Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Spottes ist beispielsweise über die "höhere Tochter"
wegen ihrer Halbbildung und Oberflächlichkeit
von seiten der Männer ausgegossen worden!

Und doch war es ihr ureigenstes Werk, was
sie damit in Grund und Boden verurteilten, die
Frucht ihres heißen Bemühens, den Frauen eine
"weibliche Bildung" zu geben, die die Wirkung
hatte, sie zu Salonpuppen und bequemen Gattinnen
zu erziehen.

Erst als die Frauenbewegung mit den Lehre-
rinnen an der Spitze einen Feldzug gegen diese
Verbildung der Mädchen unternahm, als sie nach-
wies, daß die bisherigen höheren Mädchenschulen
die Mädchen weder für ihre mütterlichen, noch für
ihre häuslichen Aufgaben befähige, daß sie ihnen
nicht die geeignete Grundlage gebe, auf die sie,
den unabweisbaren Bedürfnissen der Zeit ent-
sprechend, einen Beruf aufbauen können, der ihnen
wirtschaftliche Selbständigkeit und Lebensinhalt
gibt, da erst wurde an eine Reform der höheren
Frauenbildung geschritten.

Es bedeutet kein geringes Maß von Energie
und Können seitens der dabei besonders beteiligten
Kreise (vor allem des Allgemeinen Deutschen Lehre-
rinnenvereins mit Helene Lange und Dr. Gertrud
Bäumer an der Spitze), daß es ihnen gelungen ist,
Preußen als ersten deutschen Bundesstaat zu der
bedeutungsvollen Neuordnung des höheren

Spottes ist beispielsweise über die „höhere Tochter“
wegen ihrer Halbbildung und Oberflächlichkeit
von seiten der Männer ausgegossen worden!

Und doch war es ihr ureigenstes Werk, was
sie damit in Grund und Boden verurteilten, die
Frucht ihres heißen Bemühens, den Frauen eine
„weibliche Bildung“ zu geben, die die Wirkung
hatte, sie zu Salonpuppen und bequemen Gattinnen
zu erziehen.

Erst als die Frauenbewegung mit den Lehre-
rinnen an der Spitze einen Feldzug gegen diese
Verbildung der Mädchen unternahm, als sie nach-
wies, daß die bisherigen höheren Mädchenschulen
die Mädchen weder für ihre mütterlichen, noch für
ihre häuslichen Aufgaben befähige, daß sie ihnen
nicht die geeignete Grundlage gebe, auf die sie,
den unabweisbaren Bedürfnissen der Zeit ent-
sprechend, einen Beruf aufbauen können, der ihnen
wirtschaftliche Selbständigkeit und Lebensinhalt
gibt, da erst wurde an eine Reform der höheren
Frauenbildung geschritten.

Es bedeutet kein geringes Maß von Energie
und Können seitens der dabei besonders beteiligten
Kreise (vor allem des Allgemeinen Deutschen Lehre-
rinnenvereins mit Helene Lange und Dr. Gertrud
Bäumer an der Spitze), daß es ihnen gelungen ist,
Preußen als ersten deutschen Bundesstaat zu der
bedeutungsvollen Neuordnung des höheren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="122"/>
Spottes ist beispielsweise über die &#x201E;höhere Tochter&#x201C;<lb/>
wegen ihrer Halbbildung und Oberflächlichkeit<lb/>
von seiten der Männer ausgegossen worden!</p><lb/>
          <p>Und doch war es ihr ureigenstes Werk, was<lb/>
sie damit in Grund und Boden verurteilten, die<lb/>
Frucht ihres heißen Bemühens, den Frauen eine<lb/>
&#x201E;weibliche Bildung&#x201C; zu geben, die die Wirkung<lb/>
hatte, sie zu Salonpuppen und bequemen Gattinnen<lb/>
zu erziehen.</p><lb/>
          <p>Erst als die Frauenbewegung mit den Lehre-<lb/>
rinnen an der Spitze einen Feldzug gegen diese<lb/>
Verbildung der Mädchen unternahm, als sie nach-<lb/>
wies, daß die bisherigen höheren Mädchenschulen<lb/>
die Mädchen weder für ihre mütterlichen, noch für<lb/>
ihre häuslichen Aufgaben befähige, daß sie ihnen<lb/>
nicht die geeignete Grundlage gebe, auf die sie,<lb/>
den unabweisbaren Bedürfnissen der Zeit ent-<lb/>
sprechend, einen Beruf aufbauen können, der ihnen<lb/>
wirtschaftliche Selbständigkeit und Lebensinhalt<lb/>
gibt, da erst wurde an eine Reform der höheren<lb/>
Frauenbildung geschritten.</p><lb/>
          <p>Es bedeutet kein geringes Maß von Energie<lb/>
und Können seitens der dabei besonders beteiligten<lb/>
Kreise (vor allem des Allgemeinen Deutschen Lehre-<lb/>
rinnenvereins mit Helene Lange und Dr. Gertrud<lb/>
Bäumer an der Spitze), daß es ihnen gelungen ist,<lb/>
Preußen als ersten deutschen Bundesstaat zu der<lb/>
bedeutungsvollen Neuordnung des höheren<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0126] Spottes ist beispielsweise über die „höhere Tochter“ wegen ihrer Halbbildung und Oberflächlichkeit von seiten der Männer ausgegossen worden! Und doch war es ihr ureigenstes Werk, was sie damit in Grund und Boden verurteilten, die Frucht ihres heißen Bemühens, den Frauen eine „weibliche Bildung“ zu geben, die die Wirkung hatte, sie zu Salonpuppen und bequemen Gattinnen zu erziehen. Erst als die Frauenbewegung mit den Lehre- rinnen an der Spitze einen Feldzug gegen diese Verbildung der Mädchen unternahm, als sie nach- wies, daß die bisherigen höheren Mädchenschulen die Mädchen weder für ihre mütterlichen, noch für ihre häuslichen Aufgaben befähige, daß sie ihnen nicht die geeignete Grundlage gebe, auf die sie, den unabweisbaren Bedürfnissen der Zeit ent- sprechend, einen Beruf aufbauen können, der ihnen wirtschaftliche Selbständigkeit und Lebensinhalt gibt, da erst wurde an eine Reform der höheren Frauenbildung geschritten. Es bedeutet kein geringes Maß von Energie und Können seitens der dabei besonders beteiligten Kreise (vor allem des Allgemeinen Deutschen Lehre- rinnenvereins mit Helene Lange und Dr. Gertrud Bäumer an der Spitze), daß es ihnen gelungen ist, Preußen als ersten deutschen Bundesstaat zu der bedeutungsvollen Neuordnung des höheren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/126
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/126>, abgerufen am 26.11.2024.