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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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auf die Einrichtungen der freien Liebestätigkeit,
wie er in weitesten Kreisen zu konstatieren ist.

Unter den zahlreichen Vorschlägen zur Abhilfe
der bestehenden Übel, die er teilweise selbst macht,
teilweise von anderen Autoren übernimmt oder be-
spricht, nehmen denn auch begreiflicherweise die
organisatorischen Maßnahmen, die der Zersplitte-
rung der Kräfte direkt entgegenwirken und das
Publikum in zuverlässiger Weise belehren, die erste
Stelle ein. So erachtet er Zentralstellen, die das
Jnkassowesen in der Weise regeln, daß die Beiträge
möglichst aller Spenden einer Stadt eingezogen
und an die einzelnen Vereinigungen abgeführt
werden, nicht allein als gutes Mittel zur direkten
materiellen Ersparnis, sondern auch für erziehe-
risch wirkend durch die Übersicht, die die Spender
dadurch erhalten würden, und die für sie das über-
raschende Ergebnis haben würde, daß der jährliche
Betrag ihrer Spenden zu Wohlfahrtszwecken in
einem wenig angemessenen Verhältnis zu ihrer
günstigen wirtschaftlichen Lage und Lebensstellung
stehe und den biblischen "Zehnten" bei weitem nicht
erreiche. Noch mehr Sympathie bringt Dr. Levy
den mit weit größeren Kompetenzen ausgestatteten
"Prüfungsstellen" entgegen, die Helene Bonfort
ebenfalls, wie bereits oben erwähnt, als Mittel zur
Erziehung des Publikums, zur Verhinderung der
Einrichtung überflüssiger Vereine oder des Neben-

auf die Einrichtungen der freien Liebestätigkeit,
wie er in weitesten Kreisen zu konstatieren ist.

Unter den zahlreichen Vorschlägen zur Abhilfe
der bestehenden Übel, die er teilweise selbst macht,
teilweise von anderen Autoren übernimmt oder be-
spricht, nehmen denn auch begreiflicherweise die
organisatorischen Maßnahmen, die der Zersplitte-
rung der Kräfte direkt entgegenwirken und das
Publikum in zuverlässiger Weise belehren, die erste
Stelle ein. So erachtet er Zentralstellen, die das
Jnkassowesen in der Weise regeln, daß die Beiträge
möglichst aller Spenden einer Stadt eingezogen
und an die einzelnen Vereinigungen abgeführt
werden, nicht allein als gutes Mittel zur direkten
materiellen Ersparnis, sondern auch für erziehe-
risch wirkend durch die Übersicht, die die Spender
dadurch erhalten würden, und die für sie das über-
raschende Ergebnis haben würde, daß der jährliche
Betrag ihrer Spenden zu Wohlfahrtszwecken in
einem wenig angemessenen Verhältnis zu ihrer
günstigen wirtschaftlichen Lage und Lebensstellung
stehe und den biblischen „Zehnten“ bei weitem nicht
erreiche. Noch mehr Sympathie bringt Dr. Levy
den mit weit größeren Kompetenzen ausgestatteten
„Prüfungsstellen“ entgegen, die Helene Bonfort
ebenfalls, wie bereits oben erwähnt, als Mittel zur
Erziehung des Publikums, zur Verhinderung der
Einrichtung überflüssiger Vereine oder des Neben-

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[251/0255] auf die Einrichtungen der freien Liebestätigkeit, wie er in weitesten Kreisen zu konstatieren ist. Unter den zahlreichen Vorschlägen zur Abhilfe der bestehenden Übel, die er teilweise selbst macht, teilweise von anderen Autoren übernimmt oder be- spricht, nehmen denn auch begreiflicherweise die organisatorischen Maßnahmen, die der Zersplitte- rung der Kräfte direkt entgegenwirken und das Publikum in zuverlässiger Weise belehren, die erste Stelle ein. So erachtet er Zentralstellen, die das Jnkassowesen in der Weise regeln, daß die Beiträge möglichst aller Spenden einer Stadt eingezogen und an die einzelnen Vereinigungen abgeführt werden, nicht allein als gutes Mittel zur direkten materiellen Ersparnis, sondern auch für erziehe- risch wirkend durch die Übersicht, die die Spender dadurch erhalten würden, und die für sie das über- raschende Ergebnis haben würde, daß der jährliche Betrag ihrer Spenden zu Wohlfahrtszwecken in einem wenig angemessenen Verhältnis zu ihrer günstigen wirtschaftlichen Lage und Lebensstellung stehe und den biblischen „Zehnten“ bei weitem nicht erreiche. Noch mehr Sympathie bringt Dr. Levy den mit weit größeren Kompetenzen ausgestatteten „Prüfungsstellen“ entgegen, die Helene Bonfort ebenfalls, wie bereits oben erwähnt, als Mittel zur Erziehung des Publikums, zur Verhinderung der Einrichtung überflüssiger Vereine oder des Neben-

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/255>, abgerufen am 24.11.2024.