Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



dem es gegeben war, eignete es sich ganz für ein
rohes Volk, dem Vernunft und höhere sittliche Ge-
fühle fehlten. Du sollst, sprach der Gesetzgeber,
ohne auf ein Warum sich einzulassen, oder gar
ein Moralprinzip aufzustellen, welches seinen Un-
tergeordneten als allgemeine Vorschrift für ihre
Handlungen hätte dienen können. Gebote, wie sie
unser göttlicher Erlöser uns gab, wären den bar-
barischen, tiefgesunkenen Juden ganz unverständlich
gewesen, ja sie hätten sogar den Absichten ihres
Gesetzgebers Moses widersprochen, denn hätte die-
ser ihnen heute gesagt: Liebet eure Feinde, segnet
die euch fluchen, oder: was ihr nicht wollt, daß
euch die Leute thun sollen, das thut ihr ihnen auch
nicht; wie hätte er dann, ohne folgewidrig zu han-
deln, ihnen am andern Tage befehlen können:
"überfallt, beraubt und ermordet die ruhigen Ein-
wohner jenseits des Jordans; vertilgt Alles, was
an die Wand p--kelt; nur die schönen Jungfrauen
laßt leben, damit ihr Weiber und Kebsweiber be-
kommt; aber was männlich ist, müsse vertilgt wer-
den?" Moses mußte also, seinem Plan gemäß,
bei solchen Vorschriften stehen bleiben, ohne deren
Beobachtung die Juden durchaus keine dauernde
Staatsgesellschaft bilden konnten. Er verbot Mord,
Diebstahl, Ehebruch, falsche Zeugnisse gegen ihre
Nächsten oder Mitjuden und alle die viehischen La-
ster, denen sie ergeben waren. Außerdem gab er



dem es gegeben war, eignete es ſich ganz fuͤr ein
rohes Volk, dem Vernunft und hoͤhere ſittliche Ge-
fuͤhle fehlten. Du ſollſt, ſprach der Geſetzgeber,
ohne auf ein Warum ſich einzulaſſen, oder gar
ein Moralprinzip aufzuſtellen, welches ſeinen Un-
tergeordneten als allgemeine Vorſchrift fuͤr ihre
Handlungen haͤtte dienen koͤnnen. Gebote, wie ſie
unſer goͤttlicher Erloͤſer uns gab, waͤren den bar-
bariſchen, tiefgeſunkenen Juden ganz unverſtaͤndlich
geweſen, ja ſie haͤtten ſogar den Abſichten ihres
Geſetzgebers Moſes widerſprochen, denn haͤtte die-
ſer ihnen heute geſagt: Liebet eure Feinde, ſegnet
die euch fluchen, oder: was ihr nicht wollt, daß
euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen auch
nicht; wie haͤtte er dann, ohne folgewidrig zu han-
deln, ihnen am andern Tage befehlen koͤnnen:
»uͤberfallt, beraubt und ermordet die ruhigen Ein-
wohner jenſeits des Jordans; vertilgt Alles, was
an die Wand p—kelt; nur die ſchoͤnen Jungfrauen
laßt leben, damit ihr Weiber und Kebsweiber be-
kommt; aber was maͤnnlich iſt, muͤſſe vertilgt wer-
den?« Moſes mußte alſo, ſeinem Plan gemaͤß,
bei ſolchen Vorſchriften ſtehen bleiben, ohne deren
Beobachtung die Juden durchaus keine dauernde
Staatsgeſellſchaft bilden konnten. Er verbot Mord,
Diebſtahl, Ehebruch, falſche Zeugniſſe gegen ihre
Naͤchſten oder Mitjuden und alle die viehiſchen La-
ſter, denen ſie ergeben waren. Außerdem gab er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="7"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
dem es gegeben war, eignete es &#x017F;ich ganz fu&#x0364;r ein<lb/>
rohes Volk, dem Vernunft und ho&#x0364;here &#x017F;ittliche Ge-<lb/>
fu&#x0364;hle fehlten. <hi rendition="#g">Du &#x017F;oll&#x017F;t,</hi> &#x017F;prach der Ge&#x017F;etzgeber,<lb/>
ohne auf ein <hi rendition="#g">Warum</hi> &#x017F;ich einzula&#x017F;&#x017F;en, oder gar<lb/>
ein Moralprinzip aufzu&#x017F;tellen, welches &#x017F;einen Un-<lb/>
tergeordneten als allgemeine Vor&#x017F;chrift fu&#x0364;r ihre<lb/>
Handlungen ha&#x0364;tte dienen ko&#x0364;nnen. Gebote, wie &#x017F;ie<lb/>
un&#x017F;er go&#x0364;ttlicher Erlo&#x0364;&#x017F;er uns gab, wa&#x0364;ren den bar-<lb/>
bari&#x017F;chen, tiefge&#x017F;unkenen Juden ganz unver&#x017F;ta&#x0364;ndlich<lb/>
gewe&#x017F;en, ja &#x017F;ie ha&#x0364;tten &#x017F;ogar den Ab&#x017F;ichten ihres<lb/>
Ge&#x017F;etzgebers Mo&#x017F;es wider&#x017F;prochen, denn ha&#x0364;tte die-<lb/>
&#x017F;er ihnen heute ge&#x017F;agt: Liebet eure Feinde, &#x017F;egnet<lb/>
die euch fluchen, oder: was ihr nicht wollt, daß<lb/>
euch die Leute thun &#x017F;ollen, das thut ihr ihnen auch<lb/>
nicht; wie ha&#x0364;tte er dann, ohne folgewidrig zu han-<lb/>
deln, ihnen am andern Tage befehlen ko&#x0364;nnen:<lb/>
»u&#x0364;berfallt, beraubt und ermordet die ruhigen Ein-<lb/>
wohner jen&#x017F;eits des Jordans; vertilgt Alles, was<lb/>
an die Wand p&#x2014;kelt; nur die &#x017F;cho&#x0364;nen Jungfrauen<lb/>
laßt leben, damit ihr Weiber und Kebsweiber be-<lb/>
kommt; aber was ma&#x0364;nnlich i&#x017F;t, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vertilgt wer-<lb/>
den?« Mo&#x017F;es mußte al&#x017F;o, &#x017F;einem Plan gema&#x0364;ß,<lb/>
bei &#x017F;olchen Vor&#x017F;chriften &#x017F;tehen bleiben, ohne deren<lb/>
Beobachtung die Juden durchaus keine dauernde<lb/>
Staatsge&#x017F;ell&#x017F;chaft bilden konnten. Er verbot Mord,<lb/>
Dieb&#x017F;tahl, Ehebruch, fal&#x017F;che Zeugni&#x017F;&#x017F;e gegen ihre<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten oder Mitjuden und alle die viehi&#x017F;chen La-<lb/>
&#x017F;ter, denen &#x017F;ie ergeben waren. Außerdem gab er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0007] dem es gegeben war, eignete es ſich ganz fuͤr ein rohes Volk, dem Vernunft und hoͤhere ſittliche Ge- fuͤhle fehlten. Du ſollſt, ſprach der Geſetzgeber, ohne auf ein Warum ſich einzulaſſen, oder gar ein Moralprinzip aufzuſtellen, welches ſeinen Un- tergeordneten als allgemeine Vorſchrift fuͤr ihre Handlungen haͤtte dienen koͤnnen. Gebote, wie ſie unſer goͤttlicher Erloͤſer uns gab, waͤren den bar- bariſchen, tiefgeſunkenen Juden ganz unverſtaͤndlich geweſen, ja ſie haͤtten ſogar den Abſichten ihres Geſetzgebers Moſes widerſprochen, denn haͤtte die- ſer ihnen heute geſagt: Liebet eure Feinde, ſegnet die euch fluchen, oder: was ihr nicht wollt, daß euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen auch nicht; wie haͤtte er dann, ohne folgewidrig zu han- deln, ihnen am andern Tage befehlen koͤnnen: »uͤberfallt, beraubt und ermordet die ruhigen Ein- wohner jenſeits des Jordans; vertilgt Alles, was an die Wand p—kelt; nur die ſchoͤnen Jungfrauen laßt leben, damit ihr Weiber und Kebsweiber be- kommt; aber was maͤnnlich iſt, muͤſſe vertilgt wer- den?« Moſes mußte alſo, ſeinem Plan gemaͤß, bei ſolchen Vorſchriften ſtehen bleiben, ohne deren Beobachtung die Juden durchaus keine dauernde Staatsgeſellſchaft bilden konnten. Er verbot Mord, Diebſtahl, Ehebruch, falſche Zeugniſſe gegen ihre Naͤchſten oder Mitjuden und alle die viehiſchen La- ſter, denen ſie ergeben waren. Außerdem gab er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/7
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/7>, abgerufen am 21.11.2024.