sagen können in Rücksicht eines Buchs, dessen Jn- halt ohne alle Bedingung dem ganzen Publikum mitgetheilt ward?
Gar possierlich klingt es, wenn ein Verleger, indem er die Nachdrucker der Widerrechtlichkeit und gar des "geistigen Diebstahls" beschuldigt, sich das Ansehen giebt, als sey es ihm nicht um den eigenen Vortheil, sondern um Schutz des -- angeblichen -- "geistigen Eigenthums" der Schriftsteller zu thun. Wem fällt da wohl nicht der Marder ein, der sich seiner Zärtlichkeit gegen die Tauben rühmt? Nicht das sogenannte "geistige Ei- genthum" der "genialen Schriftsteller und Dichter," nicht der Eifer für Wissenschaft und Literatur, son- dern die ausschließliche und freie Befugniß, das lesende Publikum durch fast unerschwingliche Bücher- preise brandschatzen zu können, ist es, was dem größten Theil unserer Buchhändler am Herzen liegt. Die Schriftsteller sind die Citronen, die sie bis auf den letzten Tropfen zu ihrem Punsch auspressen; und der arme magere ausgepreßte Verse- und Buch- macher muß nachher mit wässerndem Munde zu- schauen, wie der wohlbeleibte Herr Verleger die rauchende Bowle leert, wozu er Saft und Kraft lieferte. Blos für das "geistige Wohl," für das "geistige Eigenthum" der Schriftsteller, sind die Herren Urverleger besorgt; um das Leib- liche bekümmern sie sich gar nicht. Man betrachte
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ſagen koͤnnen in Ruͤckſicht eines Buchs, deſſen Jn- halt ohne alle Bedingung dem ganzen Publikum mitgetheilt ward?
Gar poſſierlich klingt es, wenn ein Verleger, indem er die Nachdrucker der Widerrechtlichkeit und gar des »geiſtigen Diebſtahls« beſchuldigt, ſich das Anſehen giebt, als ſey es ihm nicht um den eigenen Vortheil, ſondern um Schutz des — angeblichen — »geiſtigen Eigenthums« der Schriftſteller zu thun. Wem faͤllt da wohl nicht der Marder ein, der ſich ſeiner Zaͤrtlichkeit gegen die Tauben ruͤhmt? Nicht das ſogenannte »geiſtige Ei- genthum« der »genialen Schriftſteller und Dichter,« nicht der Eifer fuͤr Wiſſenſchaft und Literatur, ſon- dern die ausſchließliche und freie Befugniß, das leſende Publikum durch faſt unerſchwingliche Buͤcher- preiſe brandſchatzen zu koͤnnen, iſt es, was dem groͤßten Theil unſerer Buchhaͤndler am Herzen liegt. Die Schriftſteller ſind die Citronen, die ſie bis auf den letzten Tropfen zu ihrem Punſch auspreſſen; und der arme magere ausgepreßte Verſe- und Buch- macher muß nachher mit waͤſſerndem Munde zu- ſchauen, wie der wohlbeleibte Herr Verleger die rauchende Bowle leert, wozu er Saft und Kraft lieferte. Blos fuͤr das »geiſtige Wohl,« fuͤr das »geiſtige Eigenthum« der Schriftſteller, ſind die Herren Urverleger beſorgt; um das Leib- liche bekuͤmmern ſie ſich gar nicht. Man betrachte
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ſagen koͤnnen in Ruͤckſicht eines Buchs, deſſen Jn-
halt ohne alle Bedingung dem ganzen Publikum
mitgetheilt ward?
Gar poſſierlich klingt es, wenn ein Verleger,
indem er die Nachdrucker der Widerrechtlichkeit und
gar des »geiſtigen Diebſtahls« beſchuldigt,
ſich das Anſehen giebt, als ſey es ihm nicht um
den eigenen Vortheil, ſondern um Schutz des —
angeblichen — »geiſtigen Eigenthums« der
Schriftſteller zu thun. Wem faͤllt da wohl nicht der
Marder ein, der ſich ſeiner Zaͤrtlichkeit gegen die
Tauben ruͤhmt? Nicht das ſogenannte »geiſtige Ei-
genthum« der »genialen Schriftſteller und Dichter,«
nicht der Eifer fuͤr Wiſſenſchaft und Literatur, ſon-
dern die ausſchließliche und freie Befugniß, das
leſende Publikum durch faſt unerſchwingliche Buͤcher-
preiſe brandſchatzen zu koͤnnen, iſt es, was dem
groͤßten Theil unſerer Buchhaͤndler am Herzen liegt.
Die Schriftſteller ſind die Citronen, die ſie bis auf
den letzten Tropfen zu ihrem Punſch auspreſſen;
und der arme magere ausgepreßte Verſe- und Buch-
macher muß nachher mit waͤſſerndem Munde zu-
ſchauen, wie der wohlbeleibte Herr Verleger die
rauchende Bowle leert, wozu er Saft und Kraft
lieferte. Blos fuͤr das »geiſtige Wohl,« fuͤr
das »geiſtige Eigenthum« der Schriftſteller,
ſind die Herren Urverleger beſorgt; um das Leib-
liche bekuͤmmern ſie ſich gar nicht. Man betrachte
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/67>, abgerufen am 21.11.2024.
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