Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte
Pabst Pauli des IV. welcher
die Inqvisition gestifftet.
HIer liegt des Nero Freund/ ein Hencker der Gewissen/
Sein heiligstes Gericht heist ihn Plutonis Sohn.
Allein er muß mit Recht die eigne Ruthe küssen/
Die Seele fährt nun auch zur Inqvisition.
Des Grafen von Villa Medi-
na/ welcher der Spanischen Königin an
die Füssen gegriffen/ und deswe-
gen erschossen wurde.
STürtzt Phaeton/ wenn er zur Sonnen denckt zu steigen/
So stiege meine Gluth hergegen in das Thal.
Man darff sich sonst gebückt zu hohen Füssen neigen/
Doch diese D[e]muth bringt mich in der Todten-Zahl:
Muß jener nun zu hoch/ und ich zu tieff erkalten/
So bleibt das Sicherste: man sol das Mittel halten.
Als 1557. zu Forchheim der
Teuffel einen lahmen Pfaffen von
der Cantzel holete.
EIn lahmer von Person/ ein lahmer in der Schrifft/
Dem kan der Teuffel bald geschwinde Peine schaffen.
Lehrt den geraden Weg ihr geistlich lahmen Pfaffen/
Ehe euch das Lauffen auch wie diesen Münch betriefft.

Grab-
Sinn-Gedichte
Pabſt Pauli des IV. welcher
die Inqviſition geſtifftet.
HIer liegt des Nero Freund/ ein Hencker der Gewiſſen/
Sein heiligſtes Gericht heiſt ihn Plutonis Sohn.
Allein er muß mit Recht die eigne Ruthe kuͤſſen/
Die Seele faͤhrt nun auch zur Inqviſition.
Des Grafen von Villa Medi-
na/ welcher der Spaniſchen Koͤnigin an
die Fuͤſſen gegriffen/ und deswe-
gen erſchoſſen wurde.
STuͤrtzt Phaeton/ wenn er zur Sonnen denckt zu ſteigen/
So ſtiege meine Gluth hergegen in das Thal.
Man darff ſich ſonſt gebuͤckt zu hohen Fuͤſſen neigen/
Doch dieſe D[e]muth bringt mich in der Todten-Zahl:
Muß jener nun zu hoch/ und ich zu tieff erkalten/
So bleibt das Sicherſte: man ſol das Mittel halten.
Als 1557. zu Forchheim der
Teuffel einen lahmen Pfaffen von
der Cantzel holete.
EIn lahmer von Perſon/ ein lahmer in der Schrifft/
Dem kan der Teuffel bald geſchwinde Peine ſchaffen.
Lehrt den geraden Weg ihr geiſtlich lahmen Pfaffen/
Ehe euch das Lauffen auch wie dieſen Muͤnch betriefft.

Grab-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0087" n="77"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Sinn-Gedichte</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">P</hi>ab&#x017F;t <hi rendition="#in">P</hi>auli des <hi rendition="#aq">IV.</hi> welcher<lb/>
die Inqvi&#x017F;ition ge&#x017F;tifftet.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>Ier liegt des Nero Freund/ ein Hencker der Gewi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Sein heilig&#x017F;tes Gericht hei&#x017F;t ihn Plutonis Sohn.</hi> </l><lb/>
              <l>Allein er muß mit Recht die eigne Ruthe ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Die Seele fa&#x0364;hrt nun auch zur Inqvi&#x017F;ition.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">D</hi>es <hi rendition="#in">G</hi>rafen von <hi rendition="#in">V</hi>illa <hi rendition="#in">M</hi>edi-<lb/>
na/ welcher der Spani&#x017F;chen Ko&#x0364;nigin an<lb/>
die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gegriffen/ und deswe-<lb/>
gen er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en wurde.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>Tu&#x0364;rtzt Phaeton/ wenn er zur Sonnen denckt zu &#x017F;teigen/</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">So &#x017F;tiege meine Gluth hergegen in das Thal.</hi> </l><lb/>
              <l>Man darff &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t gebu&#x0364;ckt zu hohen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en neigen/</l><lb/>
              <l>Doch die&#x017F;e D<supplied>e</supplied>muth bringt mich in der Todten-Zahl:</l><lb/>
              <l>Muß jener nun zu hoch/ und ich zu tieff erkalten/</l><lb/>
              <l>So bleibt das Sicher&#x017F;te: man &#x017F;ol das Mittel halten.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>ls 1557. zu Forchheim der<lb/>
Teuffel einen lahmen Pfaffen von<lb/>
der Cantzel holete.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>In lahmer von Per&#x017F;on/ ein lahmer in der Schrifft/</l><lb/>
              <l>Dem kan der Teuffel bald ge&#x017F;chwinde Peine &#x017F;chaffen.</l><lb/>
              <l>Lehrt den geraden Weg ihr gei&#x017F;tlich lahmen Pfaffen/</l><lb/>
              <l>Ehe euch das Lauffen auch wie die&#x017F;en Mu&#x0364;nch betriefft.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#in">G</hi>rab-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0087] Sinn-Gedichte Pabſt Pauli des IV. welcher die Inqviſition geſtifftet. HIer liegt des Nero Freund/ ein Hencker der Gewiſſen/ Sein heiligſtes Gericht heiſt ihn Plutonis Sohn. Allein er muß mit Recht die eigne Ruthe kuͤſſen/ Die Seele faͤhrt nun auch zur Inqviſition. Des Grafen von Villa Medi- na/ welcher der Spaniſchen Koͤnigin an die Fuͤſſen gegriffen/ und deswe- gen erſchoſſen wurde. STuͤrtzt Phaeton/ wenn er zur Sonnen denckt zu ſteigen/ So ſtiege meine Gluth hergegen in das Thal. Man darff ſich ſonſt gebuͤckt zu hohen Fuͤſſen neigen/ Doch dieſe Demuth bringt mich in der Todten-Zahl: Muß jener nun zu hoch/ und ich zu tieff erkalten/ So bleibt das Sicherſte: man ſol das Mittel halten. Als 1557. zu Forchheim der Teuffel einen lahmen Pfaffen von der Cantzel holete. EIn lahmer von Perſon/ ein lahmer in der Schrifft/ Dem kan der Teuffel bald geſchwinde Peine ſchaffen. Lehrt den geraden Weg ihr geiſtlich lahmen Pfaffen/ Ehe euch das Lauffen auch wie dieſen Muͤnch betriefft. Grab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/87
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/87>, abgerufen am 23.11.2024.