Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.und Galante Gedichte. Indem so nahten sich die gleich gesinnten Hertzen/Und nahmen ihr Gespräch mehr als die Schritt' in acht. Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen Hat mir der kühle Mund des Zephirs hinterbracht. Ich hörte meine Treu als ungereimt verlachen/ Und Dulcimene sprach/in Eise sey kein Brand: Sie wäre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen/ Ja lieben sey ihr wohl/ doch nicht die Krafft bekandt. Wie? sprach Amalia/ zur schönen Dulimenen/ Was wilst du deinen Leib der Liebe mehr entziehn? Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekrönnen? Und muß dein liebes Baum nicht in den Frühling blühn? I chhab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz gesehen/ Da erst der feuchte Safft zu Liebes Stöckel floß. Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet stehen/ Ich weiß der bundte May begrünet deine Schooß. Aurora ist noch nie so gläntzend aufgegangen/ Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan. Die freye Redens-Art beschämte Brust und Wangen/ Die Röthe zeigte hier der Keuschheit Bildniß an. Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren/ So striche dieses Paar das blöde Wesen hin. Ich/ sprach Amalia/ kan durch mich selber lehren/ Daß ich nach kurtzer Zeit sehr wohl Versehen bin. Drum laß mich/ Schwesterchen/ nur deinen Garten sehen/ Weil uns das Schatten Werck der Einsamkeit bedeckt. Die Augen sollen stets auf scharffer Wache stehen/ Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt. Diß Wort war als ein Wind/ der in die Flammen bliesse/ Ich brandt' und war ein Luchs der ins Verborgne sieht. Biß Dulcimenens Arm die süsse Wohnung wiese/ Worein der Crypripor mit steiffen Bogen zieht. Ach! rieff Amalia/ was schöne Wunderwercke? Wie ist dein Freuden-Thal so herrlich ausgeziert! Hier weisset die Natur/ wie durch geheime Stärcke Ein Liljen gleicher Strick die Dienstbarkeit gebührt. Wie soll die Liebe denn die Gräntzen nicht berühren/ Da die bekrönte Schooß sie selbst zum Lust-Wald trägt? Die
und Galante Gedichte. Indem ſo nahten ſich die gleich geſinnten Hertzen/Und nahmen ihr Geſpraͤch mehr als die Schritt' in acht. Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen Hat mir der kuͤhle Mund des Zephirs hinterbracht. Ich hoͤrte meine Treu als ungereimt verlachen/ Und Dulcimene ſprach/in Eiſe ſey kein Brand: Sie waͤre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen/ Ja lieben ſey ihr wohl/ doch nicht die Krafft bekandt. Wie? ſprach Amalia/ zur ſchoͤnen Dulimenen/ Was wilſt du deinen Leib der Liebe mehr entziehn? Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekroͤnnen? Und muß dein liebes Baum nicht in den Fruͤhling bluͤhn? I chhab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz geſehen/ Da erſt der feuchte Safft zu Liebes Stoͤckel floß. Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet ſtehen/ Ich weiß der bundte May begruͤnet deine Schooß. Aurora iſt noch nie ſo glaͤntzend aufgegangen/ Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan. Die freye Redens-Art beſchaͤmte Bruſt und Wangen/ Die Roͤthe zeigte hier der Keuſchheit Bildniß an. Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren/ So ſtriche dieſes Paar das bloͤde Weſen hin. Ich/ ſprach Amalia/ kan durch mich ſelber lehren/ Daß ich nach kurtzer Zeit ſehr wohl Verſehen bin. Drum laß mich/ Schweſterchen/ nur deinen Garten ſehen/ Weil uns das Schatten Werck der Einſamkeit bedeckt. Die Augen ſollen ſtets auf ſcharffer Wache ſtehen/ Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt. Diß Wort war als ein Wind/ der in die Flammen blieſſe/ Ich brandt' und war ein Luchs der ins Verborgne ſieht. Biß Dulcimenens Arm die ſuͤſſe Wohnung wieſe/ Worein der Crypripor mit ſteiffen Bogen zieht. Ach! rieff Amalia/ was ſchoͤne Wunderwercke? Wie iſt dein Freuden-Thal ſo herrlich ausgeziert! Hier weiſſet die Natur/ wie durch geheime Staͤrcke Ein Liljen gleicher Strick die Dienſtbarkeit gebuͤhrt. Wie ſoll die Liebe denn die Graͤntzen nicht beruͤhren/ Da die bekroͤnte Schooß ſie ſelbſt zum Luſt-Wald traͤgt? Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0023" n="13"/> <fw place="top" type="header">und <hi rendition="#aq">Galante</hi> <hi rendition="#fr">Gedichte</hi>.</fw><lb/> <l>Indem ſo nahten ſich die gleich geſinnten Hertzen/</l><lb/> <l>Und nahmen ihr Geſpraͤch mehr als die Schritt' in acht.</l><lb/> <l>Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen</l><lb/> <l>Hat mir der kuͤhle Mund des Zephirs hinterbracht.</l><lb/> <l>Ich hoͤrte meine Treu als ungereimt verlachen/</l><lb/> <l>Und Dulcimene ſprach/in Eiſe ſey kein Brand:</l><lb/> <l>Sie waͤre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen/</l><lb/> <l>Ja lieben ſey ihr wohl/ doch nicht die Krafft bekandt.</l><lb/> <l>Wie? ſprach Amalia/ zur ſchoͤnen Dulimenen/</l><lb/> <l>Was wilſt du deinen Leib der Liebe mehr entziehn?</l><lb/> <l>Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekroͤnnen?</l><lb/> <l>Und muß dein liebes Baum nicht in den Fruͤhling bluͤhn?</l><lb/> <l>I chhab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz geſehen/</l><lb/> <l>Da erſt der feuchte Safft zu Liebes Stoͤckel floß.</l><lb/> <l>Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet ſtehen/</l><lb/> <l>Ich weiß der bundte May begruͤnet deine Schooß.</l><lb/> <l>Aurora iſt noch nie ſo glaͤntzend aufgegangen/</l><lb/> <l>Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan.</l><lb/> <l>Die freye Redens-Art beſchaͤmte Bruſt und Wangen/</l><lb/> <l>Die Roͤthe zeigte hier der Keuſchheit Bildniß an.</l><lb/> <l>Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren/</l><lb/> <l>So ſtriche dieſes Paar das bloͤde Weſen hin.</l><lb/> <l>Ich/ ſprach Amalia/ kan durch mich ſelber lehren/</l><lb/> <l>Daß ich nach kurtzer Zeit ſehr wohl Verſehen bin.</l><lb/> <l>Drum laß mich/ Schweſterchen/ nur deinen Garten ſehen/</l><lb/> <l>Weil uns das Schatten Werck der Einſamkeit bedeckt.</l><lb/> <l>Die Augen ſollen ſtets auf ſcharffer Wache ſtehen/</l><lb/> <l>Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt.</l><lb/> <l>Diß Wort war als ein Wind/ der in die Flammen blieſſe/</l><lb/> <l>Ich brandt' und war ein Luchs der ins Verborgne ſieht.</l><lb/> <l>Biß Dulcimenens Arm die ſuͤſſe Wohnung wieſe/</l><lb/> <l>Worein der Crypripor mit ſteiffen Bogen zieht.</l><lb/> <l>Ach! rieff Amalia/ was ſchoͤne Wunderwercke?</l><lb/> <l>Wie iſt dein Freuden-Thal ſo herrlich ausgeziert!</l><lb/> <l>Hier weiſſet die Natur/ wie durch geheime Staͤrcke</l><lb/> <l>Ein Liljen gleicher Strick die Dienſtbarkeit gebuͤhrt.</l><lb/> <l>Wie ſoll die Liebe denn die Graͤntzen nicht beruͤhren/</l><lb/> <l>Da die bekroͤnte Schooß ſie ſelbſt zum Luſt-Wald traͤgt?</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
und Galante Gedichte.
Indem ſo nahten ſich die gleich geſinnten Hertzen/
Und nahmen ihr Geſpraͤch mehr als die Schritt' in acht.
Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen
Hat mir der kuͤhle Mund des Zephirs hinterbracht.
Ich hoͤrte meine Treu als ungereimt verlachen/
Und Dulcimene ſprach/in Eiſe ſey kein Brand:
Sie waͤre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen/
Ja lieben ſey ihr wohl/ doch nicht die Krafft bekandt.
Wie? ſprach Amalia/ zur ſchoͤnen Dulimenen/
Was wilſt du deinen Leib der Liebe mehr entziehn?
Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekroͤnnen?
Und muß dein liebes Baum nicht in den Fruͤhling bluͤhn?
I chhab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz geſehen/
Da erſt der feuchte Safft zu Liebes Stoͤckel floß.
Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet ſtehen/
Ich weiß der bundte May begruͤnet deine Schooß.
Aurora iſt noch nie ſo glaͤntzend aufgegangen/
Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan.
Die freye Redens-Art beſchaͤmte Bruſt und Wangen/
Die Roͤthe zeigte hier der Keuſchheit Bildniß an.
Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren/
So ſtriche dieſes Paar das bloͤde Weſen hin.
Ich/ ſprach Amalia/ kan durch mich ſelber lehren/
Daß ich nach kurtzer Zeit ſehr wohl Verſehen bin.
Drum laß mich/ Schweſterchen/ nur deinen Garten ſehen/
Weil uns das Schatten Werck der Einſamkeit bedeckt.
Die Augen ſollen ſtets auf ſcharffer Wache ſtehen/
Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt.
Diß Wort war als ein Wind/ der in die Flammen blieſſe/
Ich brandt' und war ein Luchs der ins Verborgne ſieht.
Biß Dulcimenens Arm die ſuͤſſe Wohnung wieſe/
Worein der Crypripor mit ſteiffen Bogen zieht.
Ach! rieff Amalia/ was ſchoͤne Wunderwercke?
Wie iſt dein Freuden-Thal ſo herrlich ausgeziert!
Hier weiſſet die Natur/ wie durch geheime Staͤrcke
Ein Liljen gleicher Strick die Dienſtbarkeit gebuͤhrt.
Wie ſoll die Liebe denn die Graͤntzen nicht beruͤhren/
Da die bekroͤnte Schooß ſie ſelbſt zum Luſt-Wald traͤgt?
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |