schmiedete man. Daher muß der Schulklopfer mit der Faust an die Thüre schlagen, um das Zeichen zum Gottesdienst zu geben. Sogar das Klopfen mit den Fingern auf den Tisch, um ein Kind zu beschwichtigen, gilt für eine schreckliche Sünde.
Tanzen ist erlaubt, da es keine Arbeit, son- dern ein Vergnügen ist, und man den Sabbath nicht besser, als durch Fröhlichkeit heiligen kann. Zum Tanz aufspielen müssen aber Christen oder Nichtjuden, denn Abrahams gottseligem Saamen wäre es eine schreckliche Sünde, am Sabbath Mu- sik zu machen, weil es eine Arbeit ist.
Nicht allein die Menschen, auch die Thiere sol- len am Sabbath ruhen und den Feiertag heiligen. Darum darf man keinem Pferde einen Sattel auf- legen; ihn aber abzunehmen, wenn er schon darauf liegt, ist eben so sündlich; auflösen darf man ihn indessen, und wenn das Pferd ihn sich dann selbst abschüttelt oder abwälzt, so ist man ohne Schuld. Ueberhaupt soll an diesem heiligen Tage kein Thier etwas anders tragen, als etwa einen Zaum, einen Halfter, ein Band, oder dergleichen, woran man es leitet. Wer ein Pferd oder ein anderes Thier führt, lasse ja den Zügel nicht über eine Hand- breit zur Erde hinab hängen, sondern faße ihn etwa am äußersten Ende an, denn der heilige, hoch- gelobte Gott glaubt sonst, man trüge etwas, und
ſchmiedete man. Daher muß der Schulklopfer mit der Fauſt an die Thuͤre ſchlagen, um das Zeichen zum Gottesdienſt zu geben. Sogar das Klopfen mit den Fingern auf den Tiſch, um ein Kind zu beſchwichtigen, gilt fuͤr eine ſchreckliche Suͤnde.
Tanzen iſt erlaubt, da es keine Arbeit, ſon- dern ein Vergnuͤgen iſt, und man den Sabbath nicht beſſer, als durch Froͤhlichkeit heiligen kann. Zum Tanz aufſpielen muͤſſen aber Chriſten oder Nichtjuden, denn Abrahams gottſeligem Saamen waͤre es eine ſchreckliche Suͤnde, am Sabbath Mu- ſik zu machen, weil es eine Arbeit iſt.
Nicht allein die Menſchen, auch die Thiere ſol- len am Sabbath ruhen und den Feiertag heiligen. Darum darf man keinem Pferde einen Sattel auf- legen; ihn aber abzunehmen, wenn er ſchon darauf liegt, iſt eben ſo ſuͤndlich; aufloͤſen darf man ihn indeſſen, und wenn das Pferd ihn ſich dann ſelbſt abſchuͤttelt oder abwaͤlzt, ſo iſt man ohne Schuld. Ueberhaupt ſoll an dieſem heiligen Tage kein Thier etwas anders tragen, als etwa einen Zaum, einen Halfter, ein Band, oder dergleichen, woran man es leitet. Wer ein Pferd oder ein anderes Thier fuͤhrt, laſſe ja den Zuͤgel nicht uͤber eine Hand- breit zur Erde hinab haͤngen, ſondern faße ihn etwa am aͤußerſten Ende an, denn der heilige, hoch- gelobte Gott glaubt ſonſt, man truͤge etwas, und
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ſchmiedete man. Daher muß der Schulklopfer mit
der Fauſt an die Thuͤre ſchlagen, um das Zeichen
zum Gottesdienſt zu geben. Sogar das Klopfen
mit den Fingern auf den Tiſch, um ein Kind zu
beſchwichtigen, gilt fuͤr eine ſchreckliche Suͤnde.
Tanzen iſt erlaubt, da es keine Arbeit, ſon-
dern ein Vergnuͤgen iſt, und man den Sabbath
nicht beſſer, als durch Froͤhlichkeit heiligen kann.
Zum Tanz aufſpielen muͤſſen aber Chriſten oder
Nichtjuden, denn Abrahams gottſeligem Saamen
waͤre es eine ſchreckliche Suͤnde, am Sabbath Mu-
ſik zu machen, weil es eine Arbeit iſt.
Nicht allein die Menſchen, auch die Thiere ſol-
len am Sabbath ruhen und den Feiertag heiligen.
Darum darf man keinem Pferde einen Sattel auf-
legen; ihn aber abzunehmen, wenn er ſchon darauf
liegt, iſt eben ſo ſuͤndlich; aufloͤſen darf man ihn
indeſſen, und wenn das Pferd ihn ſich dann ſelbſt
abſchuͤttelt oder abwaͤlzt, ſo iſt man ohne Schuld.
Ueberhaupt ſoll an dieſem heiligen Tage kein Thier
etwas anders tragen, als etwa einen Zaum, einen
Halfter, ein Band, oder dergleichen, woran man
es leitet. Wer ein Pferd oder ein anderes Thier
fuͤhrt, laſſe ja den Zuͤgel nicht uͤber eine Hand-
breit zur Erde hinab haͤngen, ſondern faße ihn
etwa am aͤußerſten Ende an, denn der heilige, hoch-
gelobte Gott glaubt ſonſt, man truͤge etwas, und
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/258>, abgerufen am 26.11.2024.
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