gebet
wider die Malſchinim (Laͤſterer), worin unter
anderm folgende Stelle vorkoͤmmt: »Die Malſchi-
nim ſollen keine Hoffnung haben, und alle Ketzer
(Andersdenkende) muͤſſen in einem Augenblick un-
tergehen. Alle Feinde deines Volks muͤſſen ausge-
rottet werden; demuͤthige ſie ſchnell in unſern Ta-
gen. Rotte aus, zerbrich und vertilge das Malchuth
ſadon (das hochmuͤthige Reich) und demuͤthige es
in unſern Tagen.« Unter dem hochmuͤthigen Reiche,
dem roͤmiſchen Reiche und dem Reiche Edoms oder
Eſaus verſtehen die Hebraͤer, wie ſchon fruͤher er-
waͤhnt worden, die ganze Chriſtenheit. Eſau wird
unſer Erloͤſer genannt, weil, nach ihrer Seelen-
wanderungslehre, Eſau’s Seele, welche vom Sam-
mael, dem Oberſten der Teufel herſtammt, in
Chriſtus gefahren und dieſer eben ſo gottlos, als
Eſau und Sammael geweſen iſt. Wir Chriſten,
als vermeintliche Nachkommen Eſau’s und als Ver-
ehrer von Chriſtus werden Edomiter genannt.

Manche der haͤrteſten Ausfaͤlle in den Gebeten
der Juden gegen unſern Heiland und gegen uns
Chriſten, wurden von den Cenſuren zu Venedig
und an andern Orten Jtaliens, wo ſie ihre Er-
bauungsbuͤcher drucken ließen, geſtrichen. Jn Poh-
len und Deutſchland fanden ſie hingegen mehr
Nachſicht, da die Cenſoren in der Regel nicht ein-
mal deutſch, viel weniger hebraͤiſch verſtanden, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0148" n="148"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
welches &#x017F;ie ta&#x0364;glich dreimal beten, und das Gebet<lb/>
wider die <hi rendition="#g">Mal&#x017F;chinim</hi> (La&#x0364;&#x017F;terer), worin unter<lb/>
anderm folgende Stelle vorko&#x0364;mmt: »Die Mal&#x017F;chi-<lb/>
nim &#x017F;ollen keine Hoffnung haben, und alle Ketzer<lb/>
(Andersdenkende) mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in einem Augenblick un-<lb/>
tergehen. Alle Feinde deines Volks mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausge-<lb/>
rottet werden; demu&#x0364;thige &#x017F;ie &#x017F;chnell in un&#x017F;ern Ta-<lb/>
gen. Rotte aus, zerbrich und vertilge das Malchuth<lb/>
&#x017F;adon (das hochmu&#x0364;thige Reich) und demu&#x0364;thige es<lb/>
in un&#x017F;ern Tagen.« Unter dem hochmu&#x0364;thigen Reiche,<lb/>
dem ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reiche und dem Reiche Edoms oder<lb/>
E&#x017F;aus ver&#x017F;tehen die Hebra&#x0364;er, wie &#x017F;chon fru&#x0364;her er-<lb/>
wa&#x0364;hnt worden, die ganze Chri&#x017F;tenheit. E&#x017F;au wird<lb/>
un&#x017F;er Erlo&#x0364;&#x017F;er genannt, weil, nach ihrer Seelen-<lb/>
wanderungslehre, E&#x017F;au&#x2019;s Seele, welche vom Sam-<lb/>
mael, dem Ober&#x017F;ten der Teufel her&#x017F;tammt, in<lb/>
Chri&#x017F;tus gefahren und die&#x017F;er eben &#x017F;o gottlos, als<lb/>
E&#x017F;au und Sammael gewe&#x017F;en i&#x017F;t. Wir Chri&#x017F;ten,<lb/>
als vermeintliche Nachkommen E&#x017F;au&#x2019;s und als Ver-<lb/>
ehrer von Chri&#x017F;tus werden Edomiter genannt.</p><lb/>
        <p>Manche der ha&#x0364;rte&#x017F;ten Ausfa&#x0364;lle in den Gebeten<lb/>
der Juden gegen un&#x017F;ern Heiland und gegen uns<lb/>
Chri&#x017F;ten, wurden von den Cen&#x017F;uren zu Venedig<lb/>
und an andern Orten Jtaliens, wo &#x017F;ie ihre Er-<lb/>
bauungsbu&#x0364;cher drucken ließen, ge&#x017F;trichen. Jn Poh-<lb/>
len und Deut&#x017F;chland fanden &#x017F;ie hingegen mehr<lb/>
Nach&#x017F;icht, da die Cen&#x017F;oren in der Regel nicht ein-<lb/>
mal deut&#x017F;ch, viel weniger hebra&#x0364;i&#x017F;ch ver&#x017F;tanden, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0148] welches ſie taͤglich dreimal beten, und das Gebet wider die Malſchinim (Laͤſterer), worin unter anderm folgende Stelle vorkoͤmmt: »Die Malſchi- nim ſollen keine Hoffnung haben, und alle Ketzer (Andersdenkende) muͤſſen in einem Augenblick un- tergehen. Alle Feinde deines Volks muͤſſen ausge- rottet werden; demuͤthige ſie ſchnell in unſern Ta- gen. Rotte aus, zerbrich und vertilge das Malchuth ſadon (das hochmuͤthige Reich) und demuͤthige es in unſern Tagen.« Unter dem hochmuͤthigen Reiche, dem roͤmiſchen Reiche und dem Reiche Edoms oder Eſaus verſtehen die Hebraͤer, wie ſchon fruͤher er- waͤhnt worden, die ganze Chriſtenheit. Eſau wird unſer Erloͤſer genannt, weil, nach ihrer Seelen- wanderungslehre, Eſau’s Seele, welche vom Sam- mael, dem Oberſten der Teufel herſtammt, in Chriſtus gefahren und dieſer eben ſo gottlos, als Eſau und Sammael geweſen iſt. Wir Chriſten, als vermeintliche Nachkommen Eſau’s und als Ver- ehrer von Chriſtus werden Edomiter genannt. Manche der haͤrteſten Ausfaͤlle in den Gebeten der Juden gegen unſern Heiland und gegen uns Chriſten, wurden von den Cenſuren zu Venedig und an andern Orten Jtaliens, wo ſie ihre Er- bauungsbuͤcher drucken ließen, geſtrichen. Jn Poh- len und Deutſchland fanden ſie hingegen mehr Nachſicht, da die Cenſoren in der Regel nicht ein- mal deutſch, viel weniger hebraͤiſch verſtanden, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/148
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/148>, abgerufen am 05.09.2024.