Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte
Und was der enge Raum der süssen Kehle kan/
Wenn du die Stimme kanst wie unsre Hertzen zwingen.
Ist deine Lieblichkeit nun unbeschreiblich schön/
So lasse sie doch auch von Gegenhuld erschallen.
Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn/
So geht er zu den Ort von tausend Nachtigallen.
Doch Nachtigallen sind in güldner Einsamkeit/
Und lassen sich zur Lust in grünen Büschen hören:
Drüm wilst du/ daß mich auch dein süsser Mund erfreut/
So lasse mich zu dir in das Gebüsche kehren.
Als Sie auff das Land
reisete.
WIlst du nun galantes Kind!
Diesen schönen Ort verlassen?
Und die dir ergeben sind/
Sollen ihn deswegen hassen?
Denn man liebet nur die Auen/
Wo der Blumen-Zierath steht/
Wer wil sich vergnüget schauen/
Wenn die Sonne untergeht?
Das Verhängniß/ so dich zieht/
Zieht auch meinen Geist von hinnen/
Und weil mein Vergnügen flieht/
Fliehen auch die treuen Sinnen.
Ach! mein Leitstern ist verschwunden!
Und die vorgewünschte Zeit/
Ja die Zucker-süsse Stunden
Sind mit Wermuth überstreut.
Hab ich gleich das Glücke nicht/
Dich als Liebste zu umfangen/
Ist mir doch dein schönes Licht
Stets erfreulich auffgegangen
Denn
Verliebte
Und was der enge Raum der ſuͤſſen Kehle kan/
Wenn du die Stimme kanſt wie unſre Hertzen zwingen.
Iſt deine Lieblichkeit nun unbeſchreiblich ſchoͤn/
So laſſe ſie doch auch von Gegenhuld erſchallen.
Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn/
So geht er zu den Ort von tauſend Nachtigallen.
Doch Nachtigallen ſind in guͤldner Einſamkeit/
Und laſſen ſich zur Luſt in gruͤnen Buͤſchen hoͤren:
Druͤm wilſt du/ daß mich auch dein ſuͤſſer Mund erfreut/
So laſſe mich zu dir in das Gebuͤſche kehren.
Als Sie auff das Land
reiſete.
WIlſt du nun galantes Kind!
Dieſen ſchoͤnen Ort verlaſſen?
Und die dir ergeben ſind/
Sollen ihn deswegen haſſen?
Denn man liebet nur die Auen/
Wo der Blumen-Zierath ſteht/
Wer wil ſich vergnuͤget ſchauen/
Wenn die Sonne untergeht?
Das Verhaͤngniß/ ſo dich zieht/
Zieht auch meinen Geiſt von hinnen/
Und weil mein Vergnuͤgen flieht/
Fliehen auch die treuen Sinnen.
Ach! mein Leitſtern iſt verſchwunden!
Und die vorgewuͤnſchte Zeit/
Ja die Zucker-ſuͤſſe Stunden
Sind mit Wermuth uͤberſtreut.
Hab ich gleich das Gluͤcke nicht/
Dich als Liebſte zu umfangen/
Iſt mir doch dein ſchoͤnes Licht
Stets erfreulich auffgegangen
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0034" n="24"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
            <l>Und was der enge Raum der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Kehle kan/</l><lb/>
            <l>Wenn du die Stimme kan&#x017F;t wie un&#x017F;re Hertzen zwingen.</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t deine Lieblichkeit nun unbe&#x017F;chreiblich &#x017F;cho&#x0364;n/</l><lb/>
            <l>So la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie doch auch von Gegenhuld er&#x017F;challen.</l><lb/>
            <l>Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn/</l><lb/>
            <l>So geht er zu den Ort von tau&#x017F;end Nachtigallen.</l><lb/>
            <l>Doch Nachtigallen &#x017F;ind in gu&#x0364;ldner Ein&#x017F;amkeit/</l><lb/>
            <l>Und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zur Lu&#x017F;t in gru&#x0364;nen Bu&#x0364;&#x017F;chen ho&#x0364;ren:</l><lb/>
            <l>Dru&#x0364;m wil&#x017F;t du/ daß mich auch dein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Mund erfreut/</l><lb/>
            <l>So la&#x017F;&#x017F;e mich zu dir in das Gebu&#x0364;&#x017F;che kehren.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>ls <hi rendition="#in">S</hi>ie auff das <hi rendition="#in">L</hi>and</hi><lb/>
rei&#x017F;ete.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>Il&#x017F;t du nun galantes Kind!</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;nen Ort verla&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
              <l>Und die dir ergeben &#x017F;ind/</l><lb/>
              <l>Sollen ihn deswegen ha&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
              <l>Denn man liebet nur die Auen/</l><lb/>
              <l>Wo der Blumen-Zierath &#x017F;teht/</l><lb/>
              <l>Wer wil &#x017F;ich vergnu&#x0364;get &#x017F;chauen/</l><lb/>
              <l>Wenn die Sonne untergeht?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Das Verha&#x0364;ngniß/ &#x017F;o dich zieht/</l><lb/>
              <l>Zieht auch meinen Gei&#x017F;t von hinnen/</l><lb/>
              <l>Und weil mein Vergnu&#x0364;gen flieht/</l><lb/>
              <l>Fliehen auch die treuen Sinnen.</l><lb/>
              <l>Ach! mein Leit&#x017F;tern i&#x017F;t ver&#x017F;chwunden!</l><lb/>
              <l>Und die vorgewu&#x0364;n&#x017F;chte Zeit/</l><lb/>
              <l>Ja die Zucker-&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Stunden</l><lb/>
              <l>Sind mit Wermuth u&#x0364;ber&#x017F;treut.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Hab ich gleich das Glu&#x0364;cke nicht/</l><lb/>
              <l>Dich als Lieb&#x017F;te zu umfangen/</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t mir doch dein &#x017F;cho&#x0364;nes Licht</l><lb/>
              <l>Stets erfreulich auffgegangen</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0034] Verliebte Und was der enge Raum der ſuͤſſen Kehle kan/ Wenn du die Stimme kanſt wie unſre Hertzen zwingen. Iſt deine Lieblichkeit nun unbeſchreiblich ſchoͤn/ So laſſe ſie doch auch von Gegenhuld erſchallen. Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn/ So geht er zu den Ort von tauſend Nachtigallen. Doch Nachtigallen ſind in guͤldner Einſamkeit/ Und laſſen ſich zur Luſt in gruͤnen Buͤſchen hoͤren: Druͤm wilſt du/ daß mich auch dein ſuͤſſer Mund erfreut/ So laſſe mich zu dir in das Gebuͤſche kehren. Als Sie auff das Land reiſete. WIlſt du nun galantes Kind! Dieſen ſchoͤnen Ort verlaſſen? Und die dir ergeben ſind/ Sollen ihn deswegen haſſen? Denn man liebet nur die Auen/ Wo der Blumen-Zierath ſteht/ Wer wil ſich vergnuͤget ſchauen/ Wenn die Sonne untergeht? Das Verhaͤngniß/ ſo dich zieht/ Zieht auch meinen Geiſt von hinnen/ Und weil mein Vergnuͤgen flieht/ Fliehen auch die treuen Sinnen. Ach! mein Leitſtern iſt verſchwunden! Und die vorgewuͤnſchte Zeit/ Ja die Zucker-ſuͤſſe Stunden Sind mit Wermuth uͤberſtreut. Hab ich gleich das Gluͤcke nicht/ Dich als Liebſte zu umfangen/ Iſt mir doch dein ſchoͤnes Licht Stets erfreulich auffgegangen Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/34
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/34>, abgerufen am 23.11.2024.