Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Dieser hat alle Kosten aus seinen eigenen Mitteln
bestritten, und dem Eigenthümer des ersten Gar-
tens, dem Vordrucker keinen Kreuzer gestohlen; er
sehe nur seine Kasse nach, und zähle alles Geld,
was er gehabt hat: kein Heller wird ihm fehlen,
wenigstens nicht durch die Schuld des Nachbildners
oder Nachdruckers. Daß er mehr hätte haben
können,
wenn der Nachbildner oder Nachdrucker
nicht seinen Garten angelegt, und nicht ebenfalls
Schlüssel verkauft hätte, ist ein albernes Gewäsch!
Womit will er beweisen, daß einer von allen den
Leuten, die dem Nachbildner für einen wohlfeilen
Schlüssel und die Eintrittsbewilligung drei Thaler
zahlten, ihm würde zehn Thaler gegeben haben,
um seinen Garten voll Schmutz und Unkraut (Lösch-
papier und Druckfehler) zu sehen, und sich zu --
ärgern? Und könnte er Jenes auch wirklich dar-
thun, wie darf er denn den Nachbildner, der ihm
nie einen Heller gestohlen hat, und dem er über-
haupt nichts Unsittliches vorwerfen kann, einen
schlechten Menschen, und wohl gar einen Dieb und
Räuber nennen? Der Kaffeewirth, bei welchem ich
wohne, könnte gleichfalls weit mehr haben,
wenn in dieser Stadt nicht noch drei andere Kaffee-
häuser wären; allein ich möchte es ihm nicht ra-
then, einen seiner Nebenwirthe einen Schelm und
Spitzbuben oder einen unrechtlichen Mann zu nen-
nen; und es wird ihm ohnehin nie in den Sinn

Dieſer hat alle Koſten aus ſeinen eigenen Mitteln
beſtritten, und dem Eigenthuͤmer des erſten Gar-
tens, dem Vordrucker keinen Kreuzer geſtohlen; er
ſehe nur ſeine Kaſſe nach, und zaͤhle alles Geld,
was er gehabt hat: kein Heller wird ihm fehlen,
wenigſtens nicht durch die Schuld des Nachbildners
oder Nachdruckers. Daß er mehr haͤtte haben
koͤnnen,
wenn der Nachbildner oder Nachdrucker
nicht ſeinen Garten angelegt, und nicht ebenfalls
Schluͤſſel verkauft haͤtte, iſt ein albernes Gewaͤſch!
Womit will er beweiſen, daß einer von allen den
Leuten, die dem Nachbildner fuͤr einen wohlfeilen
Schluͤſſel und die Eintrittsbewilligung drei Thaler
zahlten, ihm wuͤrde zehn Thaler gegeben haben,
um ſeinen Garten voll Schmutz und Unkraut (Loͤſch-
papier und Druckfehler) zu ſehen, und ſich zu —
aͤrgern? Und koͤnnte er Jenes auch wirklich dar-
thun, wie darf er denn den Nachbildner, der ihm
nie einen Heller geſtohlen hat, und dem er uͤber-
haupt nichts Unſittliches vorwerfen kann, einen
ſchlechten Menſchen, und wohl gar einen Dieb und
Raͤuber nennen? Der Kaffeewirth, bei welchem ich
wohne, koͤnnte gleichfalls weit mehr haben,
wenn in dieſer Stadt nicht noch drei andere Kaffee-
haͤuſer waͤren; allein ich moͤchte es ihm nicht ra-
then, einen ſeiner Nebenwirthe einen Schelm und
Spitzbuben oder einen unrechtlichen Mann zu nen-
nen; und es wird ihm ohnehin nie in den Sinn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="30"/>
Die&#x017F;er hat alle Ko&#x017F;ten aus &#x017F;einen eigenen Mitteln<lb/>
be&#x017F;tritten, und dem Eigenthu&#x0364;mer des er&#x017F;ten Gar-<lb/>
tens, dem Vordrucker keinen Kreuzer ge&#x017F;tohlen; er<lb/>
&#x017F;ehe nur &#x017F;eine Ka&#x017F;&#x017F;e nach, und za&#x0364;hle alles Geld,<lb/>
was er <hi rendition="#g">gehabt hat:</hi> kein Heller wird ihm fehlen,<lb/>
wenig&#x017F;tens nicht durch die Schuld des Nachbildners<lb/>
oder Nachdruckers. Daß er <hi rendition="#g">mehr ha&#x0364;tte haben<lb/>
ko&#x0364;nnen,</hi> wenn der Nachbildner oder Nachdrucker<lb/>
nicht &#x017F;einen Garten angelegt, und nicht ebenfalls<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el verkauft ha&#x0364;tte, i&#x017F;t ein albernes Gewa&#x0364;&#x017F;ch!<lb/>
Womit will er bewei&#x017F;en, daß einer von allen den<lb/>
Leuten, die dem Nachbildner fu&#x0364;r einen wohlfeilen<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el und die Eintrittsbewilligung drei Thaler<lb/>
zahlten, ihm wu&#x0364;rde zehn Thaler gegeben haben,<lb/>
um &#x017F;einen Garten voll Schmutz und Unkraut (Lo&#x0364;&#x017F;ch-<lb/>
papier und Druckfehler) zu &#x017F;ehen, und &#x017F;ich zu &#x2014;<lb/>
a&#x0364;rgern? Und ko&#x0364;nnte er Jenes auch wirklich dar-<lb/>
thun, wie darf er denn den Nachbildner, der ihm<lb/>
nie einen Heller ge&#x017F;tohlen hat, und dem er u&#x0364;ber-<lb/>
haupt nichts Un&#x017F;ittliches vorwerfen kann, einen<lb/>
&#x017F;chlechten Men&#x017F;chen, und wohl gar einen Dieb und<lb/>
Ra&#x0364;uber nennen? Der Kaffeewirth, bei welchem ich<lb/>
wohne, <hi rendition="#g">ko&#x0364;nnte</hi> gleichfalls <hi rendition="#g">weit mehr haben,</hi><lb/>
wenn in die&#x017F;er Stadt nicht noch drei andere Kaffee-<lb/>
ha&#x0364;u&#x017F;er wa&#x0364;ren; allein ich mo&#x0364;chte es ihm nicht ra-<lb/>
then, einen &#x017F;einer Nebenwirthe einen Schelm und<lb/>
Spitzbuben oder einen unrechtlichen Mann zu nen-<lb/>
nen; und es wird ihm ohnehin nie in den Sinn<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0030] Dieſer hat alle Koſten aus ſeinen eigenen Mitteln beſtritten, und dem Eigenthuͤmer des erſten Gar- tens, dem Vordrucker keinen Kreuzer geſtohlen; er ſehe nur ſeine Kaſſe nach, und zaͤhle alles Geld, was er gehabt hat: kein Heller wird ihm fehlen, wenigſtens nicht durch die Schuld des Nachbildners oder Nachdruckers. Daß er mehr haͤtte haben koͤnnen, wenn der Nachbildner oder Nachdrucker nicht ſeinen Garten angelegt, und nicht ebenfalls Schluͤſſel verkauft haͤtte, iſt ein albernes Gewaͤſch! Womit will er beweiſen, daß einer von allen den Leuten, die dem Nachbildner fuͤr einen wohlfeilen Schluͤſſel und die Eintrittsbewilligung drei Thaler zahlten, ihm wuͤrde zehn Thaler gegeben haben, um ſeinen Garten voll Schmutz und Unkraut (Loͤſch- papier und Druckfehler) zu ſehen, und ſich zu — aͤrgern? Und koͤnnte er Jenes auch wirklich dar- thun, wie darf er denn den Nachbildner, der ihm nie einen Heller geſtohlen hat, und dem er uͤber- haupt nichts Unſittliches vorwerfen kann, einen ſchlechten Menſchen, und wohl gar einen Dieb und Raͤuber nennen? Der Kaffeewirth, bei welchem ich wohne, koͤnnte gleichfalls weit mehr haben, wenn in dieſer Stadt nicht noch drei andere Kaffee- haͤuſer waͤren; allein ich moͤchte es ihm nicht ra- then, einen ſeiner Nebenwirthe einen Schelm und Spitzbuben oder einen unrechtlichen Mann zu nen- nen; und es wird ihm ohnehin nie in den Sinn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/30
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/30>, abgerufen am 03.12.2024.