dem Purpur römischer Heiligkeit bekleidet wäret oder in den Glanz von Engeln des Lichts Euch gehüllt hättet; nie müsse es Euch gelingen, die Völ- ker wieder in die grauenvolle Nacht zurück zu schleu- dern, aus welcher sie sich mit so vielem Blut, mit so vielen Thränen hervorgewunden haben! Haltet Jhr Pfaffenthum und Möncherei, Aberglauben und Dummheit für unentbehrliche Stützen der Throne, dann laßt immerhin lieber einige alte, wurmstichige Lehnsessel zusammen stürzen, als daß Jhr zum Be- sten eines oder des andern elenden Zwingherrn Gottes Ebenbild, das Menschengeschlecht zu ver- nunftlosen Thieren herabwürdigt!
Mönche und Nonnen müssen freilich in der Regel das Gelübde der Armuth ablegen; allein nichts desto weniger wird ihre Mehrzahl von dem schnödesten Eigennutz beherrscht. Sie betrachten sich als die Nutznießer aller Einkünfte der Klöster, und glauben, es sey ein frommes, Gott gefälliges Werk, wenn sie auf jegliche Weise für das Wohlseyn ihrer geistlichen Nachkommen sorgen. Die Mittel, deren sie sich hiezu bedienen, sind eben so schändlich, und oft weit verächtlicher, als jene der Weltpriester, denn diese haben noch zuweilen eine Art von Ehr- gefühl, welches sie Manches vermeiden läßt, was der schmutzige, eckelhafte, habgierige Mönch, der mit der Außenwelt seines Klosters nur in sehr ent- fernter Berührung steht, sich ohne Bedenken erlaubt.
dem Purpur roͤmiſcher Heiligkeit bekleidet waͤret oder in den Glanz von Engeln des Lichts Euch gehuͤllt haͤttet; nie muͤſſe es Euch gelingen, die Voͤl- ker wieder in die grauenvolle Nacht zuruͤck zu ſchleu- dern, aus welcher ſie ſich mit ſo vielem Blut, mit ſo vielen Thraͤnen hervorgewunden haben! Haltet Jhr Pfaffenthum und Moͤncherei, Aberglauben und Dummheit fuͤr unentbehrliche Stuͤtzen der Throne, dann laßt immerhin lieber einige alte, wurmſtichige Lehnſeſſel zuſammen ſtuͤrzen, als daß Jhr zum Be- ſten eines oder des andern elenden Zwingherrn Gottes Ebenbild, das Menſchengeſchlecht zu ver- nunftloſen Thieren herabwuͤrdigt!
Moͤnche und Nonnen muͤſſen freilich in der Regel das Geluͤbde der Armuth ablegen; allein nichts deſto weniger wird ihre Mehrzahl von dem ſchnoͤdeſten Eigennutz beherrſcht. Sie betrachten ſich als die Nutznießer aller Einkuͤnfte der Kloͤſter, und glauben, es ſey ein frommes, Gott gefaͤlliges Werk, wenn ſie auf jegliche Weiſe fuͤr das Wohlſeyn ihrer geiſtlichen Nachkommen ſorgen. Die Mittel, deren ſie ſich hiezu bedienen, ſind eben ſo ſchaͤndlich, und oft weit veraͤchtlicher, als jene der Weltprieſter, denn dieſe haben noch zuweilen eine Art von Ehr- gefuͤhl, welches ſie Manches vermeiden laͤßt, was der ſchmutzige, eckelhafte, habgierige Moͤnch, der mit der Außenwelt ſeines Kloſters nur in ſehr ent- fernter Beruͤhrung ſteht, ſich ohne Bedenken erlaubt.
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dem Purpur roͤmiſcher Heiligkeit bekleidet waͤret
oder in den Glanz von Engeln des Lichts Euch
gehuͤllt haͤttet; nie muͤſſe es Euch gelingen, die Voͤl-
ker wieder in die grauenvolle Nacht zuruͤck zu ſchleu-
dern, aus welcher ſie ſich mit ſo vielem Blut, mit
ſo vielen Thraͤnen hervorgewunden haben! Haltet
Jhr Pfaffenthum und Moͤncherei, Aberglauben und
Dummheit fuͤr unentbehrliche Stuͤtzen der Throne,
dann laßt immerhin lieber einige alte, wurmſtichige
Lehnſeſſel zuſammen ſtuͤrzen, als daß Jhr zum Be-
ſten eines oder des andern elenden Zwingherrn
Gottes Ebenbild, das Menſchengeſchlecht zu ver-
nunftloſen Thieren herabwuͤrdigt!
Moͤnche und Nonnen muͤſſen freilich in der
Regel das Geluͤbde der Armuth ablegen; allein
nichts deſto weniger wird ihre Mehrzahl von dem
ſchnoͤdeſten Eigennutz beherrſcht. Sie betrachten ſich
als die Nutznießer aller Einkuͤnfte der Kloͤſter, und
glauben, es ſey ein frommes, Gott gefaͤlliges Werk,
wenn ſie auf jegliche Weiſe fuͤr das Wohlſeyn ihrer
geiſtlichen Nachkommen ſorgen. Die Mittel, deren
ſie ſich hiezu bedienen, ſind eben ſo ſchaͤndlich, und
oft weit veraͤchtlicher, als jene der Weltprieſter,
denn dieſe haben noch zuweilen eine Art von Ehr-
gefuͤhl, welches ſie Manches vermeiden laͤßt, was
der ſchmutzige, eckelhafte, habgierige Moͤnch, der
mit der Außenwelt ſeines Kloſters nur in ſehr ent-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/300>, abgerufen am 21.11.2024.
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