sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be- reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs- bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter- halten muß - bis zu den arbeitsscheuen und faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er- werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak, so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern, die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit leeren Händen erscheinen - diese Skala ist un- endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang- reich, umschließt viel Alltägliches, an unver- meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher Frauen."
Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be- rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875 von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf 250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre 1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-
sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be- reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs- bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter- halten muß – bis zu den arbeitsscheuen und faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er- werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak, so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern, die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit leeren Händen erscheinen – diese Skala ist un- endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang- reich, umschließt viel Alltägliches, an unver- meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher Frauen.“
Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be- rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875 von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf 250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre 1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0114"n="110"/>
sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis<lb/>
zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be-<lb/>
reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern<lb/>
verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß<lb/>
seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs-<lb/>
bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau<lb/>
durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter-<lb/>
halten muß – bis zu den arbeitsscheuen und<lb/>
faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er-<lb/>
werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak,<lb/>
so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und<lb/>
Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern,<lb/>
die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit<lb/>
leeren Händen erscheinen – diese Skala ist un-<lb/>
endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang-<lb/>
reich, umschließt viel Alltägliches, an unver-<lb/>
meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber<lb/>
auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher<lb/>
Frauen.“</p><lb/><p>Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be-<lb/>
rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür<lb/>
sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst<lb/>
wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der<lb/>
Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875<lb/>
von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf<lb/>
250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre<lb/>
1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind<lb/>
es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[110/0114]
sich mit Kaffee und Brot begnügen müssen, oder bis
zu den Taten des robusten Erdarbeiters, der be-
reits beim Morgenimbiß den Zusatz von Eiern
verlangt und so weiter den ganzen Tag, so daß
seine Beisteuer zum Haushalt seine Nahrungs-
bedürfnisse kaum mehr übersteigt und die Frau
durch Heimarbeit sich und die Kinder allein unter-
halten muß – bis zu den arbeitsscheuen und
faulen Männern, die überhaupt nichts mehr er-
werben als ein Taschengeld für Bier und Tabak,
so daß sogar ihr Lebensunterhalt Frau und
Kindern zur Last fällt, oder bis zu den Trinkern,
die alles auswärts verbrauchen und zu Hause mit
leeren Händen erscheinen – diese Skala ist un-
endlich mannigfaltig und außerordentlich umfang-
reich, umschließt viel Alltägliches, an unver-
meidlichen menschlichen Schwächen Reiches, aber
auch viel Jammer und Bedrängnis kinderreicher
Frauen.“
Daß die eheweibliche Arbeit nötig und be-
rechtigt ist, das hat sie mithin bewiesen. Dafür
sprechen überdies schon allein die Zahlen, sonst
wäre sie nicht seit der ersten Zählung der in der
Jndustrie arbeitenden Frauen des Jahres 1875
von 53925 auf 148913 des Jahres 1882, dann auf
250666 des Jahres 1895 auf 447947 im Jahre
1907 gestiegen. Mit den verwitweten Frauen sind
es fast 700000 verheiratete oder verheiratet ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-12-07T10:34:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: gekennzeichnet;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/114>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.