Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.gebung der ewigen Seligkeit und des Wohlgefallens der Gottheit unendlich versicherter zu werden, als den tugendhaftesten Heiden es möglich war, denen diese sogenannten Gnadenmittel abgiengen; die noch größere Leichtigkeit in der zahlreichsten christlichen Kirche durch erkauften Ablaß allen Folgen des La- sters, auch selbst des noch künftig zu begehenden, auszuweichen: -- diese Lehren haben allerdings die sonst so natürlichen Begriffe von Moralität und Glückseligkeit sehr verwirrt; haben oft Menschen bis zu einem unglaublichen Grade von Verderbtheit ge- leitet, sie zu Lastern gereizt, weil sie die Mittel sich von ihnen zu reinigen, noch ehe sie begangen waren, darboten; haben, so undenkbar es scheinen möchte, sogar in protestantische Erbauungsbücher den Gedanken gebracht, ""daß man, um ein wah- res Kind Gottes zu seyn, zuvor recht gottlos seyn müsse;"" ja sie haben die mörderische Hand der Verbrecher geleitet, die sich selbst der Gerechtigkeit überlieferten und ihr bekannten, daß sie nur allein dem Wunsch, recht glücklich bekehrt zu werden, und ganz gewiß selig zu sterben, das Leben eines un- schuldigen Mitmenschen geopfert hätten." So weit Dohm. Seine Behauptungen werden gebung der ewigen Seligkeit und des Wohlgefallens der Gottheit unendlich verſicherter zu werden, als den tugendhafteſten Heiden es moͤglich war, denen dieſe ſogenannten Gnadenmittel abgiengen; die noch groͤßere Leichtigkeit in der zahlreichſten chriſtlichen Kirche durch erkauften Ablaß allen Folgen des La- ſters, auch ſelbſt des noch kuͤnftig zu begehenden, auszuweichen: — dieſe Lehren haben allerdings die ſonſt ſo natuͤrlichen Begriffe von Moralitaͤt und Gluͤckſeligkeit ſehr verwirrt; haben oft Menſchen bis zu einem unglaublichen Grade von Verderbtheit ge- leitet, ſie zu Laſtern gereizt, weil ſie die Mittel ſich von ihnen zu reinigen, noch ehe ſie begangen waren, darboten; haben, ſo undenkbar es ſcheinen moͤchte, ſogar in proteſtantiſche Erbauungsbuͤcher den Gedanken gebracht, »»daß man, um ein wah- res Kind Gottes zu ſeyn, zuvor recht gottlos ſeyn muͤſſe;«« ja ſie haben die moͤrderiſche Hand der Verbrecher geleitet, die ſich ſelbſt der Gerechtigkeit uͤberlieferten und ihr bekannten, daß ſie nur allein dem Wunſch, recht gluͤcklich bekehrt zu werden, und ganz gewiß ſelig zu ſterben, das Leben eines un- ſchuldigen Mitmenſchen geopfert haͤtten.« So weit Dohm. Seine Behauptungen werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="31"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> gebung der ewigen Seligkeit und des Wohlgefallens<lb/> der Gottheit unendlich verſicherter zu werden, als<lb/> den tugendhafteſten Heiden es moͤglich war, denen<lb/> dieſe ſogenannten Gnadenmittel abgiengen; die noch<lb/> groͤßere Leichtigkeit in der zahlreichſten chriſtlichen<lb/> Kirche durch erkauften Ablaß allen Folgen des La-<lb/> ſters, auch ſelbſt des noch kuͤnftig zu begehenden,<lb/> auszuweichen: — dieſe Lehren haben allerdings die<lb/> ſonſt ſo natuͤrlichen Begriffe von Moralitaͤt und<lb/> Gluͤckſeligkeit ſehr verwirrt; haben oft Menſchen bis<lb/> zu einem unglaublichen Grade von Verderbtheit ge-<lb/> leitet, ſie zu Laſtern gereizt, weil ſie die Mittel<lb/> ſich von ihnen zu reinigen, noch ehe ſie begangen<lb/> waren, darboten; haben, ſo undenkbar es ſcheinen<lb/> moͤchte, ſogar in proteſtantiſche Erbauungsbuͤcher<lb/> den Gedanken gebracht, »»daß man, um ein wah-<lb/> res Kind Gottes zu ſeyn, zuvor recht gottlos ſeyn<lb/> muͤſſe;«« ja ſie haben die moͤrderiſche Hand der<lb/> Verbrecher geleitet, die ſich ſelbſt der Gerechtigkeit<lb/> uͤberlieferten und ihr bekannten, daß ſie nur allein<lb/> dem Wunſch, recht gluͤcklich bekehrt zu werden, und<lb/> ganz gewiß ſelig zu ſterben, das Leben eines un-<lb/> ſchuldigen Mitmenſchen geopfert haͤtten.«</p><lb/> <p>So weit Dohm. Seine Behauptungen werden<lb/> durch Millionen Thatſachen beſtaͤtigt, und laſſen<lb/> ſich alſo nicht leugnen. Jndeſſen muß man doch<lb/> zugeben, daß die Zahl derjenigen Chriſten, welche<lb/> an Vorurtheilen jener Art haͤngen, ſich Gottlob,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [31/0031]
gebung der ewigen Seligkeit und des Wohlgefallens
der Gottheit unendlich verſicherter zu werden, als
den tugendhafteſten Heiden es moͤglich war, denen
dieſe ſogenannten Gnadenmittel abgiengen; die noch
groͤßere Leichtigkeit in der zahlreichſten chriſtlichen
Kirche durch erkauften Ablaß allen Folgen des La-
ſters, auch ſelbſt des noch kuͤnftig zu begehenden,
auszuweichen: — dieſe Lehren haben allerdings die
ſonſt ſo natuͤrlichen Begriffe von Moralitaͤt und
Gluͤckſeligkeit ſehr verwirrt; haben oft Menſchen bis
zu einem unglaublichen Grade von Verderbtheit ge-
leitet, ſie zu Laſtern gereizt, weil ſie die Mittel
ſich von ihnen zu reinigen, noch ehe ſie begangen
waren, darboten; haben, ſo undenkbar es ſcheinen
moͤchte, ſogar in proteſtantiſche Erbauungsbuͤcher
den Gedanken gebracht, »»daß man, um ein wah-
res Kind Gottes zu ſeyn, zuvor recht gottlos ſeyn
muͤſſe;«« ja ſie haben die moͤrderiſche Hand der
Verbrecher geleitet, die ſich ſelbſt der Gerechtigkeit
uͤberlieferten und ihr bekannten, daß ſie nur allein
dem Wunſch, recht gluͤcklich bekehrt zu werden, und
ganz gewiß ſelig zu ſterben, das Leben eines un-
ſchuldigen Mitmenſchen geopfert haͤtten.«
So weit Dohm. Seine Behauptungen werden
durch Millionen Thatſachen beſtaͤtigt, und laſſen
ſich alſo nicht leugnen. Jndeſſen muß man doch
zugeben, daß die Zahl derjenigen Chriſten, welche
an Vorurtheilen jener Art haͤngen, ſich Gottlob,
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