Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

liegt, ausgeschieden und von den gesetzgeberischen
Körperschaften nicht erst dann zur Erfüllung ge-
bracht werden sollen, wenn nach jahrelangem Not-
stand nicht länger auszuweichen ist, Aufgaben, für
die nur der Staatssäckel ausreicht und für die nur
der Staatsverwaltung die geeigneten Persönlich-
keiten und Organisationsformen zur Verfügung
stehen. Bei der Privatwohltätigkeit wünscht sie,
daß das Prinzip aufgestellt werde, daß neue An-
stalten, bzw. Vereine nur dann begründet würden,
wenn auf diesem Gebiete weitausschauende Leute,
die berufsmäßig dafür einstehen, sie als notwendig
und lebensfähig ansehen. Fräulein Bonfort schwebt
hierfür eine Jnstanz vor, ähnlich der "Charity
Organisation Society", die in den Vereinigten
Staaten für die Großstädte das Triebrad aller
Unternehmungen bildet, alles Vorhandene er-
forscht, Leistungen vergleicht, neue Bedürfnisse fest-
stellt und ausgereifte Jdeen, zu Vorschlägen ver-
dichtet, beibringt, alle Veranstaltungen in Zu-
sammenhang hält, Leute berät, die Geld oder per-
sönliche Arbeit für Wohltätigkeit aufwenden
wollen und dadurch im weiteren Publikum, das
sich nicht persönlich über den Zustand der einzelnen
Anstalten unterrichten kann, Vertrauen zur
Privatwohltätigkeit geschaffen hat. Von den
Spendern verlangt die kluge Verfasserin, daß sie
ihre Schenkungen und Beiträge nicht nach dem

liegt, ausgeschieden und von den gesetzgeberischen
Körperschaften nicht erst dann zur Erfüllung ge-
bracht werden sollen, wenn nach jahrelangem Not-
stand nicht länger auszuweichen ist, Aufgaben, für
die nur der Staatssäckel ausreicht und für die nur
der Staatsverwaltung die geeigneten Persönlich-
keiten und Organisationsformen zur Verfügung
stehen. Bei der Privatwohltätigkeit wünscht sie,
daß das Prinzip aufgestellt werde, daß neue An-
stalten, bzw. Vereine nur dann begründet würden,
wenn auf diesem Gebiete weitausschauende Leute,
die berufsmäßig dafür einstehen, sie als notwendig
und lebensfähig ansehen. Fräulein Bonfort schwebt
hierfür eine Jnstanz vor, ähnlich der „Charity
Organisation Society“, die in den Vereinigten
Staaten für die Großstädte das Triebrad aller
Unternehmungen bildet, alles Vorhandene er-
forscht, Leistungen vergleicht, neue Bedürfnisse fest-
stellt und ausgereifte Jdeen, zu Vorschlägen ver-
dichtet, beibringt, alle Veranstaltungen in Zu-
sammenhang hält, Leute berät, die Geld oder per-
sönliche Arbeit für Wohltätigkeit aufwenden
wollen und dadurch im weiteren Publikum, das
sich nicht persönlich über den Zustand der einzelnen
Anstalten unterrichten kann, Vertrauen zur
Privatwohltätigkeit geschaffen hat. Von den
Spendern verlangt die kluge Verfasserin, daß sie
ihre Schenkungen und Beiträge nicht nach dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="248"/>
liegt, ausgeschieden und von den gesetzgeberischen<lb/>
Körperschaften nicht erst dann zur Erfüllung ge-<lb/>
bracht werden sollen, wenn nach jahrelangem Not-<lb/>
stand nicht länger auszuweichen ist, Aufgaben, für<lb/>
die nur der Staatssäckel ausreicht und für die nur<lb/>
der Staatsverwaltung die geeigneten Persönlich-<lb/>
keiten und Organisationsformen zur Verfügung<lb/>
stehen. Bei der Privatwohltätigkeit wünscht sie,<lb/>
daß das Prinzip aufgestellt werde, daß neue An-<lb/>
stalten, bzw. Vereine nur dann begründet würden,<lb/>
wenn auf diesem Gebiete weitausschauende Leute,<lb/>
die berufsmäßig dafür einstehen, sie als notwendig<lb/>
und lebensfähig ansehen. Fräulein Bonfort schwebt<lb/>
hierfür eine Jnstanz vor, ähnlich der &#x201E;Charity<lb/>
Organisation Society&#x201C;, die in den Vereinigten<lb/>
Staaten für die Großstädte das Triebrad aller<lb/>
Unternehmungen bildet, alles Vorhandene er-<lb/>
forscht, Leistungen vergleicht, neue Bedürfnisse fest-<lb/>
stellt und ausgereifte Jdeen, zu Vorschlägen ver-<lb/>
dichtet, beibringt, alle Veranstaltungen in Zu-<lb/>
sammenhang hält, Leute berät, die Geld oder per-<lb/>
sönliche Arbeit für Wohltätigkeit aufwenden<lb/>
wollen und dadurch im weiteren Publikum, das<lb/>
sich nicht persönlich über den Zustand der einzelnen<lb/>
Anstalten unterrichten kann, Vertrauen zur<lb/>
Privatwohltätigkeit geschaffen hat. Von den<lb/>
Spendern verlangt die kluge Verfasserin, daß sie<lb/>
ihre Schenkungen und Beiträge nicht nach dem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0252] liegt, ausgeschieden und von den gesetzgeberischen Körperschaften nicht erst dann zur Erfüllung ge- bracht werden sollen, wenn nach jahrelangem Not- stand nicht länger auszuweichen ist, Aufgaben, für die nur der Staatssäckel ausreicht und für die nur der Staatsverwaltung die geeigneten Persönlich- keiten und Organisationsformen zur Verfügung stehen. Bei der Privatwohltätigkeit wünscht sie, daß das Prinzip aufgestellt werde, daß neue An- stalten, bzw. Vereine nur dann begründet würden, wenn auf diesem Gebiete weitausschauende Leute, die berufsmäßig dafür einstehen, sie als notwendig und lebensfähig ansehen. Fräulein Bonfort schwebt hierfür eine Jnstanz vor, ähnlich der „Charity Organisation Society“, die in den Vereinigten Staaten für die Großstädte das Triebrad aller Unternehmungen bildet, alles Vorhandene er- forscht, Leistungen vergleicht, neue Bedürfnisse fest- stellt und ausgereifte Jdeen, zu Vorschlägen ver- dichtet, beibringt, alle Veranstaltungen in Zu- sammenhang hält, Leute berät, die Geld oder per- sönliche Arbeit für Wohltätigkeit aufwenden wollen und dadurch im weiteren Publikum, das sich nicht persönlich über den Zustand der einzelnen Anstalten unterrichten kann, Vertrauen zur Privatwohltätigkeit geschaffen hat. Von den Spendern verlangt die kluge Verfasserin, daß sie ihre Schenkungen und Beiträge nicht nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/252
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/252>, abgerufen am 10.05.2024.