Menschheit! Möge mit Pius dem Siebenten der letzte legitime Sprößling des heiligen Petrus er- blassen; möge das ängstliche Seufzen und Harren frommer Gläubigen, die nichts unbilliger finden, als daß die Hierarchie noch nicht in ihrem vollen Glanze wieder hergestellt ist, und daß in den deutschen und schweizerischen Ländern immer noch die Einsetzung von Erzbischöfen und Bischöfen verzögert wird, unerfüllt bleiben; die Menschheit wird sicherlich dadurch weder an irdischen, noch an himmlischen Gütern verlieren. Wer Wünsche dieser Art hegen, und ihre Gewährung als eine der wich- tigsten Pflichten der Fürsten und Regierungen dar- zustellen sucht, mag es sehr gut mit den Pfaffen meinen, aber nicht gut mit den Völkern! Wenn unsere Regenten nur das Uebrige halten, was sie in der Angst ihres Herzens so heilig gelobt haben, dann mag man ihnen die Wiederherstellung bischöf- licher und pfäffischer Basilisken und Basiliken gerne erlassen.
Wir wenden uns jetzt zu den Kardinaltugen- den des Mönchthums! Wer vermöchte es wohl, die Menge der Greuel zu schildern, die in den hei- ligen, der Frömmigkeit geweiheten Hallen der Klö- ster seit vielen Jahrhunderten verübt wurden? Wo ist eine Zahl für die Millionen Thränen, die in ihren finstern Mauern geweint sind, für alle die Seufzer und Flüche, die von Niemanden, als dem
Menſchheit! Moͤge mit Pius dem Siebenten der letzte legitime Sproͤßling des heiligen Petrus er- blaſſen; moͤge das aͤngſtliche Seufzen und Harren frommer Glaͤubigen, die nichts unbilliger finden, als daß die Hierarchie noch nicht in ihrem vollen Glanze wieder hergeſtellt iſt, und daß in den deutſchen und ſchweizeriſchen Laͤndern immer noch die Einſetzung von Erzbiſchoͤfen und Biſchoͤfen verzoͤgert wird, unerfuͤllt bleiben; die Menſchheit wird ſicherlich dadurch weder an irdiſchen, noch an himmliſchen Guͤtern verlieren. Wer Wuͤnſche dieſer Art hegen, und ihre Gewaͤhrung als eine der wich- tigſten Pflichten der Fuͤrſten und Regierungen dar- zuſtellen ſucht, mag es ſehr gut mit den Pfaffen meinen, aber nicht gut mit den Voͤlkern! Wenn unſere Regenten nur das Uebrige halten, was ſie in der Angſt ihres Herzens ſo heilig gelobt haben, dann mag man ihnen die Wiederherſtellung biſchoͤf- licher und pfaͤffiſcher Baſilisken und Baſiliken gerne erlaſſen.
Wir wenden uns jetzt zu den Kardinaltugen- den des Moͤnchthums! Wer vermoͤchte es wohl, die Menge der Greuel zu ſchildern, die in den hei- ligen, der Froͤmmigkeit geweiheten Hallen der Kloͤ- ſter ſeit vielen Jahrhunderten veruͤbt wurden? Wo iſt eine Zahl fuͤr die Millionen Thraͤnen, die in ihren finſtern Mauern geweint ſind, fuͤr alle die Seufzer und Fluͤche, die von Niemanden, als dem
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Menſchheit! Moͤge mit Pius dem Siebenten der
letzte legitime Sproͤßling des heiligen Petrus er-
blaſſen; moͤge das aͤngſtliche Seufzen und Harren
frommer Glaͤubigen, die nichts unbilliger finden,
als daß die Hierarchie noch nicht in ihrem
vollen Glanze wieder hergeſtellt iſt, und daß in
den deutſchen und ſchweizeriſchen Laͤndern immer
noch die Einſetzung von Erzbiſchoͤfen und Biſchoͤfen
verzoͤgert wird, unerfuͤllt bleiben; die Menſchheit
wird ſicherlich dadurch weder an irdiſchen, noch an
himmliſchen Guͤtern verlieren. Wer Wuͤnſche dieſer
Art hegen, und ihre Gewaͤhrung als eine der wich-
tigſten Pflichten der Fuͤrſten und Regierungen dar-
zuſtellen ſucht, mag es ſehr gut mit den Pfaffen
meinen, aber nicht gut mit den Voͤlkern! Wenn
unſere Regenten nur das Uebrige halten, was ſie
in der Angſt ihres Herzens ſo heilig gelobt haben,
dann mag man ihnen die Wiederherſtellung biſchoͤf-
licher und pfaͤffiſcher Baſilisken und Baſiliken
gerne erlaſſen.
Wir wenden uns jetzt zu den Kardinaltugen-
den des Moͤnchthums! Wer vermoͤchte es wohl,
die Menge der Greuel zu ſchildern, die in den hei-
ligen, der Froͤmmigkeit geweiheten Hallen der Kloͤ-
ſter ſeit vielen Jahrhunderten veruͤbt wurden? Wo
iſt eine Zahl fuͤr die Millionen Thraͤnen, die in
ihren finſtern Mauern geweint ſind, fuͤr alle die
Seufzer und Fluͤche, die von Niemanden, als dem
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/298>, abgerufen am 21.11.2024.
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