Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.moniel bei allen gottesdienstlichen Handlungen; und über so manche andere Dinge, die sich immer sehr schwer mit einer würdevollen Jdee von der Erha- benheit des höchsten Wesens vereinigen lassen, z. B. wenn der Gott Jsraels zu Opfern sich die Feiste oder die Nieren, und seinen Priestern die Brust als das Beste ausbedingt. Die Ansicht, welche dieser letztern Anordnung zum Grunde zu liegen scheint, daß wir nemlich dem höchsten Wesen, und wohl zu merken, auch seinen Priestern, mit Freu- den das Liebste und Beste opfern sollen, ist aller- dings schön, und ich erinnere mich, einmal eine sehr erbauliche Predigt darüber gehört zu haben; nur die Art des Ausdrucks, welche Moses wählte, war bei aller ihrer Sinnlichkeit zu fein, um von den rohen Juden gehörig aufgefaßt und gewürdigt zu werden. So viel Förmlichkeiten jener Art Moses den moniel bei allen gottesdienſtlichen Handlungen; und uͤber ſo manche andere Dinge, die ſich immer ſehr ſchwer mit einer wuͤrdevollen Jdee von der Erha- benheit des hoͤchſten Weſens vereinigen laſſen, z. B. wenn der Gott Jſraels zu Opfern ſich die Feiste oder die Nieren, und ſeinen Prieſtern die Bruſt als das Beſte ausbedingt. Die Anſicht, welche dieſer letztern Anordnung zum Grunde zu liegen ſcheint, daß wir nemlich dem hoͤchſten Weſen, und wohl zu merken, auch ſeinen Prieſtern, mit Freu- den das Liebſte und Beſte opfern ſollen, iſt aller- dings ſchoͤn, und ich erinnere mich, einmal eine ſehr erbauliche Predigt daruͤber gehoͤrt zu haben; nur die Art des Ausdrucks, welche Moſes waͤhlte, war bei aller ihrer Sinnlichkeit zu fein, um von den rohen Juden gehoͤrig aufgefaßt und gewuͤrdigt zu werden. So viel Foͤrmlichkeiten jener Art Moſes den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="200"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> moniel bei allen gottesdienſtlichen Handlungen; und<lb/> uͤber ſo manche andere Dinge, die ſich immer ſehr<lb/> ſchwer mit einer wuͤrdevollen Jdee von der Erha-<lb/> benheit des hoͤchſten Weſens vereinigen laſſen, z. B.<lb/> wenn der Gott Jſraels zu Opfern ſich die Feiste<lb/> oder die Nieren, und ſeinen Prieſtern die Bruſt<lb/> als das Beſte ausbedingt. Die Anſicht, welche<lb/> dieſer letztern Anordnung zum Grunde zu liegen<lb/> ſcheint, daß wir nemlich dem hoͤchſten Weſen, und<lb/> wohl zu merken, auch ſeinen Prieſtern, mit Freu-<lb/> den das Liebſte und Beſte opfern ſollen, iſt aller-<lb/> dings ſchoͤn, und ich erinnere mich, einmal eine ſehr<lb/> erbauliche Predigt daruͤber gehoͤrt zu haben; nur<lb/> die Art des Ausdrucks, welche Moſes waͤhlte, war<lb/> bei aller ihrer Sinnlichkeit zu fein, um von den<lb/> rohen Juden gehoͤrig aufgefaßt und gewuͤrdigt zu<lb/> werden.</p><lb/> <p>So viel Foͤrmlichkeiten jener Art Moſes den<lb/> Jſraeliten auch vorgeſchrieben hatte: ſo ſchienen ſie<lb/> dieſen doch noch immer nicht genug. Die Guten<lb/> wollten gerne mehr hun, als man begehrte, blos<lb/> das Beſte und Weſentlichſte wollten ſie nicht thun,<lb/> und brauchten es ja nicht, wenn ſie nur opferten.<lb/> Die Menge der Foͤrmlichkeiten und die mit der<lb/> Unterlaſſung derſelben verbundenen Opfer, Bußen,<lb/> Faſten, Strafen und Kaſteiungen wurden alſo von<lb/> den bereitwilligen Prieſtern recht gerne vermehrt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0200]
moniel bei allen gottesdienſtlichen Handlungen; und
uͤber ſo manche andere Dinge, die ſich immer ſehr
ſchwer mit einer wuͤrdevollen Jdee von der Erha-
benheit des hoͤchſten Weſens vereinigen laſſen, z. B.
wenn der Gott Jſraels zu Opfern ſich die Feiste
oder die Nieren, und ſeinen Prieſtern die Bruſt
als das Beſte ausbedingt. Die Anſicht, welche
dieſer letztern Anordnung zum Grunde zu liegen
ſcheint, daß wir nemlich dem hoͤchſten Weſen, und
wohl zu merken, auch ſeinen Prieſtern, mit Freu-
den das Liebſte und Beſte opfern ſollen, iſt aller-
dings ſchoͤn, und ich erinnere mich, einmal eine ſehr
erbauliche Predigt daruͤber gehoͤrt zu haben; nur
die Art des Ausdrucks, welche Moſes waͤhlte, war
bei aller ihrer Sinnlichkeit zu fein, um von den
rohen Juden gehoͤrig aufgefaßt und gewuͤrdigt zu
werden.
So viel Foͤrmlichkeiten jener Art Moſes den
Jſraeliten auch vorgeſchrieben hatte: ſo ſchienen ſie
dieſen doch noch immer nicht genug. Die Guten
wollten gerne mehr hun, als man begehrte, blos
das Beſte und Weſentlichſte wollten ſie nicht thun,
und brauchten es ja nicht, wenn ſie nur opferten.
Die Menge der Foͤrmlichkeiten und die mit der
Unterlaſſung derſelben verbundenen Opfer, Bußen,
Faſten, Strafen und Kaſteiungen wurden alſo von
den bereitwilligen Prieſtern recht gerne vermehrt,
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