Moden, Bälle, Opern, Schauspiele, die elenden Teufels- und Rittermährchen von Spieß oder la Motte Fouque und die Krankheiten, womit Cy- priens Göttin ihre Verehrer oft heimsucht; das sind die Unterhaltungen, die man mit einem deutschen, weißjüdischen Hofschranzen anspinnen kann; aber über Alles wird er in der Regel nur im innigsten Vertrauen mit Euch sprechen, als ob es die wich- tigsten Staatssachen wären. Für jeden Tag, für jedes Hoffest haben diese Ehrenleute ihren klugen und witzigen Einfall, der, mag er passen, oder nicht, abgehaspelt werden muß, und gerade über ein Jahr, wenn sie noch leben und gesund sind, wieder angebracht wird. Wehe aber dem, der ihre abgebrauchten Witzworte nicht beifällig belächelt, oder ihren klugen Gemeinsprüchen wohl gar wider- spricht. Wahrlich, ich möchte lieber ein Bettler seyn, und unter Löwen und Drachen wohnen, als daß ich ein Kaiser wäre, und unter solcher Brut mich langweilen müßte.
Es giebt sehr viele geistvolle und edle Männer und Frauen, die den größten Theil ihres Lebens an Höfen zubrachten; allein sicherlich nicht an sol- chen Höfen, von denen hier die Rede ist! Auch in dieser Hinsicht können wir Deutsche| stolz seyn auf manche unserer Fürsten, deren Paläste oft Sammelplätze großer, vortrefflicher und gebildeter Menschen waren, unter denen der fürstliche Wirth nicht selten eine der ersten Stellen behauptete.
Moden, Baͤlle, Opern, Schauſpiele, die elenden Teufels- und Rittermaͤhrchen von Spieß oder la Motte Fouqué und die Krankheiten, womit Cy- priens Goͤttin ihre Verehrer oft heimſucht; das ſind die Unterhaltungen, die man mit einem deutſchen, weißjuͤdiſchen Hofſchranzen anſpinnen kann; aber uͤber Alles wird er in der Regel nur im innigſten Vertrauen mit Euch ſprechen, als ob es die wich- tigſten Staatsſachen waͤren. Fuͤr jeden Tag, fuͤr jedes Hoffeſt haben dieſe Ehrenleute ihren klugen und witzigen Einfall, der, mag er paſſen, oder nicht, abgehaspelt werden muß, und gerade uͤber ein Jahr, wenn ſie noch leben und geſund ſind, wieder angebracht wird. Wehe aber dem, der ihre abgebrauchten Witzworte nicht beifaͤllig belaͤchelt, oder ihren klugen Gemeinſpruͤchen wohl gar wider- ſpricht. Wahrlich, ich moͤchte lieber ein Bettler ſeyn, und unter Loͤwen und Drachen wohnen, als daß ich ein Kaiſer waͤre, und unter ſolcher Brut mich langweilen muͤßte.
Es giebt ſehr viele geiſtvolle und edle Maͤnner und Frauen, die den groͤßten Theil ihres Lebens an Hoͤfen zubrachten; allein ſicherlich nicht an ſol- chen Hoͤfen, von denen hier die Rede iſt! Auch in dieſer Hinſicht koͤnnen wir Deutſche| ſtolz ſeyn auf manche unſerer Fuͤrſten, deren Palaͤſte oft Sammelplaͤtze großer, vortrefflicher und gebildeter Menſchen waren, unter denen der fuͤrſtliche Wirth nicht ſelten eine der erſten Stellen behauptete.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0348"n="348"/>
Moden, Baͤlle, Opern, Schauſpiele, die elenden<lb/>
Teufels- und Rittermaͤhrchen von Spieß oder la<lb/>
Motte Fouqu<hirendition="#aq">é</hi> und die Krankheiten, womit Cy-<lb/>
priens Goͤttin ihre Verehrer oft heimſucht; das ſind<lb/>
die Unterhaltungen, die man mit einem deutſchen,<lb/>
weißjuͤdiſchen Hofſchranzen anſpinnen kann; aber<lb/>
uͤber Alles wird er in der Regel nur im innigſten<lb/>
Vertrauen mit Euch ſprechen, als ob es die wich-<lb/>
tigſten Staatsſachen waͤren. Fuͤr jeden Tag, fuͤr<lb/>
jedes Hoffeſt haben dieſe Ehrenleute ihren klugen<lb/>
und witzigen Einfall, der, mag er paſſen, oder<lb/>
nicht, abgehaspelt werden muß, und gerade uͤber<lb/>
ein Jahr, wenn ſie noch leben und geſund ſind,<lb/>
wieder angebracht wird. Wehe aber dem, der ihre<lb/>
abgebrauchten Witzworte nicht beifaͤllig belaͤchelt,<lb/>
oder ihren klugen Gemeinſpruͤchen wohl gar wider-<lb/>ſpricht. Wahrlich, ich moͤchte lieber ein Bettler<lb/>ſeyn, und unter Loͤwen und Drachen wohnen, als<lb/>
daß ich ein Kaiſer waͤre, und unter ſolcher Brut<lb/>
mich langweilen muͤßte.</p><lb/><p>Es giebt ſehr viele geiſtvolle und edle Maͤnner<lb/>
und Frauen, die den groͤßten Theil ihres Lebens<lb/>
an Hoͤfen zubrachten; allein ſicherlich nicht an ſol-<lb/>
chen Hoͤfen, von denen hier die Rede iſt! Auch in<lb/>
dieſer Hinſicht koͤnnen wir Deutſche| ſtolz ſeyn<lb/>
auf manche unſerer Fuͤrſten, deren Palaͤſte oft<lb/>
Sammelplaͤtze großer, vortrefflicher und gebildeter<lb/>
Menſchen waren, unter denen der fuͤrſtliche Wirth<lb/>
nicht ſelten eine der erſten Stellen behauptete.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[348/0348]
Moden, Baͤlle, Opern, Schauſpiele, die elenden
Teufels- und Rittermaͤhrchen von Spieß oder la
Motte Fouqué und die Krankheiten, womit Cy-
priens Goͤttin ihre Verehrer oft heimſucht; das ſind
die Unterhaltungen, die man mit einem deutſchen,
weißjuͤdiſchen Hofſchranzen anſpinnen kann; aber
uͤber Alles wird er in der Regel nur im innigſten
Vertrauen mit Euch ſprechen, als ob es die wich-
tigſten Staatsſachen waͤren. Fuͤr jeden Tag, fuͤr
jedes Hoffeſt haben dieſe Ehrenleute ihren klugen
und witzigen Einfall, der, mag er paſſen, oder
nicht, abgehaspelt werden muß, und gerade uͤber
ein Jahr, wenn ſie noch leben und geſund ſind,
wieder angebracht wird. Wehe aber dem, der ihre
abgebrauchten Witzworte nicht beifaͤllig belaͤchelt,
oder ihren klugen Gemeinſpruͤchen wohl gar wider-
ſpricht. Wahrlich, ich moͤchte lieber ein Bettler
ſeyn, und unter Loͤwen und Drachen wohnen, als
daß ich ein Kaiſer waͤre, und unter ſolcher Brut
mich langweilen muͤßte.
Es giebt ſehr viele geiſtvolle und edle Maͤnner
und Frauen, die den groͤßten Theil ihres Lebens
an Hoͤfen zubrachten; allein ſicherlich nicht an ſol-
chen Hoͤfen, von denen hier die Rede iſt! Auch in
dieſer Hinſicht koͤnnen wir Deutſche| ſtolz ſeyn
auf manche unſerer Fuͤrſten, deren Palaͤſte oft
Sammelplaͤtze großer, vortrefflicher und gebildeter
Menſchen waren, unter denen der fuͤrſtliche Wirth
nicht ſelten eine der erſten Stellen behauptete.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/348>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.