Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.Die Bedürfnisse der Neuzeit haben alle Be- Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Frauen Die Frauen haben nicht allein das in sie ge- Die Bedürfnisse der Neuzeit haben alle Be- Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Frauen Die Frauen haben nicht allein das in sie ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0320" n="316"/> <p>Die Bedürfnisse der Neuzeit haben alle Be-<lb/> denken besiegt, das B. G. B. hat die Frauen zum<lb/> Amte eines Vormundes zugelassen, aber die<lb/> Frauen haben bisher gegen das Jnteresse des<lb/> Mündels und gegen das allgemeine öffentliche<lb/> Jnteresse in zu geringem Umfange von dem neuen<lb/> Recht Gebrauch gemacht.</p><lb/> <p>Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Frauen<lb/> sich im allgemeinen zwar schwer zur Übernahme<lb/> von Vormundschaften entschließen, weil sie oft<lb/> fürchten, den damit verbundenen Aufgaben nicht<lb/> gewachsen zu sein. Diejenigen aber, die sich doch<lb/> dazu entschlossen haben, haben es in der Regel ver-<lb/> standen, nicht allein für ihre Mündel treu zu<lb/> sorgen, sondern sich auch der Mündelmutter meist<lb/> liebevoll anzunehmen. Sie haben bewiesen, daß<lb/> die Frauenbewegung und ihre Freunde durchaus<lb/> recht hatten, als sie das Vormundschaftsrecht für<lb/> die Frau begehrten, weil sie erwarteten, daß das<lb/> Mitleid und Mitgefühl für das Kind, die Fähig-<lb/> keit der Erziehung und der seelischen und sittlichen<lb/> Beeinflussung des Kindes bei der Frau ungleich<lb/> größer sein würden als beim Manne.</p><lb/> <p>Die Frauen haben nicht allein das in sie ge-<lb/> setzte Vertrauen gerechtfertigt, sondern sie haben<lb/> weit mehr als das getan, sie haben die Einzel-<lb/> vormundschaft neubelebt und erst zu dem gemacht,<lb/> was sie sein soll, zum Halt und Hort des vater-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0320]
Die Bedürfnisse der Neuzeit haben alle Be-
denken besiegt, das B. G. B. hat die Frauen zum
Amte eines Vormundes zugelassen, aber die
Frauen haben bisher gegen das Jnteresse des
Mündels und gegen das allgemeine öffentliche
Jnteresse in zu geringem Umfange von dem neuen
Recht Gebrauch gemacht.
Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Frauen
sich im allgemeinen zwar schwer zur Übernahme
von Vormundschaften entschließen, weil sie oft
fürchten, den damit verbundenen Aufgaben nicht
gewachsen zu sein. Diejenigen aber, die sich doch
dazu entschlossen haben, haben es in der Regel ver-
standen, nicht allein für ihre Mündel treu zu
sorgen, sondern sich auch der Mündelmutter meist
liebevoll anzunehmen. Sie haben bewiesen, daß
die Frauenbewegung und ihre Freunde durchaus
recht hatten, als sie das Vormundschaftsrecht für
die Frau begehrten, weil sie erwarteten, daß das
Mitleid und Mitgefühl für das Kind, die Fähig-
keit der Erziehung und der seelischen und sittlichen
Beeinflussung des Kindes bei der Frau ungleich
größer sein würden als beim Manne.
Die Frauen haben nicht allein das in sie ge-
setzte Vertrauen gerechtfertigt, sondern sie haben
weit mehr als das getan, sie haben die Einzel-
vormundschaft neubelebt und erst zu dem gemacht,
was sie sein soll, zum Halt und Hort des vater-
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-12-07T10:34:09Z)
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(2020-12-07T10:34:09Z)
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