Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite



annehmen, daß er es nicht aus Gewissenhaftigkeit,
sondern blos darum that, weil er triftiger Gründe
wegen besorgte, man würde ihm, als einem offen-
bar Meineidigen, den für seinen Verkehr nöthigen
Kredit entziehen, oder weil er sich das Ansehen
eines gewissenhaften Mannes zu geben wünschte.
So kann auch ein Jsraelit vielleicht einmal eine
Börse mit Doppellouisd'or ausschlagen, um sich durch
diese scheinbare Uneigennützigkeit noch mehr in Gunst
zu setzen, und noch größern "Rebbes" zu ma-
chen; keineswegs jedoch aus Gleichgültigkeit gegen
das schöne, edle Metall.

Möchten daher alle Richter und Sachwalter
nach Möglichkeit zu hindern streben, daß kein
Jude gegen einen Christen, und am we-
nigsten dort zu einem Eide gelassen wür-
de, wo sein eigner oder der Vortheil ei-
nes andern Juden in Berührung
kommen
könnte. Auch das Zeugniß eines Juden für einen
Christen gegen einen andern Christen müßte nie,
oder nur in sehr seltenen Fällen zugelassen werden.
Wer kennt nicht den Eigennutz und die Bestechlich-
keit der Kinder Abrahams, die für wenige Gro-
schen schwören, was man begehrt, und wer weiß
es nicht, daß es unter dem vornehmen und niedri-
gen Pöbel der Christen Viele giebt, die sich zwar
ein Gewissen daraus machen, selbst falsch zu schwö-



annehmen, daß er es nicht aus Gewiſſenhaftigkeit,
ſondern blos darum that, weil er triftiger Gruͤnde
wegen beſorgte, man wuͤrde ihm, als einem offen-
bar Meineidigen, den fuͤr ſeinen Verkehr noͤthigen
Kredit entziehen, oder weil er ſich das Anſehen
eines gewiſſenhaften Mannes zu geben wuͤnſchte.
So kann auch ein Jſraelit vielleicht einmal eine
Boͤrſe mit Doppellouisd’or ausſchlagen, um ſich durch
dieſe ſcheinbare Uneigennuͤtzigkeit noch mehr in Gunſt
zu ſetzen, und noch groͤßern »Rebbes« zu ma-
chen; keineswegs jedoch aus Gleichguͤltigkeit gegen
das ſchoͤne, edle Metall.

Moͤchten daher alle Richter und Sachwalter
nach Moͤglichkeit zu hindern ſtreben, daß kein
Jude gegen einen Chriſten, und am we-
nigſten dort zu einem Eide gelaſſen wuͤr-
de, wo ſein eigner oder der Vortheil ei-
nes andern Juden in Beruͤhrung
kommen
koͤnnte. Auch das Zeugniß eines Juden fuͤr einen
Chriſten gegen einen andern Chriſten muͤßte nie,
oder nur in ſehr ſeltenen Faͤllen zugelaſſen werden.
Wer kennt nicht den Eigennutz und die Beſtechlich-
keit der Kinder Abrahams, die fuͤr wenige Gro-
ſchen ſchwoͤren, was man begehrt, und wer weiß
es nicht, daß es unter dem vornehmen und niedri-
gen Poͤbel der Chriſten Viele giebt, die ſich zwar
ein Gewiſſen daraus machen, ſelbſt falſch zu ſchwoͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0074" n="74"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
annehmen, daß er es nicht aus Gewi&#x017F;&#x017F;enhaftigkeit,<lb/>
&#x017F;ondern blos darum that, weil er triftiger Gru&#x0364;nde<lb/>
wegen be&#x017F;orgte, man wu&#x0364;rde ihm, als einem offen-<lb/>
bar Meineidigen, den fu&#x0364;r &#x017F;einen Verkehr no&#x0364;thigen<lb/>
Kredit entziehen, oder weil er &#x017F;ich das An&#x017F;ehen<lb/>
eines gewi&#x017F;&#x017F;enhaften Mannes zu geben wu&#x0364;n&#x017F;chte.<lb/>
So kann auch ein J&#x017F;raelit vielleicht einmal eine<lb/>
Bo&#x0364;r&#x017F;e mit Doppellouisd&#x2019;or aus&#x017F;chlagen, um &#x017F;ich durch<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;cheinbare Uneigennu&#x0364;tzigkeit noch mehr in Gun&#x017F;t<lb/>
zu &#x017F;etzen, und noch gro&#x0364;ßern »<hi rendition="#g">Rebbes</hi>« zu ma-<lb/>
chen; keineswegs jedoch aus Gleichgu&#x0364;ltigkeit gegen<lb/>
das &#x017F;cho&#x0364;ne, edle Metall.</p><lb/>
        <p>Mo&#x0364;chten daher alle Richter und Sachwalter<lb/>
nach Mo&#x0364;glichkeit zu hindern &#x017F;treben, daß <hi rendition="#g">kein<lb/>
Jude gegen einen Chri&#x017F;ten, und am we-<lb/>
nig&#x017F;ten dort zu einem Eide gela&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;r-<lb/>
de, wo &#x017F;ein eigner oder der Vortheil ei-<lb/>
nes andern Juden in Beru&#x0364;hrung</hi> kommen<lb/>
ko&#x0364;nnte. Auch das Zeugniß eines Juden <hi rendition="#g">fu&#x0364;r</hi> einen<lb/>
Chri&#x017F;ten gegen einen andern Chri&#x017F;ten mu&#x0364;ßte nie,<lb/>
oder nur in &#x017F;ehr &#x017F;eltenen Fa&#x0364;llen zugela&#x017F;&#x017F;en werden.<lb/>
Wer kennt nicht den Eigennutz und die Be&#x017F;techlich-<lb/>
keit der Kinder Abrahams, die fu&#x0364;r wenige Gro-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;chwo&#x0364;ren, was man begehrt, und wer weiß<lb/>
es nicht, daß es unter dem vornehmen und niedri-<lb/>
gen Po&#x0364;bel der Chri&#x017F;ten Viele giebt, die &#x017F;ich zwar<lb/>
ein Gewi&#x017F;&#x017F;en daraus machen, &#x017F;elb&#x017F;t fal&#x017F;ch zu &#x017F;chwo&#x0364;-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0074] annehmen, daß er es nicht aus Gewiſſenhaftigkeit, ſondern blos darum that, weil er triftiger Gruͤnde wegen beſorgte, man wuͤrde ihm, als einem offen- bar Meineidigen, den fuͤr ſeinen Verkehr noͤthigen Kredit entziehen, oder weil er ſich das Anſehen eines gewiſſenhaften Mannes zu geben wuͤnſchte. So kann auch ein Jſraelit vielleicht einmal eine Boͤrſe mit Doppellouisd’or ausſchlagen, um ſich durch dieſe ſcheinbare Uneigennuͤtzigkeit noch mehr in Gunſt zu ſetzen, und noch groͤßern »Rebbes« zu ma- chen; keineswegs jedoch aus Gleichguͤltigkeit gegen das ſchoͤne, edle Metall. Moͤchten daher alle Richter und Sachwalter nach Moͤglichkeit zu hindern ſtreben, daß kein Jude gegen einen Chriſten, und am we- nigſten dort zu einem Eide gelaſſen wuͤr- de, wo ſein eigner oder der Vortheil ei- nes andern Juden in Beruͤhrung kommen koͤnnte. Auch das Zeugniß eines Juden fuͤr einen Chriſten gegen einen andern Chriſten muͤßte nie, oder nur in ſehr ſeltenen Faͤllen zugelaſſen werden. Wer kennt nicht den Eigennutz und die Beſtechlich- keit der Kinder Abrahams, die fuͤr wenige Gro- ſchen ſchwoͤren, was man begehrt, und wer weiß es nicht, daß es unter dem vornehmen und niedri- gen Poͤbel der Chriſten Viele giebt, die ſich zwar ein Gewiſſen daraus machen, ſelbſt falſch zu ſchwoͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/74
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/74>, abgerufen am 18.05.2024.