Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.zitterte und bebte, er wimmerte und betete, wie dies bei Juden üblich ist. Noch höher aber stieg die Angst seines Herzens, als auch eine Räuber- bande erschien, und der Anführer mit drohendem Blick ihn fragte: wer und woher er sey? Ein Jude bin ich, und komme vom Hofe des Königs! ant- wortete er, denn er wollte sich nicht verleugnen, sondern vertrauete dem heiligen, hochgelobten Gott, der alle frommen Jsraeliten beschützt, die auf ihn sich verlassen. Woher, fragten die Räuber ihn wei- ter, woher hast du den Bären? Den gab mir der König zur Begleitung mit! Hm, sprach Einer darauf heimlich zu den Andern, der Jude wird ge- wiß des Königs Bankier und Hofagent und sehr bei ihm in Gnaden seyn, da er ihm den Bären zum Beschützer mitgab. Wir wollen ihm all' unser Geld schenken, ihn aus dem Walde begleiten, und ihn bitten, daß er uns nicht verrathe. Die Uebri- gen willigten ein; der fromme Jsraelit erhielt die großen Schätze und Reichthümer, die sie zusammen geraubt hatten, und ward noch überdies von ihnen auf einen sehr guten und sichern Weg gebracht. Diese wahrhafte Geschichte zeigt, wie schreckliche Strafe man sich zuzieht, wenn man den Sabbath entweihet, und wie herrlich hingegen der Lohn des- sen ist, der ihn heiliget *). *) Sepher Hamaase Nr. 138.
zitterte und bebte, er wimmerte und betete, wie dies bei Juden uͤblich iſt. Noch hoͤher aber ſtieg die Angſt ſeines Herzens, als auch eine Raͤuber- bande erſchien, und der Anfuͤhrer mit drohendem Blick ihn fragte: wer und woher er ſey? Ein Jude bin ich, und komme vom Hofe des Koͤnigs! ant- wortete er, denn er wollte ſich nicht verleugnen, ſondern vertrauete dem heiligen, hochgelobten Gott, der alle frommen Jſraeliten beſchuͤtzt, die auf ihn ſich verlaſſen. Woher, fragten die Raͤuber ihn wei- ter, woher haſt du den Baͤren? Den gab mir der Koͤnig zur Begleitung mit! Hm, ſprach Einer darauf heimlich zu den Andern, der Jude wird ge- wiß des Koͤnigs Bankier und Hofagent und ſehr bei ihm in Gnaden ſeyn, da er ihm den Baͤren zum Beſchuͤtzer mitgab. Wir wollen ihm all’ unſer Geld ſchenken, ihn aus dem Walde begleiten, und ihn bitten, daß er uns nicht verrathe. Die Uebri- gen willigten ein; der fromme Jſraelit erhielt die großen Schaͤtze und Reichthuͤmer, die ſie zuſammen geraubt hatten, und ward noch uͤberdies von ihnen auf einen ſehr guten und ſichern Weg gebracht. Dieſe wahrhafte Geſchichte zeigt, wie ſchreckliche Strafe man ſich zuzieht, wenn man den Sabbath entweihet, und wie herrlich hingegen der Lohn deſ- ſen iſt, der ihn heiliget *). *) Sepher Hamaaſe Nr. 138.
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die Angſt ſeines Herzens, als auch eine Raͤuber-
bande erſchien, und der Anfuͤhrer mit drohendem
Blick ihn fragte: wer und woher er ſey? Ein Jude
bin ich, und komme vom Hofe des Koͤnigs! ant-
wortete er, denn er wollte ſich nicht verleugnen,
ſondern vertrauete dem heiligen, hochgelobten Gott,
der alle frommen Jſraeliten beſchuͤtzt, die auf ihn
ſich verlaſſen. Woher, fragten die Raͤuber ihn wei-
ter, woher haſt du den Baͤren? Den gab mir der
Koͤnig zur Begleitung mit! Hm, ſprach Einer
darauf heimlich zu den Andern, der Jude wird ge-
wiß des Koͤnigs Bankier und Hofagent und ſehr
bei ihm in Gnaden ſeyn, da er ihm den Baͤren
zum Beſchuͤtzer mitgab. Wir wollen ihm all’ unſer
Geld ſchenken, ihn aus dem Walde begleiten, und
ihn bitten, daß er uns nicht verrathe. Die Uebri-
gen willigten ein; der fromme Jſraelit erhielt die
großen Schaͤtze und Reichthuͤmer, die ſie zuſammen
geraubt hatten, und ward noch uͤberdies von ihnen
auf einen ſehr guten und ſichern Weg gebracht.
Dieſe wahrhafte Geſchichte zeigt, wie ſchreckliche
Strafe man ſich zuzieht, wenn man den Sabbath
entweihet, und wie herrlich hingegen der Lohn deſ-
ſen iſt, der ihn heiliget *).
*) Sepher Hamaaſe Nr. 138.
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