Der weißjüdische Adel verdient als bevorzügter Stand und als vermeintliche Stütze der Throne sei- nen Rang, wenn gleich nicht vor, doch neben den christlichen Rabbinern, denen er freilich an Heilig- keit in der Regel weit nachsteht.
Abrahams Saame soll sich mehren, wie der Sand am Meer und zerstreuet werden unter allen Völkern der Erde. Kein Wunder also, wenn es unter unsern unbeschnittenen und getauften Stan- desherren (nicht Landesherren!) Grafen, Freiherren und Rittern Nachkommen des berühmten Stamm- vaters aller Gläubigen und seiner zweiten Gemah- lin Ketura giebt, denn so rein sie auch gewöhnlich ihre ehelichen Waitzenfelder von allem, besonders bürgerlichem Unkraut zu erhalten strebten, so streuete doch der böse Feind, der umher gehet, wie ein brüllender Löwe, manch' israelitisches Saamenkörn- chen hinein, das leider, aufgieng, und hundertfäl- tige Frucht trug. Bei den europäischen Souverä- nen (Landesherren) war es ein Anders; die Legi- timität stand von jeher unter des Himmels heili- gem und unmittelbaren Schutz, und wenn
Der weiße Jude als Edelmann.
Der weißjuͤdiſche Adel verdient als bevorzuͤgter Stand und als vermeintliche Stuͤtze der Throne ſei- nen Rang, wenn gleich nicht vor, doch neben den chriſtlichen Rabbinern, denen er freilich an Heilig- keit in der Regel weit nachſteht.
Abrahams Saame ſoll ſich mehren, wie der Sand am Meer und zerſtreuet werden unter allen Voͤlkern der Erde. Kein Wunder alſo, wenn es unter unſern unbeſchnittenen und getauften Stan- desherren (nicht Landesherren!) Grafen, Freiherren und Rittern Nachkommen des beruͤhmten Stamm- vaters aller Glaͤubigen und ſeiner zweiten Gemah- lin Ketura giebt, denn ſo rein ſie auch gewoͤhnlich ihre ehelichen Waitzenfelder von allem, beſonders buͤrgerlichem Unkraut zu erhalten ſtrebten, ſo ſtreuete doch der boͤſe Feind, der umher gehet, wie ein bruͤllender Loͤwe, manch’ iſraelitiſches Saamenkoͤrn- chen hinein, das leider, aufgieng, und hundertfaͤl- tige Frucht trug. Bei den europaͤiſchen Souveraͤ- nen (Landesherren) war es ein Anders; die Legi- timitaͤt ſtand von jeher unter des Himmels heili- gem und unmittelbaren Schutz, und wenn
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Der weiße Jude als Edelmann.
Der weißjuͤdiſche Adel verdient als bevorzuͤgter
Stand und als vermeintliche Stuͤtze der Throne ſei-
nen Rang, wenn gleich nicht vor, doch neben den
chriſtlichen Rabbinern, denen er freilich an Heilig-
keit in der Regel weit nachſteht.
Abrahams Saame ſoll ſich mehren, wie der
Sand am Meer und zerſtreuet werden unter allen
Voͤlkern der Erde. Kein Wunder alſo, wenn es
unter unſern unbeſchnittenen und getauften Stan-
desherren (nicht Landesherren!) Grafen, Freiherren
und Rittern Nachkommen des beruͤhmten Stamm-
vaters aller Glaͤubigen und ſeiner zweiten Gemah-
lin Ketura giebt, denn ſo rein ſie auch gewoͤhnlich
ihre ehelichen Waitzenfelder von allem, beſonders
buͤrgerlichem Unkraut zu erhalten ſtrebten, ſo ſtreuete
doch der boͤſe Feind, der umher gehet, wie ein
bruͤllender Loͤwe, manch’ iſraelitiſches Saamenkoͤrn-
chen hinein, das leider, aufgieng, und hundertfaͤl-
tige Frucht trug. Bei den europaͤiſchen Souveraͤ-
nen (Landesherren) war es ein Anders; die Legi-
timitaͤt ſtand von jeher unter des Himmels heili-
gem und unmittelbaren Schutz, und wenn
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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