Die Juden haben außer dem Sabbath noch zwei Arten von Festtagen: die hohen Feyertage (Schabosch Regalim), und die guten Tage (Ja- mim Tobhim). Der erstern giebt es nur drei, nemlich das Osterfest, das Pfingstfest oder Fest der Wochen und das Lauberhüttenfest. An diesen Feiertagen mußten sie nemlich, als sie noch in Kanaan waren, jedes Jahr nach Jerusa- lem wallfahrten, um dort dem Gottesdienst im Tempel beizuwohnen. Moses war der Stifter die- ser Feste, und deshalb werden sie noch für beson- ders heilig gehalten. Als sich unter Rehabeam das jüdische Volk in zwei verschiedene monarchische Staa- ten theilte, gaben jene Wallfahrten nach Jerusalem dem Jerobeam, dem neu erwählten Könige der Jsraeliten, d. h. der von Rehabeam abgefallenen Stämme, die Veranlassung, in seinem Lande einen besondern Gottesdienst anzuordnen, wodurch außer der weltlichen, auch eine kirchliche Trennung des jüdischen Volks entstand, welche nachmals für das- selbe die traurigsten Folgen hatte. Uebrigens beweist
Das Oſterfeſt.
Die Juden haben außer dem Sabbath noch zwei Arten von Feſttagen: die hohen Feyertage (Schaboſch Regalim), und die guten Tage (Ja- mim Tobhim). Der erſtern giebt es nur drei, nemlich das Oſterfeſt, das Pfingſtfeſt oder Feſt der Wochen und das Lauberhuͤttenfeſt. An dieſen Feiertagen mußten ſie nemlich, als ſie noch in Kanaan waren, jedes Jahr nach Jeruſa- lem wallfahrten, um dort dem Gottesdienſt im Tempel beizuwohnen. Moſes war der Stifter die- ſer Feſte, und deshalb werden ſie noch fuͤr beſon- ders heilig gehalten. Als ſich unter Rehabeam das juͤdiſche Volk in zwei verſchiedene monarchiſche Staa- ten theilte, gaben jene Wallfahrten nach Jeruſalem dem Jerobeam, dem neu erwaͤhlten Koͤnige der Jſraeliten, d. h. der von Rehabeam abgefallenen Staͤmme, die Veranlaſſung, in ſeinem Lande einen beſondern Gottesdienſt anzuordnen, wodurch außer der weltlichen, auch eine kirchliche Trennung des juͤdiſchen Volks entſtand, welche nachmals fuͤr daſ- ſelbe die traurigſten Folgen hatte. Uebrigens beweist
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Das Oſterfeſt.
Die Juden haben außer dem Sabbath noch zwei
Arten von Feſttagen: die hohen Feyertage
(Schaboſch Regalim), und die guten Tage (Ja-
mim Tobhim). Der erſtern giebt es nur drei,
nemlich das Oſterfeſt, das Pfingſtfeſt oder
Feſt der Wochen und das Lauberhuͤttenfeſt.
An dieſen Feiertagen mußten ſie nemlich, als ſie
noch in Kanaan waren, jedes Jahr nach Jeruſa-
lem wallfahrten, um dort dem Gottesdienſt im
Tempel beizuwohnen. Moſes war der Stifter die-
ſer Feſte, und deshalb werden ſie noch fuͤr beſon-
ders heilig gehalten. Als ſich unter Rehabeam das
juͤdiſche Volk in zwei verſchiedene monarchiſche Staa-
ten theilte, gaben jene Wallfahrten nach Jeruſalem
dem Jerobeam, dem neu erwaͤhlten Koͤnige der
Jſraeliten, d. h. der von Rehabeam abgefallenen
Staͤmme, die Veranlaſſung, in ſeinem Lande einen
beſondern Gottesdienſt anzuordnen, wodurch außer
der weltlichen, auch eine kirchliche Trennung des
juͤdiſchen Volks entſtand, welche nachmals fuͤr daſ-
ſelbe die traurigſten Folgen hatte. Uebrigens beweist
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/290>, abgerufen am 23.11.2024.
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