staltet und verbessert werden könnten, diese und unzählige andere Fragen umfaßt dieses wichtige Frauenproblem.
Merkwürdigerweise sind weite Kreise, darunter auch Leute, die sich mit Sozialpolitik befassen, noch immer im Zweifel über die Gründe der eheweib- lichen Arbeit, ja, sie scheinen nicht selten anzu- nehmen, daß es pure Vergnügungssucht ist, die die Frauen in die Fabriken treibt, die sie es vor- ziehen läßt, Kellnerin, Waschfrau, Aufwartefrau usw. zu werden, als zu Hause zu sitzen und in aller Gemütsruhe ihren Haushalt zu besorgen.
Gegen die Kellnerin, die Waschfrau, die Auf- wartefrau hätten diese, bürgerlichen und aristo- kratischen Kreisen entstammenden Herrschaften vielleicht noch nichts einzuwenden, weil sie diese Hilfe in ihrem eigenen Haushalt nicht entbehren möchten und könnten. Daß diese oft eine viel an- strengendere und sie dem Hause noch mehr fernhal- tende Tätigkeit ausüben (wie beispielsweise die Waschfrau, die zwölf Stunden Arbeitszeit hat und eine ebenso ungesunde wie anstrengende Arbeit verrichtet), das geniert sie ebensowenig wie die kolossal gestiegene Zahl der in der Landwirtschaft tätigen verheirateten Frauen, die es durchaus nicht leichter als die Fabrikarbeiterinnen haben. Aber bei der Fabrikarbeiterin fürchten sie, wie Herr Rudolf Martin es in seiner Broschüre über
staltet und verbessert werden könnten, diese und unzählige andere Fragen umfaßt dieses wichtige Frauenproblem.
Merkwürdigerweise sind weite Kreise, darunter auch Leute, die sich mit Sozialpolitik befassen, noch immer im Zweifel über die Gründe der eheweib- lichen Arbeit, ja, sie scheinen nicht selten anzu- nehmen, daß es pure Vergnügungssucht ist, die die Frauen in die Fabriken treibt, die sie es vor- ziehen läßt, Kellnerin, Waschfrau, Aufwartefrau usw. zu werden, als zu Hause zu sitzen und in aller Gemütsruhe ihren Haushalt zu besorgen.
Gegen die Kellnerin, die Waschfrau, die Auf- wartefrau hätten diese, bürgerlichen und aristo- kratischen Kreisen entstammenden Herrschaften vielleicht noch nichts einzuwenden, weil sie diese Hilfe in ihrem eigenen Haushalt nicht entbehren möchten und könnten. Daß diese oft eine viel an- strengendere und sie dem Hause noch mehr fernhal- tende Tätigkeit ausüben (wie beispielsweise die Waschfrau, die zwölf Stunden Arbeitszeit hat und eine ebenso ungesunde wie anstrengende Arbeit verrichtet), das geniert sie ebensowenig wie die kolossal gestiegene Zahl der in der Landwirtschaft tätigen verheirateten Frauen, die es durchaus nicht leichter als die Fabrikarbeiterinnen haben. Aber bei der Fabrikarbeiterin fürchten sie, wie Herr Rudolf Martin es in seiner Broschüre über
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staltet und verbessert werden könnten, diese und
unzählige andere Fragen umfaßt dieses wichtige
Frauenproblem.
Merkwürdigerweise sind weite Kreise, darunter
auch Leute, die sich mit Sozialpolitik befassen, noch
immer im Zweifel über die Gründe der eheweib-
lichen Arbeit, ja, sie scheinen nicht selten anzu-
nehmen, daß es pure Vergnügungssucht ist, die die
Frauen in die Fabriken treibt, die sie es vor-
ziehen läßt, Kellnerin, Waschfrau, Aufwartefrau
usw. zu werden, als zu Hause zu sitzen und in aller
Gemütsruhe ihren Haushalt zu besorgen.
Gegen die Kellnerin, die Waschfrau, die Auf-
wartefrau hätten diese, bürgerlichen und aristo-
kratischen Kreisen entstammenden Herrschaften
vielleicht noch nichts einzuwenden, weil sie diese
Hilfe in ihrem eigenen Haushalt nicht entbehren
möchten und könnten. Daß diese oft eine viel an-
strengendere und sie dem Hause noch mehr fernhal-
tende Tätigkeit ausüben (wie beispielsweise die
Waschfrau, die zwölf Stunden Arbeitszeit hat und
eine ebenso ungesunde wie anstrengende Arbeit
verrichtet), das geniert sie ebensowenig wie die
kolossal gestiegene Zahl der in der Landwirtschaft
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(2020-12-07T10:34:09Z)
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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/106>, abgerufen am 16.07.2024.
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