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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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trolle jedes Mädchen täglich neu infiziert und da-
durch erneut ansteckungsfähig werden kann und
weil die Behandlung der krank befundenen
Mädchen in den meisten Fällen zu keiner wirk-
lichen Heilung fuhrt. Sie zeigten, wie das in der
Reglementierung liegende System ihre schärfste
Ausprägung in der Kasernierung erfährt, die die
Prostituierte isoliert und in Bordellen unterbringt,
in dieser ärgsten Schule und Hölle des Lasters, die,
wie Katharina Scheven sagt, "einen Parasiten
großgezogen hat, der, wenn hie und da sein dunkles
Treiben ans Licht der Öffentlichkeit tritt, das Ent-
setzen der Kulturmenschheit erregt und dem gleich-
wohl die Regierungen aller Länder hilf- und rat-
los gegenüberstehen: den internationalen Mädchen-
handel."

Jn letzter Zeit sind verschiedene Schriften er-
schienen, die sich mit dem Handel mit weißen
Sklaven, wie dieser schrecklichste aller Handel ge-
nannt wird, beschäftigen. Eine davon, die in
England erschienen ist, betitelt sich "The White
Slave Market"1) und verrät ein gründliches
Studium der Verhältnisse. Die Verfasser, Frau
Archibald Mackirdy und Herr W. N. Willis be-
richten, wie die Agenten der Bordelle des Ostens
Europa und Amerika bereisen, um die jungen

1) London 1912.

trolle jedes Mädchen täglich neu infiziert und da-
durch erneut ansteckungsfähig werden kann und
weil die Behandlung der krank befundenen
Mädchen in den meisten Fällen zu keiner wirk-
lichen Heilung fuhrt. Sie zeigten, wie das in der
Reglementierung liegende System ihre schärfste
Ausprägung in der Kasernierung erfährt, die die
Prostituierte isoliert und in Bordellen unterbringt,
in dieser ärgsten Schule und Hölle des Lasters, die,
wie Katharina Scheven sagt, „einen Parasiten
großgezogen hat, der, wenn hie und da sein dunkles
Treiben ans Licht der Öffentlichkeit tritt, das Ent-
setzen der Kulturmenschheit erregt und dem gleich-
wohl die Regierungen aller Länder hilf- und rat-
los gegenüberstehen: den internationalen Mädchen-
handel.“

Jn letzter Zeit sind verschiedene Schriften er-
schienen, die sich mit dem Handel mit weißen
Sklaven, wie dieser schrecklichste aller Handel ge-
nannt wird, beschäftigen. Eine davon, die in
England erschienen ist, betitelt sich „The White
Slave Market“1) und verrät ein gründliches
Studium der Verhältnisse. Die Verfasser, Frau
Archibald Mackirdy und Herr W. N. Willis be-
richten, wie die Agenten der Bordelle des Ostens
Europa und Amerika bereisen, um die jungen

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[274/0278] trolle jedes Mädchen täglich neu infiziert und da- durch erneut ansteckungsfähig werden kann und weil die Behandlung der krank befundenen Mädchen in den meisten Fällen zu keiner wirk- lichen Heilung fuhrt. Sie zeigten, wie das in der Reglementierung liegende System ihre schärfste Ausprägung in der Kasernierung erfährt, die die Prostituierte isoliert und in Bordellen unterbringt, in dieser ärgsten Schule und Hölle des Lasters, die, wie Katharina Scheven sagt, „einen Parasiten großgezogen hat, der, wenn hie und da sein dunkles Treiben ans Licht der Öffentlichkeit tritt, das Ent- setzen der Kulturmenschheit erregt und dem gleich- wohl die Regierungen aller Länder hilf- und rat- los gegenüberstehen: den internationalen Mädchen- handel.“ Jn letzter Zeit sind verschiedene Schriften er- schienen, die sich mit dem Handel mit weißen Sklaven, wie dieser schrecklichste aller Handel ge- nannt wird, beschäftigen. Eine davon, die in England erschienen ist, betitelt sich „The White Slave Market“ 1) und verrät ein gründliches Studium der Verhältnisse. Die Verfasser, Frau Archibald Mackirdy und Herr W. N. Willis be- richten, wie die Agenten der Bordelle des Ostens Europa und Amerika bereisen, um die jungen 1) London 1912.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/278>, abgerufen am 10.05.2024.