ziehen, weil sie keine hinlängliche Belohnung ihrer Mühe zu hoffen haben."
Dieser Einwand gegen den Nachdruck ist der einzige, der noch einen Schatten von Vernunft für sich hat, aber blos einen sehr elenden Schatten.
Unsere Buchhändler sind nicht so ängstlich, sie sind herzhafter und klüger, als sie sich stellen. Sie übernehmen lieber den Verlag von Werken, die wahrscheinlich nachgedruckt werden, als von solchen, bei denen das nicht zu besorgen ist. Die Furcht vor dem Nachdruck ist ein schlauer Vorwand, um dem Schriftsteller von dem gefoderten Honorar etwas abzudingen, oder ihm, auf eine feine und schmei- chelhafte Art, ein Körbchen zu geben.
Aber, sagt man, die Buchhändler werden keine Werke von bedeutendem Umfange übernehmen kön- nen, so lange der Nachdruck geduldet wird.
Die Erfahrung lehrt das Gegentheil. Ein Werk von großem Umfange muß schon sehr gut gegan- gen, es muß starke Nachfrage darnach gewesen seyn, wenn ein Nachdrucker es wagen soll, eine wohl- feilere Ausgabe davon zu veranstalten. Ueberdies steht es ja dem Urverleger frei, sich durch ein Pri- vilegium gegen den Nachdruck zu schützen, und außerdem hat er den Weg der Unterzeichnung und Vorausbezahlung, um sich rücksichtlich des Honorars, der Druck- und Verlagskosten und seines Gewinns
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ziehen, weil ſie keine hinlaͤngliche Belohnung ihrer Muͤhe zu hoffen haben.«
Dieſer Einwand gegen den Nachdruck iſt der einzige, der noch einen Schatten von Vernunft fuͤr ſich hat, aber blos einen ſehr elenden Schatten.
Unſere Buchhaͤndler ſind nicht ſo aͤngſtlich, ſie ſind herzhafter und kluͤger, als ſie ſich ſtellen. Sie uͤbernehmen lieber den Verlag von Werken, die wahrſcheinlich nachgedruckt werden, als von ſolchen, bei denen das nicht zu beſorgen iſt. Die Furcht vor dem Nachdruck iſt ein ſchlauer Vorwand, um dem Schriftſteller von dem gefoderten Honorar etwas abzudingen, oder ihm, auf eine feine und ſchmei- chelhafte Art, ein Koͤrbchen zu geben.
Aber, ſagt man, die Buchhaͤndler werden keine Werke von bedeutendem Umfange uͤbernehmen koͤn- nen, ſo lange der Nachdruck geduldet wird.
Die Erfahrung lehrt das Gegentheil. Ein Werk von großem Umfange muß ſchon ſehr gut gegan- gen, es muß ſtarke Nachfrage darnach geweſen ſeyn, wenn ein Nachdrucker es wagen ſoll, eine wohl- feilere Ausgabe davon zu veranſtalten. Ueberdies ſteht es ja dem Urverleger frei, ſich durch ein Pri- vilegium gegen den Nachdruck zu ſchuͤtzen, und außerdem hat er den Weg der Unterzeichnung und Vorausbezahlung, um ſich ruͤckſichtlich des Honorars, der Druck- und Verlagskoſten und ſeines Gewinns
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ziehen, weil ſie keine hinlaͤngliche Belohnung ihrer
Muͤhe zu hoffen haben.«
Dieſer Einwand gegen den Nachdruck iſt der
einzige, der noch einen Schatten von Vernunft
fuͤr ſich hat, aber blos einen ſehr elenden
Schatten.
Unſere Buchhaͤndler ſind nicht ſo aͤngſtlich, ſie
ſind herzhafter und kluͤger, als ſie ſich ſtellen. Sie
uͤbernehmen lieber den Verlag von Werken, die
wahrſcheinlich nachgedruckt werden, als von ſolchen,
bei denen das nicht zu beſorgen iſt. Die Furcht vor
dem Nachdruck iſt ein ſchlauer Vorwand, um dem
Schriftſteller von dem gefoderten Honorar etwas
abzudingen, oder ihm, auf eine feine und ſchmei-
chelhafte Art, ein Koͤrbchen zu geben.
Aber, ſagt man, die Buchhaͤndler werden keine
Werke von bedeutendem Umfange uͤbernehmen koͤn-
nen, ſo lange der Nachdruck geduldet wird.
Die Erfahrung lehrt das Gegentheil. Ein Werk
von großem Umfange muß ſchon ſehr gut gegan-
gen, es muß ſtarke Nachfrage darnach geweſen ſeyn,
wenn ein Nachdrucker es wagen ſoll, eine wohl-
feilere Ausgabe davon zu veranſtalten. Ueberdies
ſteht es ja dem Urverleger frei, ſich durch ein Pri-
vilegium gegen den Nachdruck zu ſchuͤtzen, und
außerdem hat er den Weg der Unterzeichnung und
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der Druck- und Verlagskoſten und ſeines Gewinns
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 3. Jerusalem [i. e. Aarau], 1823, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule03_1823/75>, abgerufen am 24.11.2024.
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