fruchtlos, ja sogar Sünde seyn. Barfuß gehen ist gleichfalls Sünde und besonders im December und Januar höchst gefährlich, weil man dann auf et- was Giftiges von den Katzen treten kann, wovon man geschwollene Füße bekömmt.
Die sittliche und religiöse Bildung der Jsraeli- ten beginnt, wie schon früher bemerkt worden, be- reits im Mutterleibe, wo ein Engel die Kinder das ganze Gesetz lehrt. Wenn sie aber geboren werden, schlägt ihnen ein anderer Engel auf den Mund und dann vergessen sie alles Gelernte. Deshalb müssen sie den Kursus nochmal machen. Wenn sie etwas lallen können, lehrt man sie einige biblische Sprüche und zählen. Jm letztern machen sie die schnellsten Fortschritte. Damit sie auch in feiner Lebensart nicht zurückbleiben, müssen sie an Sab- bathen und Feiertagen ihre Eltern mit den Worten: guten Morgen oder guten Abend, guten Schabbas! begrüßen, und vom siebenten Jahre an erlaubt man ihnen: Gott gebe Dir oder Jhnen einen guten Schabbas! zu sagen, denn früher dürfen sie den Namen Gottes nicht hinzusetzen. Dieser Unterricht ist gewöhnlich mit kleinen Geldgeschenken verbun- den, die dem jüdischen Gedächtniß sehr zu Hülfe kommen.
Ueberhaupt sucht man das Kind schon in den Windeln mit dem Werth der edeln Metalle bekannt zu machen. Geld oder Rechenpfenninge sind das
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fruchtlos, ja ſogar Suͤnde ſeyn. Barfuß gehen iſt gleichfalls Suͤnde und beſonders im December und Januar hoͤchſt gefaͤhrlich, weil man dann auf et- was Giftiges von den Katzen treten kann, wovon man geſchwollene Fuͤße bekoͤmmt.
Die ſittliche und religioͤſe Bildung der Jſraeli- ten beginnt, wie ſchon fruͤher bemerkt worden, be- reits im Mutterleibe, wo ein Engel die Kinder das ganze Geſetz lehrt. Wenn ſie aber geboren werden, ſchlaͤgt ihnen ein anderer Engel auf den Mund und dann vergeſſen ſie alles Gelernte. Deshalb muͤſſen ſie den Kurſus nochmal machen. Wenn ſie etwas lallen koͤnnen, lehrt man ſie einige bibliſche Spruͤche und zaͤhlen. Jm letztern machen ſie die ſchnellſten Fortſchritte. Damit ſie auch in feiner Lebensart nicht zuruͤckbleiben, muͤſſen ſie an Sab- bathen und Feiertagen ihre Eltern mit den Worten: guten Morgen oder guten Abend, guten Schabbas! begruͤßen, und vom ſiebenten Jahre an erlaubt man ihnen: Gott gebe Dir oder Jhnen einen guten Schabbas! zu ſagen, denn fruͤher duͤrfen ſie den Namen Gottes nicht hinzuſetzen. Dieſer Unterricht iſt gewoͤhnlich mit kleinen Geldgeſchenken verbun- den, die dem juͤdiſchen Gedaͤchtniß ſehr zu Huͤlfe kommen.
Ueberhaupt ſucht man das Kind ſchon in den Windeln mit dem Werth der edeln Metalle bekannt zu machen. Geld oder Rechenpfenninge ſind das
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fruchtlos, ja ſogar Suͤnde ſeyn. Barfuß gehen iſt
gleichfalls Suͤnde und beſonders im December und
Januar hoͤchſt gefaͤhrlich, weil man dann auf et-
was Giftiges von den Katzen treten kann, wovon
man geſchwollene Fuͤße bekoͤmmt.
Die ſittliche und religioͤſe Bildung der Jſraeli-
ten beginnt, wie ſchon fruͤher bemerkt worden, be-
reits im Mutterleibe, wo ein Engel die Kinder das
ganze Geſetz lehrt. Wenn ſie aber geboren werden,
ſchlaͤgt ihnen ein anderer Engel auf den Mund
und dann vergeſſen ſie alles Gelernte. Deshalb
muͤſſen ſie den Kurſus nochmal machen. Wenn ſie
etwas lallen koͤnnen, lehrt man ſie einige bibliſche
Spruͤche und zaͤhlen. Jm letztern machen ſie die
ſchnellſten Fortſchritte. Damit ſie auch in feiner
Lebensart nicht zuruͤckbleiben, muͤſſen ſie an Sab-
bathen und Feiertagen ihre Eltern mit den Worten:
guten Morgen oder guten Abend, guten Schabbas!
begruͤßen, und vom ſiebenten Jahre an erlaubt
man ihnen: Gott gebe Dir oder Jhnen einen guten
Schabbas! zu ſagen, denn fruͤher duͤrfen ſie den
Namen Gottes nicht hinzuſetzen. Dieſer Unterricht
iſt gewoͤhnlich mit kleinen Geldgeſchenken verbun-
den, die dem juͤdiſchen Gedaͤchtniß ſehr zu Huͤlfe
kommen.
Ueberhaupt ſucht man das Kind ſchon in den
Windeln mit dem Werth der edeln Metalle bekannt
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/91>, abgerufen am 21.11.2024.
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