theil fürstlicher Huren, habsüchtiger Juden und ad- licher Taugenichtse und Höflinge säkularisirt worden war. Von Millionen Gulden kamen oft kaum hundert in die öffentlichen Staatskassen, und von diesen hundert wurden selten kaum zehn für das allgemeine Beste verwandt. Was die Fürsten er- hielten, war in der Regel von geringer Bedeutung, denn Spitzbuben jeglicher Art, Minister, Kommis- säre, Juden, Kammerherren, Pfaffen, Zofen, Schreiber und Lakaien theilten den größten und be- sten Theil der Beute unter sich, und den armen betrogenen Völkern ließ man nicht einmal ein Hem- de, um ihre Blöße bedecken, nicht einmal ein Schnupftuch, um ihre Thränen abtrocknen zu kön- nen. Man frage nur in den meisten der vormals so gelobten Länder glänzender Bischofsitze, reicher Abteien, Klöster und Pfründen, und man wird, fast überall, die Wahrheit bestätiget finden. Dies teuflische, ungerechte Verfahren gegen die Völker, zu deren Entschädigung jene geistlichen Besitzthümer bestimmt waren und rechtlich nur bestimmt werden konnten, zog der Säkularisation manche Gegner zu, die früher selbst diese Maßregel gewünscht und dazu beigetragen hatten.
Was helfen uns alle Säkularisationen und alle Vergrößerungen unserer Gebieter? sagten Bürger und Bauern. Je größer und mächtiger sie werden, desto schwerer und drückender werden die Lasten
theil fuͤrſtlicher Huren, habſuͤchtiger Juden und ad- licher Taugenichtſe und Hoͤflinge ſaͤkulariſirt worden war. Von Millionen Gulden kamen oft kaum hundert in die oͤffentlichen Staatskaſſen, und von dieſen hundert wurden ſelten kaum zehn fuͤr das allgemeine Beſte verwandt. Was die Fuͤrſten er- hielten, war in der Regel von geringer Bedeutung, denn Spitzbuben jeglicher Art, Miniſter, Kommiſ- ſaͤre, Juden, Kammerherren, Pfaffen, Zofen, Schreiber und Lakaien theilten den groͤßten und be- ſten Theil der Beute unter ſich, und den armen betrogenen Voͤlkern ließ man nicht einmal ein Hem- de, um ihre Bloͤße bedecken, nicht einmal ein Schnupftuch, um ihre Thraͤnen abtrocknen zu koͤn- nen. Man frage nur in den meiſten der vormals ſo gelobten Laͤnder glaͤnzender Biſchofſitze, reicher Abteien, Kloͤſter und Pfruͤnden, und man wird, faſt uͤberall, die Wahrheit beſtaͤtiget finden. Dies teufliſche, ungerechte Verfahren gegen die Voͤlker, zu deren Entſchaͤdigung jene geiſtlichen Beſitzthuͤmer beſtimmt waren und rechtlich nur beſtimmt werden konnten, zog der Saͤkulariſation manche Gegner zu, die fruͤher ſelbſt dieſe Maßregel gewuͤnſcht und dazu beigetragen hatten.
Was helfen uns alle Saͤkulariſationen und alle Vergroͤßerungen unſerer Gebieter? ſagten Buͤrger und Bauern. Je groͤßer und maͤchtiger ſie werden, deſto ſchwerer und druͤckender werden die Laſten
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theil fuͤrſtlicher Huren, habſuͤchtiger Juden und ad-
licher Taugenichtſe und Hoͤflinge ſaͤkulariſirt worden
war. Von Millionen Gulden kamen oft kaum
hundert in die oͤffentlichen Staatskaſſen, und von
dieſen hundert wurden ſelten kaum zehn fuͤr das
allgemeine Beſte verwandt. Was die Fuͤrſten er-
hielten, war in der Regel von geringer Bedeutung,
denn Spitzbuben jeglicher Art, Miniſter, Kommiſ-
ſaͤre, Juden, Kammerherren, Pfaffen, Zofen,
Schreiber und Lakaien theilten den groͤßten und be-
ſten Theil der Beute unter ſich, und den armen
betrogenen Voͤlkern ließ man nicht einmal ein Hem-
de, um ihre Bloͤße bedecken, nicht einmal ein
Schnupftuch, um ihre Thraͤnen abtrocknen zu koͤn-
nen. Man frage nur in den meiſten der vormals
ſo gelobten Laͤnder glaͤnzender Biſchofſitze, reicher
Abteien, Kloͤſter und Pfruͤnden, und man wird,
faſt uͤberall, die Wahrheit beſtaͤtiget finden. Dies
teufliſche, ungerechte Verfahren gegen die Voͤlker,
zu deren Entſchaͤdigung jene geiſtlichen Beſitzthuͤmer
beſtimmt waren und rechtlich nur beſtimmt werden
konnten, zog der Saͤkulariſation manche Gegner
zu, die fruͤher ſelbſt dieſe Maßregel gewuͤnſcht und
dazu beigetragen hatten.
Was helfen uns alle Saͤkulariſationen und alle
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/284>, abgerufen am 21.11.2024.
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