Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne zugleich das Bücherverleihen, selbst das un-
entgeldliche, das Abschreiben einzelner Stellen, das
Vorlesen in Gesellschaften, das mündliche Erzählen
des Jnhalts, und dergleichen als unsittlich und
widerrechtlich zu verdammen? Jhr werdet ja hie-
durch offenbar noch weit mehr, als durch die Nach-
drucker in Eurem Absatze, in "Eurem Verkehr"
beeinträchtigt, und deshalb ist ja nur, wie ihr
sagt, der Nachdrucker ein Dieb und ein Spitzbube,
weil er euch in "eurem Verkehr" nachtheilig
ist. Warum wollt Jhr, gerechten Männer, denn
nicht über die andern, die euch eben so schädlich
und zum Theil noch schädlicher, und folglich eben
so unmoralisch und schlecht, und zum Theil sogar
noch unmoralischer und schlechter sind, als die Nach-
drucker, warum wollt ihr nicht über jene dieselbe
Verdammniß ergehen lassen, wie über die wenigen
Nachdrucker? Gleicht ihr nicht offenbar dem dum-
men Schäfer, welcher dem Fuchs nachläuft, der
ihm ein Hühnchen stahl, und sich unterdessen von
den Wölfen seine ganze Heerde rauben läßt?

Jch stimme den Buchhändlern übrigens völlig
bei: Jeder, der sie in ihrem Verkehr im Min-
desten benachtheiligt, ist ein Schurke, ein Schelm,
ein Spitzbube, ein Räuber, ein Dieb, und wie
diese feinen Ehrentitel weiter heißen. Jeder Ver-
leger ist, wie Sie, Herr Abgeordneter und Herr
Cella durch eine hübsche Parabel sehr treffend gezeigt

ohne zugleich das Buͤcherverleihen, ſelbſt das un-
entgeldliche, das Abſchreiben einzelner Stellen, das
Vorleſen in Geſellſchaften, das muͤndliche Erzaͤhlen
des Jnhalts, und dergleichen als unſittlich und
widerrechtlich zu verdammen? Jhr werdet ja hie-
durch offenbar noch weit mehr, als durch die Nach-
drucker in Eurem Abſatze, in »Eurem Verkehr«
beeintraͤchtigt, und deshalb iſt ja nur, wie ihr
ſagt, der Nachdrucker ein Dieb und ein Spitzbube,
weil er euch in »eurem Verkehr« nachtheilig
iſt. Warum wollt Jhr, gerechten Maͤnner, denn
nicht uͤber die andern, die euch eben ſo ſchaͤdlich
und zum Theil noch ſchaͤdlicher, und folglich eben
ſo unmoraliſch und ſchlecht, und zum Theil ſogar
noch unmoraliſcher und ſchlechter ſind, als die Nach-
drucker, warum wollt ihr nicht uͤber jene dieſelbe
Verdammniß ergehen laſſen, wie uͤber die wenigen
Nachdrucker? Gleicht ihr nicht offenbar dem dum-
men Schaͤfer, welcher dem Fuchs nachlaͤuft, der
ihm ein Huͤhnchen ſtahl, und ſich unterdeſſen von
den Woͤlfen ſeine ganze Heerde rauben laͤßt?

Jch ſtimme den Buchhaͤndlern uͤbrigens voͤllig
bei: Jeder, der ſie in ihrem Verkehr im Min-
deſten benachtheiligt, iſt ein Schurke, ein Schelm,
ein Spitzbube, ein Raͤuber, ein Dieb, und wie
dieſe feinen Ehrentitel weiter heißen. Jeder Ver-
leger iſt, wie Sie, Herr Abgeordneter und Herr
Cella durch eine huͤbſche Parabel ſehr treffend gezeigt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="23"/>
ohne zugleich das Bu&#x0364;cherverleihen, &#x017F;elb&#x017F;t das un-<lb/>
entgeldliche, das Ab&#x017F;chreiben einzelner Stellen, das<lb/>
Vorle&#x017F;en in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, das mu&#x0364;ndliche Erza&#x0364;hlen<lb/>
des Jnhalts, und dergleichen als un&#x017F;ittlich und<lb/>
widerrechtlich zu verdammen? Jhr werdet ja hie-<lb/>
durch offenbar noch weit mehr, als durch die Nach-<lb/>
drucker in Eurem Ab&#x017F;atze, in »<hi rendition="#g">Eurem Verkehr</hi>«<lb/>
beeintra&#x0364;chtigt, und deshalb i&#x017F;t ja nur, wie ihr<lb/>
&#x017F;agt, der Nachdrucker ein Dieb und ein Spitzbube,<lb/>
weil er euch in »<hi rendition="#g">eurem Verkehr</hi>« nachtheilig<lb/>
i&#x017F;t. Warum wollt Jhr, gerechten Ma&#x0364;nner, denn<lb/>
nicht u&#x0364;ber die andern, die euch eben &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;dlich<lb/>
und zum Theil noch &#x017F;cha&#x0364;dlicher, und folglich eben<lb/>
&#x017F;o unmorali&#x017F;ch und &#x017F;chlecht, und zum Theil &#x017F;ogar<lb/>
noch unmorali&#x017F;cher und &#x017F;chlechter &#x017F;ind, als die Nach-<lb/>
drucker, warum wollt ihr nicht u&#x0364;ber jene die&#x017F;elbe<lb/>
Verdammniß ergehen la&#x017F;&#x017F;en, wie u&#x0364;ber die wenigen<lb/>
Nachdrucker? Gleicht ihr nicht offenbar dem dum-<lb/>
men Scha&#x0364;fer, welcher dem Fuchs nachla&#x0364;uft, der<lb/>
ihm ein Hu&#x0364;hnchen &#x017F;tahl, und &#x017F;ich unterde&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
den Wo&#x0364;lfen &#x017F;eine ganze Heerde rauben la&#x0364;ßt?</p><lb/>
        <p>Jch &#x017F;timme den Buchha&#x0364;ndlern u&#x0364;brigens vo&#x0364;llig<lb/>
bei: Jeder, der &#x017F;ie in <hi rendition="#g">ihrem Verkehr</hi> im Min-<lb/>
de&#x017F;ten benachtheiligt, i&#x017F;t ein Schurke, ein Schelm,<lb/>
ein Spitzbube, ein Ra&#x0364;uber, ein Dieb, und wie<lb/>
die&#x017F;e feinen Ehrentitel weiter heißen. Jeder Ver-<lb/>
leger i&#x017F;t, wie Sie, Herr Abgeordneter und Herr<lb/>
Cella durch eine hu&#x0364;b&#x017F;che Parabel &#x017F;ehr treffend gezeigt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0023] ohne zugleich das Buͤcherverleihen, ſelbſt das un- entgeldliche, das Abſchreiben einzelner Stellen, das Vorleſen in Geſellſchaften, das muͤndliche Erzaͤhlen des Jnhalts, und dergleichen als unſittlich und widerrechtlich zu verdammen? Jhr werdet ja hie- durch offenbar noch weit mehr, als durch die Nach- drucker in Eurem Abſatze, in »Eurem Verkehr« beeintraͤchtigt, und deshalb iſt ja nur, wie ihr ſagt, der Nachdrucker ein Dieb und ein Spitzbube, weil er euch in »eurem Verkehr« nachtheilig iſt. Warum wollt Jhr, gerechten Maͤnner, denn nicht uͤber die andern, die euch eben ſo ſchaͤdlich und zum Theil noch ſchaͤdlicher, und folglich eben ſo unmoraliſch und ſchlecht, und zum Theil ſogar noch unmoraliſcher und ſchlechter ſind, als die Nach- drucker, warum wollt ihr nicht uͤber jene dieſelbe Verdammniß ergehen laſſen, wie uͤber die wenigen Nachdrucker? Gleicht ihr nicht offenbar dem dum- men Schaͤfer, welcher dem Fuchs nachlaͤuft, der ihm ein Huͤhnchen ſtahl, und ſich unterdeſſen von den Woͤlfen ſeine ganze Heerde rauben laͤßt? Jch ſtimme den Buchhaͤndlern uͤbrigens voͤllig bei: Jeder, der ſie in ihrem Verkehr im Min- deſten benachtheiligt, iſt ein Schurke, ein Schelm, ein Spitzbube, ein Raͤuber, ein Dieb, und wie dieſe feinen Ehrentitel weiter heißen. Jeder Ver- leger iſt, wie Sie, Herr Abgeordneter und Herr Cella durch eine huͤbſche Parabel ſehr treffend gezeigt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/23
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/23>, abgerufen am 03.12.2024.