Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

keit zeigen soll; daß Priesterweihe und Salbung
der Könige Trug und Thorheiten sind; daß Ge-
walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf-
fenthum und dem Despotismus die wichtigsten
Stützen geraubt.

Man beschuldige mich nicht wegen dieser Aeus-
serungen revolutionärer Gesinnungen! Bei dem
jetzigen Zustande Europa's, wo sich fast alle Staa-
ten unsers Welttheils des Friedens, des blühend-
sten Wohlstandes und der liberalsten Regierungen
erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und
Liebe für die Menschheit geleitet, eifrigst bemüht ist,
diesen gesegneten Zustand uns durch alle mögli-
che
Mittel zu bewahren; wo die Völker von Dank-
barkeit und Verehrung für ihre Herrscher beseelt
sind; wo sollte man da wohl irgend eine gewalt-
same Umwälzung wünschen oder befürchten können?
Die eigenen Handlungen unserer meisten Regenten,
die Verfassungen ihrer Staaten, und ihre Art zu
regieren, müssen ihnen schon Bürge seyn, daß sie
von der Stimmung ihrer Völker nichts zu besorgen
haben. Nur wo despotische Söhne der Ketura
herrschen; wo man allen Wohlstand zu vernichten,
alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen strebt;
wo man, wie vormals in Spanien, durch geistliche
und weltliche Jnquisitionsgerichte und Späher jedes
Wort und jede Miene belauschen läßt, um sodann
den Verdächtigen zur Verantwortung und Strafe

12 *

keit zeigen ſoll; daß Prieſterweihe und Salbung
der Koͤnige Trug und Thorheiten ſind; daß Ge-
walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf-
fenthum und dem Despotismus die wichtigſten
Stuͤtzen geraubt.

Man beſchuldige mich nicht wegen dieſer Aeuſ-
ſerungen revolutionaͤrer Geſinnungen! Bei dem
jetzigen Zuſtande Europa’s, wo ſich faſt alle Staa-
ten unſers Welttheils des Friedens, des bluͤhend-
ſten Wohlſtandes und der liberalſten Regierungen
erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und
Liebe fuͤr die Menſchheit geleitet, eifrigſt bemuͤht iſt,
dieſen geſegneten Zuſtand uns durch alle moͤgli-
che
Mittel zu bewahren; wo die Voͤlker von Dank-
barkeit und Verehrung fuͤr ihre Herrſcher beſeelt
ſind; wo ſollte man da wohl irgend eine gewalt-
ſame Umwaͤlzung wuͤnſchen oder befuͤrchten koͤnnen?
Die eigenen Handlungen unſerer meiſten Regenten,
die Verfaſſungen ihrer Staaten, und ihre Art zu
regieren, muͤſſen ihnen ſchon Buͤrge ſeyn, daß ſie
von der Stimmung ihrer Voͤlker nichts zu beſorgen
haben. Nur wo despotiſche Soͤhne der Ketura
herrſchen; wo man allen Wohlſtand zu vernichten,
alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen ſtrebt;
wo man, wie vormals in Spanien, durch geiſtliche
und weltliche Jnquiſitionsgerichte und Spaͤher jedes
Wort und jede Miene belauſchen laͤßt, um ſodann
den Verdaͤchtigen zur Verantwortung und Strafe

12 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0139" n="139"/>
keit zeigen &#x017F;oll; daß Prie&#x017F;terweihe und Salbung<lb/>
der Ko&#x0364;nige Trug und Thorheiten &#x017F;ind; daß Ge-<lb/>
walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf-<lb/>
fenthum und dem Despotismus die wichtig&#x017F;ten<lb/>
Stu&#x0364;tzen geraubt.</p><lb/>
        <p>Man be&#x017F;chuldige mich nicht wegen die&#x017F;er Aeu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erungen revolutiona&#x0364;rer Ge&#x017F;innungen! Bei dem<lb/>
jetzigen Zu&#x017F;tande Europa&#x2019;s, wo &#x017F;ich fa&#x017F;t alle Staa-<lb/>
ten un&#x017F;ers Welttheils des Friedens, des blu&#x0364;hend-<lb/>
&#x017F;ten Wohl&#x017F;tandes und der liberal&#x017F;ten Regierungen<lb/>
erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und<lb/>
Liebe fu&#x0364;r die Men&#x017F;chheit geleitet, eifrig&#x017F;t bemu&#x0364;ht i&#x017F;t,<lb/>
die&#x017F;en ge&#x017F;egneten Zu&#x017F;tand uns durch <hi rendition="#g">alle mo&#x0364;gli-<lb/>
che</hi> Mittel zu bewahren; wo die Vo&#x0364;lker von Dank-<lb/>
barkeit und Verehrung fu&#x0364;r ihre Herr&#x017F;cher be&#x017F;eelt<lb/>
&#x017F;ind; wo &#x017F;ollte man da wohl irgend eine gewalt-<lb/>
&#x017F;ame Umwa&#x0364;lzung wu&#x0364;n&#x017F;chen oder befu&#x0364;rchten ko&#x0364;nnen?<lb/>
Die eigenen Handlungen un&#x017F;erer mei&#x017F;ten Regenten,<lb/>
die Verfa&#x017F;&#x017F;ungen ihrer Staaten, und ihre Art zu<lb/>
regieren, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihnen &#x017F;chon Bu&#x0364;rge &#x017F;eyn, daß &#x017F;ie<lb/>
von der Stimmung ihrer Vo&#x0364;lker nichts zu be&#x017F;orgen<lb/>
haben. Nur wo despoti&#x017F;che So&#x0364;hne der Ketura<lb/>
herr&#x017F;chen; wo man allen Wohl&#x017F;tand zu vernichten,<lb/>
alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen &#x017F;trebt;<lb/>
wo man, wie vormals in Spanien, durch gei&#x017F;tliche<lb/>
und weltliche Jnqui&#x017F;itionsgerichte und Spa&#x0364;her jedes<lb/>
Wort und jede Miene belau&#x017F;chen la&#x0364;ßt, um &#x017F;odann<lb/>
den Verda&#x0364;chtigen zur Verantwortung und Strafe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0139] keit zeigen ſoll; daß Prieſterweihe und Salbung der Koͤnige Trug und Thorheiten ſind; daß Ge- walt kein Recht giebt; dann habt Jhr dem Pfaf- fenthum und dem Despotismus die wichtigſten Stuͤtzen geraubt. Man beſchuldige mich nicht wegen dieſer Aeuſ- ſerungen revolutionaͤrer Geſinnungen! Bei dem jetzigen Zuſtande Europa’s, wo ſich faſt alle Staa- ten unſers Welttheils des Friedens, des bluͤhend- ſten Wohlſtandes und der liberalſten Regierungen erfreuen; wo ein heiliger Bund, von Weisheit und Liebe fuͤr die Menſchheit geleitet, eifrigſt bemuͤht iſt, dieſen geſegneten Zuſtand uns durch alle moͤgli- che Mittel zu bewahren; wo die Voͤlker von Dank- barkeit und Verehrung fuͤr ihre Herrſcher beſeelt ſind; wo ſollte man da wohl irgend eine gewalt- ſame Umwaͤlzung wuͤnſchen oder befuͤrchten koͤnnen? Die eigenen Handlungen unſerer meiſten Regenten, die Verfaſſungen ihrer Staaten, und ihre Art zu regieren, muͤſſen ihnen ſchon Buͤrge ſeyn, daß ſie von der Stimmung ihrer Voͤlker nichts zu beſorgen haben. Nur wo despotiſche Soͤhne der Ketura herrſchen; wo man allen Wohlſtand zu vernichten, alle freie Gedankenmittheilung zu hemmen ſtrebt; wo man, wie vormals in Spanien, durch geiſtliche und weltliche Jnquiſitionsgerichte und Spaͤher jedes Wort und jede Miene belauſchen laͤßt, um ſodann den Verdaͤchtigen zur Verantwortung und Strafe 12 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/139
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/139>, abgerufen am 15.05.2024.