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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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Und trotz allen Widerstandes der maßgebenden
Kreise ist es gelungen, immer mehr Gebiete der
sozialen Frauentätigkeit zu erschließen. Deutsch-
land, das in dieser Beziehung am hartnäckigsten
und rückständigsten war, ist verhältnismäßig und
im Vergleich zu den anderen kontinentalen
Ländern in Europa, mit Ausnahme Skandi-
naviens, am raschesten fortgeschritten. Es ist
dies nur der Energie der Frauen selbst zu
verdanken, die, einmal aus dem Dorn-
röschenschlaf erweckt, nicht mehr ruhten und
rasteten, bis sie sich in der Öffentlichkeit mit ihren
Forderungen Gehör verschafft, und andererseits
selbst an ihre Ausbildung schritten, um den Beweis
der Fähigkeit, die ihnen so lebhaft abgestritten
wurde, zu liefern. Nur dadurch sind sie in der Lage,
gegenwärtig eine Reihe sozialer Frauenberufe, zu
denen sie heute geradezu erwünscht werden, auch
auszufüllen. Nur dadurch ist es gegenwärtig mög-
lich, den zahlreichen Nachfragen auf diesen Ge-
bieten zu genügen. Das gleiche gilt von den un-
besoldeten, ehrenamtlichen sozialen Frauen-
berufen.

Hier waren es in erster Reihe die Mädchen- und
Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit in Berlin,
die bahnbrechend wirkten und im ganzen Reiche
Nachahmung fanden.

Jhnen folgten nach amerikanischem und eng-

16 Jchenhaeuser, Frauenziele.

Und trotz allen Widerstandes der maßgebenden
Kreise ist es gelungen, immer mehr Gebiete der
sozialen Frauentätigkeit zu erschließen. Deutsch-
land, das in dieser Beziehung am hartnäckigsten
und rückständigsten war, ist verhältnismäßig und
im Vergleich zu den anderen kontinentalen
Ländern in Europa, mit Ausnahme Skandi-
naviens, am raschesten fortgeschritten. Es ist
dies nur der Energie der Frauen selbst zu
verdanken, die, einmal aus dem Dorn-
röschenschlaf erweckt, nicht mehr ruhten und
rasteten, bis sie sich in der Öffentlichkeit mit ihren
Forderungen Gehör verschafft, und andererseits
selbst an ihre Ausbildung schritten, um den Beweis
der Fähigkeit, die ihnen so lebhaft abgestritten
wurde, zu liefern. Nur dadurch sind sie in der Lage,
gegenwärtig eine Reihe sozialer Frauenberufe, zu
denen sie heute geradezu erwünscht werden, auch
auszufüllen. Nur dadurch ist es gegenwärtig mög-
lich, den zahlreichen Nachfragen auf diesen Ge-
bieten zu genügen. Das gleiche gilt von den un-
besoldeten, ehrenamtlichen sozialen Frauen-
berufen.

Hier waren es in erster Reihe die Mädchen- und
Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit in Berlin,
die bahnbrechend wirkten und im ganzen Reiche
Nachahmung fanden.

Jhnen folgten nach amerikanischem und eng-

16 Jchenhaeuser, Frauenziele.
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[241/0245] Und trotz allen Widerstandes der maßgebenden Kreise ist es gelungen, immer mehr Gebiete der sozialen Frauentätigkeit zu erschließen. Deutsch- land, das in dieser Beziehung am hartnäckigsten und rückständigsten war, ist verhältnismäßig und im Vergleich zu den anderen kontinentalen Ländern in Europa, mit Ausnahme Skandi- naviens, am raschesten fortgeschritten. Es ist dies nur der Energie der Frauen selbst zu verdanken, die, einmal aus dem Dorn- röschenschlaf erweckt, nicht mehr ruhten und rasteten, bis sie sich in der Öffentlichkeit mit ihren Forderungen Gehör verschafft, und andererseits selbst an ihre Ausbildung schritten, um den Beweis der Fähigkeit, die ihnen so lebhaft abgestritten wurde, zu liefern. Nur dadurch sind sie in der Lage, gegenwärtig eine Reihe sozialer Frauenberufe, zu denen sie heute geradezu erwünscht werden, auch auszufüllen. Nur dadurch ist es gegenwärtig mög- lich, den zahlreichen Nachfragen auf diesen Ge- bieten zu genügen. Das gleiche gilt von den un- besoldeten, ehrenamtlichen sozialen Frauen- berufen. Hier waren es in erster Reihe die Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit in Berlin, die bahnbrechend wirkten und im ganzen Reiche Nachahmung fanden. Jhnen folgten nach amerikanischem und eng- 16 Jchenhaeuser, Frauenziele.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/245>, abgerufen am 30.04.2024.