Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte
Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu springen/
Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan/
Und dir Cupido darff die Zeilen überbringen.
Sein Postgeld aber soll in Hertzen nur besteh'n/
Du weist/ der kleine Dieb hält nichts von Gold und Schätzen/
Er will den Bienen gleich zu Liebes-Rosen geh'n/
Und träget ab und zu/ nur andre zu ergetzen.
Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort/
So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget.
Allein wie hat dir denn so gleich das erste Wort/
Das von dem Hertzen sprach auch einen Zorn erreget?
Cupido muß betrübt und leer zurücke gehn/
Und klaget: ihre Gunst will sich nicht weit erstrecken/
Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten stehn/
Ihr finstres Auge kan mich als ein Popantz schrecken.
Drum mag' ich auch nicht mehr in deinen Diensten seyn
Sie schicket ja durch mich die Antwort nicht zurücke:
Und stell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein
So krieg ich zum Verdruß noch lauter finstre Blicke.
Denn floh er wiederum zu seiner Mutter hin/
Und liesse mich dadurch die beste Post verliehren.
Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben langsam bin/
Ist/ weil ich wie ichwill/ nicht darff die Feder führen.
Denn Worte gleiten nicht/ die nicht die Seele schreibt/
An einer Sylbe wird ein gantzer Tag verschwendet/
Und wo der freye Geist nicht in den Schrancken bleibt/
Da wird die edle Zeit vergebens angewendet.
Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht/
So muß die Liebste mir die frohen Hände führen.
Mein Siegel fliesset nur durch deiner Augen-Licht/
Und Amor will mein Blnt allein zur Din[t]e rühren.
Drüm tauchet sich der Kiel anitzt in meine Brust/
Und schreibet: Lieben ist _ _ doch halt Verwegner innen/
Daß du den Frevel nicht zu theuer büssen must/
Und ihre Freundschafft nicht durch Liebe darff zerinnen.
Beglücket ihre Gunst dich nicht schon ungemein?
Denn nur die Schmidin sehn/ heist ja die Schönste kennen.
Wie kanst du nicht vergnüngt bey einer Freundin seyn
Die
Verliebte
Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu ſpringen/
Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan/
Und dir Cupido darff die Zeilen uͤberbringen.
Sein Poſtgeld aber ſoll in Hertzen nur beſteh'n/
Du weiſt/ der kleine Dieb haͤlt nichts von Gold und Schaͤtzen/
Er will den Bienen gleich zu Liebes-Roſen geh'n/
Und traͤget ab und zu/ nur andre zu ergetzen.
Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort/
So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget.
Allein wie hat dir denn ſo gleich das erſte Wort/
Das von dem Hertzen ſprach auch einen Zorn erreget?
Cupido muß betruͤbt und leer zuruͤcke gehn/
Und klaget: ihre Gunſt will ſich nicht weit erſtrecken/
Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten ſtehn/
Ihr finſtres Auge kan mich als ein Popantz ſchrecken.
Drum mag' ich auch nicht mehr in deinen Dienſten ſeyn
Sie ſchicket ja durch mich die Antwort nicht zuruͤcke:
Und ſtell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein
So krieg ich zum Verdruß noch lauter finſtre Blicke.
Denn floh er wiederum zu ſeiner Mutter hin/
Und lieſſe mich dadurch die beſte Poſt verliehren.
Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben langſam bin/
Iſt/ weil ich wie ichwill/ nicht darff die Feder fuͤhren.
Denn Worte gleiten nicht/ die nicht die Seele ſchreibt/
An einer Sylbe wird ein gantzer Tag verſchwendet/
Und wo der freye Geiſt nicht in den Schrancken bleibt/
Da wird die edle Zeit vergebens angewendet.
Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht/
So muß die Liebſte mir die frohen Haͤnde fuͤhren.
Mein Siegel flieſſet nur durch deiner Augen-Licht/
Und Amor will mein Blnt allein zur Din[t]e ruͤhren.
Druͤm tauchet ſich der Kiel anitzt in meine Bruſt/
Und ſchreibet: Lieben iſt _ _ doch halt Verwegner innen/
Daß du den Frevel nicht zu theuer buͤſſen muſt/
Und ihre Freundſchafft nicht durch Liebe darff zerinnen.
Begluͤcket ihre Gunſt dich nicht ſchon ungemein?
Denn nur die Schmidin ſehn/ heiſt ja die Schoͤnſte kennen.
Wie kanſt du nicht vergnuͤngt bey einer Freundin ſeyn
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0018" n="8"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
            <l>Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu &#x017F;pringen/</l><lb/>
            <l>Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan/</l><lb/>
            <l>Und dir Cupido darff die Zeilen u&#x0364;berbringen.</l><lb/>
            <l>Sein Po&#x017F;tgeld aber &#x017F;oll in Hertzen nur be&#x017F;teh'n/</l><lb/>
            <l>Du wei&#x017F;t/ der kleine Dieb ha&#x0364;lt nichts von Gold und Scha&#x0364;tzen/</l><lb/>
            <l>Er will den Bienen gleich zu Liebes-<hi rendition="#fr">R</hi>o&#x017F;en geh'n/</l><lb/>
            <l>Und tra&#x0364;get ab und zu/ nur andre zu ergetzen.</l><lb/>
            <l>Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort/</l><lb/>
            <l>So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget.</l><lb/>
            <l>Allein wie hat dir denn &#x017F;o gleich das er&#x017F;te Wort/</l><lb/>
            <l>Das von dem Hertzen &#x017F;prach auch einen Zorn erreget?</l><lb/>
            <l>Cupido muß betru&#x0364;bt und leer zuru&#x0364;cke gehn/</l><lb/>
            <l>Und klaget: ihre Gun&#x017F;t will &#x017F;ich nicht weit er&#x017F;trecken/</l><lb/>
            <l>Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten &#x017F;tehn/</l><lb/>
            <l>Ihr fin&#x017F;tres Auge kan mich als ein Popantz &#x017F;chrecken.</l><lb/>
            <l>Drum mag' ich auch nicht mehr in deinen Dien&#x017F;ten &#x017F;eyn</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chicket ja durch mich die Antwort nicht zuru&#x0364;cke:</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;tell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein</l><lb/>
            <l>So krieg ich zum Verdruß noch lauter fin&#x017F;tre Blicke.</l><lb/>
            <l>Denn floh er wiederum zu &#x017F;einer Mutter hin/</l><lb/>
            <l>Und lie&#x017F;&#x017F;e mich dadurch die be&#x017F;te Po&#x017F;t verliehren.</l><lb/>
            <l>Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben lang&#x017F;am bin/</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t/ weil ich wie ichwill/ nicht darff die Feder fu&#x0364;hren.</l><lb/>
            <l>Denn Worte gleiten nicht/ die nicht die Seele &#x017F;chreibt/</l><lb/>
            <l>An einer Sylbe wird ein gantzer Tag ver&#x017F;chwendet/</l><lb/>
            <l>Und wo der freye Gei&#x017F;t nicht in den Schrancken bleibt/</l><lb/>
            <l>Da wird die edle Zeit vergebens angewendet.</l><lb/>
            <l>Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht/</l><lb/>
            <l>So muß die Lieb&#x017F;te mir die frohen Ha&#x0364;nde fu&#x0364;hren.</l><lb/>
            <l>Mein Siegel flie&#x017F;&#x017F;et nur durch deiner Augen-Licht/</l><lb/>
            <l>Und Amor will mein Blnt allein zur Din<supplied>t</supplied>e ru&#x0364;hren.</l><lb/>
            <l>Dru&#x0364;m tauchet &#x017F;ich der Kiel anitzt in meine Bru&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chreibet: Lieben i&#x017F;t _ _ doch halt Verwegner innen/</l><lb/>
            <l>Daß du den Frevel nicht zu theuer bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Und ihre Freund&#x017F;chafft nicht durch Liebe darff zerinnen.</l><lb/>
            <l>Beglu&#x0364;cket ihre Gun&#x017F;t dich nicht &#x017F;chon ungemein?</l><lb/>
            <l>Denn nur die Schmidin &#x017F;ehn/ hei&#x017F;t ja die Scho&#x0364;n&#x017F;te kennen.</l><lb/>
            <l>Wie kan&#x017F;t du nicht vergnu&#x0364;ngt bey einer Freundin &#x017F;eyn</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] Verliebte Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu ſpringen/ Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan/ Und dir Cupido darff die Zeilen uͤberbringen. Sein Poſtgeld aber ſoll in Hertzen nur beſteh'n/ Du weiſt/ der kleine Dieb haͤlt nichts von Gold und Schaͤtzen/ Er will den Bienen gleich zu Liebes-Roſen geh'n/ Und traͤget ab und zu/ nur andre zu ergetzen. Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort/ So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget. Allein wie hat dir denn ſo gleich das erſte Wort/ Das von dem Hertzen ſprach auch einen Zorn erreget? Cupido muß betruͤbt und leer zuruͤcke gehn/ Und klaget: ihre Gunſt will ſich nicht weit erſtrecken/ Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten ſtehn/ Ihr finſtres Auge kan mich als ein Popantz ſchrecken. Drum mag' ich auch nicht mehr in deinen Dienſten ſeyn Sie ſchicket ja durch mich die Antwort nicht zuruͤcke: Und ſtell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein So krieg ich zum Verdruß noch lauter finſtre Blicke. Denn floh er wiederum zu ſeiner Mutter hin/ Und lieſſe mich dadurch die beſte Poſt verliehren. Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben langſam bin/ Iſt/ weil ich wie ichwill/ nicht darff die Feder fuͤhren. Denn Worte gleiten nicht/ die nicht die Seele ſchreibt/ An einer Sylbe wird ein gantzer Tag verſchwendet/ Und wo der freye Geiſt nicht in den Schrancken bleibt/ Da wird die edle Zeit vergebens angewendet. Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht/ So muß die Liebſte mir die frohen Haͤnde fuͤhren. Mein Siegel flieſſet nur durch deiner Augen-Licht/ Und Amor will mein Blnt allein zur Dinte ruͤhren. Druͤm tauchet ſich der Kiel anitzt in meine Bruſt/ Und ſchreibet: Lieben iſt _ _ doch halt Verwegner innen/ Daß du den Frevel nicht zu theuer buͤſſen muſt/ Und ihre Freundſchafft nicht durch Liebe darff zerinnen. Begluͤcket ihre Gunſt dich nicht ſchon ungemein? Denn nur die Schmidin ſehn/ heiſt ja die Schoͤnſte kennen. Wie kanſt du nicht vergnuͤngt bey einer Freundin ſeyn Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/18
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/18>, abgerufen am 03.12.2024.