unsere Sünden in die Tiefe des Meeres werfen; Micha 7. V. 19.
Mit einem fröhlichen Abendessen beschließt man den Tag; doch ist es nicht, wie an den übrigen Festtagen, Sitte, sich stark zu berauschen, weil noch so wenig die guten, als die bösen Urtheile, die im Himmel gefällt worden, untersiegelt sind, und also bis zum Versöhnungstage leicht geändert werden können.
Der zweite Neujahrstag wird, gleich dem er- sten gefeiert, weil der hohe Rath zu Jerusalem zwei Tage zu diesem Feste angeordnet haben soll. Am letztern derselben gehen auch die Frauen auf den Begräbnißplatz, und heulen und weinen auf den Gräbern ihrer Verwandten über ihre Sünden und über die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Abends bewaffnen sich die Jungen, und oft die Alten gleichfalls mit Stöcken und hölzernen Säbeln, begeben sich auf ihren Kirchhof und fechten mit wildem unsinnigem Geschrei in der Luft umher, um den gottlosen Sammael oder Satan zu verjagen.
unſere Suͤnden in die Tiefe des Meeres werfen; Micha 7. V. 19.
Mit einem froͤhlichen Abendeſſen beſchließt man den Tag; doch iſt es nicht, wie an den uͤbrigen Feſttagen, Sitte, ſich ſtark zu berauſchen, weil noch ſo wenig die guten, als die boͤſen Urtheile, die im Himmel gefaͤllt worden, unterſiegelt ſind, und alſo bis zum Verſoͤhnungstage leicht geaͤndert werden koͤnnen.
Der zweite Neujahrstag wird, gleich dem er- ſten gefeiert, weil der hohe Rath zu Jeruſalem zwei Tage zu dieſem Feſte angeordnet haben ſoll. Am letztern derſelben gehen auch die Frauen auf den Begraͤbnißplatz, und heulen und weinen auf den Graͤbern ihrer Verwandten uͤber ihre Suͤnden und uͤber die Zerſtoͤrung Jeruſalems und des Tempels. Abends bewaffnen ſich die Jungen, und oft die Alten gleichfalls mit Stoͤcken und hoͤlzernen Saͤbeln, begeben ſich auf ihren Kirchhof und fechten mit wildem unſinnigem Geſchrei in der Luft umher, um den gottloſen Sammael oder Satan zu verjagen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0367"n="367"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
unſere Suͤnden in die Tiefe des Meeres werfen;<lb/>
Micha 7. V. 19.</p><lb/><p>Mit einem froͤhlichen Abendeſſen beſchließt man<lb/>
den Tag; doch iſt es nicht, wie an den uͤbrigen<lb/>
Feſttagen, Sitte, ſich ſtark zu berauſchen, weil noch<lb/>ſo wenig die guten, als die boͤſen Urtheile, die im<lb/>
Himmel gefaͤllt worden, unterſiegelt ſind, und alſo<lb/>
bis zum Verſoͤhnungstage leicht geaͤndert werden<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>Der zweite Neujahrstag wird, gleich dem er-<lb/>ſten gefeiert, weil der hohe Rath zu Jeruſalem zwei<lb/>
Tage zu dieſem Feſte angeordnet haben ſoll. Am<lb/>
letztern derſelben gehen auch die Frauen auf den<lb/>
Begraͤbnißplatz, und heulen und weinen auf den<lb/>
Graͤbern ihrer Verwandten uͤber ihre Suͤnden und<lb/>
uͤber die Zerſtoͤrung Jeruſalems und des Tempels.<lb/>
Abends bewaffnen ſich die Jungen, und oft die<lb/>
Alten gleichfalls mit Stoͤcken und hoͤlzernen Saͤbeln,<lb/>
begeben ſich auf ihren Kirchhof und fechten mit<lb/>
wildem unſinnigem Geſchrei in der Luft umher, um<lb/>
den gottloſen Sammael oder Satan zu verjagen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></body></text></TEI>
[367/0367]
unſere Suͤnden in die Tiefe des Meeres werfen;
Micha 7. V. 19.
Mit einem froͤhlichen Abendeſſen beſchließt man
den Tag; doch iſt es nicht, wie an den uͤbrigen
Feſttagen, Sitte, ſich ſtark zu berauſchen, weil noch
ſo wenig die guten, als die boͤſen Urtheile, die im
Himmel gefaͤllt worden, unterſiegelt ſind, und alſo
bis zum Verſoͤhnungstage leicht geaͤndert werden
koͤnnen.
Der zweite Neujahrstag wird, gleich dem er-
ſten gefeiert, weil der hohe Rath zu Jeruſalem zwei
Tage zu dieſem Feſte angeordnet haben ſoll. Am
letztern derſelben gehen auch die Frauen auf den
Begraͤbnißplatz, und heulen und weinen auf den
Graͤbern ihrer Verwandten uͤber ihre Suͤnden und
uͤber die Zerſtoͤrung Jeruſalems und des Tempels.
Abends bewaffnen ſich die Jungen, und oft die
Alten gleichfalls mit Stoͤcken und hoͤlzernen Saͤbeln,
begeben ſich auf ihren Kirchhof und fechten mit
wildem unſinnigem Geſchrei in der Luft umher, um
den gottloſen Sammael oder Satan zu verjagen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/367>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.