Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.Vorrede. Mit vielen Leichen-Klagen/ Hochzeit-Reimen Und in so heisser Creutzes-Hitze Erschien die Unvollkommenheit/ Denn durch die starcke Trübsals-Sprütze Kam dir das Wasser vor der Zeit/ L - - in deines Lagers Höle Biß an die Jammer-volle Seele. In Ubrigen brauche ich keine Entschuldigung/ Und so ich zu letzt noch eine Gunst von dem geneig- Menantes
Vorrede. Mit vielen Leichen-Klagen/ Hochzeit-Reimen Und in ſo heiſſer Creutzes-Hitze Erſchien die Unvollkommenheit/ Denn durch die ſtarcke Truͤbſals-Spruͤtze Kam dir das Waſſer vor der Zeit/ L - - in deines Lagers Hoͤle Biß an die Jammer-volle Seele. In Ubrigen brauche ich keine Entſchuldigung/ Und ſo ich zu letzt noch eine Gunſt von dem geneig- Menantes
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <pb facs="#f0010"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vorrede</hi>.</fw><lb/> <p>Mit vielen Leichen-Klagen/ Hochzeit-Reimen<lb/> und andern gewoͤhnlichen Lumpenzeuge klugen Ohren<lb/> verdrießlich zu fallen/ iſt mein Abſehen nicht/ und Un-<lb/> paſſionirte wiſſen die <hi rendition="#aq">Raiſon</hi> ſo wol/ als ich ſelbe in ei-<lb/> nen Satyriſchen Gedichte nicht genugſam eroͤffnen<lb/> koͤnnen. Unter vielen Schwachheiten aber/ die ſich un-<lb/> geſcheut zum Gelaͤchter ins Licht wagen/ muß ich eine<lb/> hieher ſetzen/ die ein gewiſſer <hi rendition="#aq">Studioſus</hi> auff den Ge-<lb/> burths-Tag einer Hertzogin in einer elenden <hi rendition="#aq">Gratula-<lb/> tion</hi> beginge/ und weil ſie unpaͤßlich geweſen/ brauchte<lb/> er nebſt andern Gehirn-loſen Dingen dieſe ſaubere <hi rendition="#aq">Al-<lb/> legorie</hi>:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Und in ſo heiſſer Creutzes-Hitze</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Erſchien die Unvollkommenheit/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Denn durch die ſtarcke Truͤbſals-Spruͤtze</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Kam dir das Waſſer vor der Zeit/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">L - - in deines Lagers Hoͤle</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Biß an die Jammer-volle Seele.</hi> </l> </lg><lb/> <p>In Ubrigen brauche ich keine Entſchuldigung/<lb/> daß ich eine <hi rendition="#aq">Ecloga</hi> von einer geſchickten Feder hierin-<lb/> nen entlehnet/ weil niemand ſeine Zeit damit verderben/<lb/> mancher aber mit mir geſteaͤen wird: es koͤnten derer<lb/> wol mehr ſeyn.</p><lb/> <p>Und ſo ich zu letzt noch eine Gunſt von dem geneig-<lb/> ten Leſer ſol ausbitten/ wird es dieſe ſeyn/ daß ſeine Guͤ-<lb/> te meine Fehler in Tugenden/ die Auffrichtigkeit aber<lb/> was irgends noch mittelmaͤſſig iſt/ in keine Fehler keh-<lb/> ret; denn wie keines Gedancken allezeit gleich ſind/ und<lb/> man einen Lehrbegierigen und der von recht klugen Leu-<lb/> ten billige Unterweiſung nimmt/ durch allzuſcharffe<lb/><hi rendition="#aq">Cen<supplied>ſ</supplied>ur</hi> von ſeiner loͤblichen Bemuͤhung abſchreckt/ ſo<lb/> wuͤrde es auch wider meinen Vorſatz ſeyn/ vor deſſen<lb/><hi rendition="#et">Hoͤfflichkeit allezeit verpflichtet zu bleiben</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Menantes</hi> </fw> </div> </front> <body><lb/> </body> </text> </TEI> [0010]
Vorrede.
Mit vielen Leichen-Klagen/ Hochzeit-Reimen
und andern gewoͤhnlichen Lumpenzeuge klugen Ohren
verdrießlich zu fallen/ iſt mein Abſehen nicht/ und Un-
paſſionirte wiſſen die Raiſon ſo wol/ als ich ſelbe in ei-
nen Satyriſchen Gedichte nicht genugſam eroͤffnen
koͤnnen. Unter vielen Schwachheiten aber/ die ſich un-
geſcheut zum Gelaͤchter ins Licht wagen/ muß ich eine
hieher ſetzen/ die ein gewiſſer Studioſus auff den Ge-
burths-Tag einer Hertzogin in einer elenden Gratula-
tion beginge/ und weil ſie unpaͤßlich geweſen/ brauchte
er nebſt andern Gehirn-loſen Dingen dieſe ſaubere Al-
legorie:
Und in ſo heiſſer Creutzes-Hitze
Erſchien die Unvollkommenheit/
Denn durch die ſtarcke Truͤbſals-Spruͤtze
Kam dir das Waſſer vor der Zeit/
L - - in deines Lagers Hoͤle
Biß an die Jammer-volle Seele.
In Ubrigen brauche ich keine Entſchuldigung/
daß ich eine Ecloga von einer geſchickten Feder hierin-
nen entlehnet/ weil niemand ſeine Zeit damit verderben/
mancher aber mit mir geſteaͤen wird: es koͤnten derer
wol mehr ſeyn.
Und ſo ich zu letzt noch eine Gunſt von dem geneig-
ten Leſer ſol ausbitten/ wird es dieſe ſeyn/ daß ſeine Guͤ-
te meine Fehler in Tugenden/ die Auffrichtigkeit aber
was irgends noch mittelmaͤſſig iſt/ in keine Fehler keh-
ret; denn wie keines Gedancken allezeit gleich ſind/ und
man einen Lehrbegierigen und der von recht klugen Leu-
ten billige Unterweiſung nimmt/ durch allzuſcharffe
Cenſur von ſeiner loͤblichen Bemuͤhung abſchreckt/ ſo
wuͤrde es auch wider meinen Vorſatz ſeyn/ vor deſſen
Hoͤfflichkeit allezeit verpflichtet zu bleiben
Menantes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |