Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

schriften des Arbeiterschutzes und teilweise auch
noch die Arbeiterversicherung zu umgehen und die
Organisation der Arbeiter in Berufsvereinen zu
erschweren, damit aber die beiden wichtigsten
Handhaben der sozialen Reform zur Unbrauchbar-
keit zu verdammen. Die Hausindustrie ist in den
meisten Fällen heutzutage nicht nur eine Quelle
des Elends für diejenigen, die in ihr arbeiten,
sondern, was noch weit schlimmer ist, ein Hemm-
schuh für die fortschreitende Entwicklung auf dem
Gebiete der gesamten Jndustrie eben dadurch, daß
sie die Bestrebungen vereitelt, die dem Arbeiter-
schutz und der Gewerkschaftsbewegung zugrunde
liegen und deren segensvolle Wirkung nicht nur die
Hebung der augenblicklich tätigen Arbeiter,
sondern vor allem auch die Beschleunigung des
wirtschaftlichen Fortschritts ist. Die Postulate
einer modernen, hausindustriellen Politik müssen
deshalb heute mehr denn je, so wenig man die tech-
nischen Schwierigkeiten zu verkennen braucht, die
ihrer Verwirklichung entgegensehen, immer noch
diese sein: Ausdehnung des Arbeitsschutzes auf die
Hausindustrie und Organisation der haus-
industriellen Arbeiter."

Liegt zwischen den beiden 14 Jahre ausein-
anderliegenden zitierten Gelehrtenansichten eine
Welt der Erkenntnis über Wesen, Bedingung und
Bedürfnisse der Heimarbeit, so ist der im März 1904

schriften des Arbeiterschutzes und teilweise auch
noch die Arbeiterversicherung zu umgehen und die
Organisation der Arbeiter in Berufsvereinen zu
erschweren, damit aber die beiden wichtigsten
Handhaben der sozialen Reform zur Unbrauchbar-
keit zu verdammen. Die Hausindustrie ist in den
meisten Fällen heutzutage nicht nur eine Quelle
des Elends für diejenigen, die in ihr arbeiten,
sondern, was noch weit schlimmer ist, ein Hemm-
schuh für die fortschreitende Entwicklung auf dem
Gebiete der gesamten Jndustrie eben dadurch, daß
sie die Bestrebungen vereitelt, die dem Arbeiter-
schutz und der Gewerkschaftsbewegung zugrunde
liegen und deren segensvolle Wirkung nicht nur die
Hebung der augenblicklich tätigen Arbeiter,
sondern vor allem auch die Beschleunigung des
wirtschaftlichen Fortschritts ist. Die Postulate
einer modernen, hausindustriellen Politik müssen
deshalb heute mehr denn je, so wenig man die tech-
nischen Schwierigkeiten zu verkennen braucht, die
ihrer Verwirklichung entgegensehen, immer noch
diese sein: Ausdehnung des Arbeitsschutzes auf die
Hausindustrie und Organisation der haus-
industriellen Arbeiter.“

Liegt zwischen den beiden 14 Jahre ausein-
anderliegenden zitierten Gelehrtenansichten eine
Welt der Erkenntnis über Wesen, Bedingung und
Bedürfnisse der Heimarbeit, so ist der im März 1904

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0062" n="58"/>
schriften des Arbeiterschutzes und teilweise auch<lb/>
noch die Arbeiterversicherung zu umgehen und die<lb/>
Organisation der Arbeiter in Berufsvereinen zu<lb/>
erschweren, damit aber die beiden wichtigsten<lb/>
Handhaben der sozialen Reform zur Unbrauchbar-<lb/>
keit zu verdammen. Die Hausindustrie ist in den<lb/>
meisten Fällen heutzutage nicht nur eine Quelle<lb/>
des Elends für diejenigen, die in ihr arbeiten,<lb/>
sondern, was noch weit schlimmer ist, ein Hemm-<lb/>
schuh für die fortschreitende Entwicklung auf dem<lb/>
Gebiete der gesamten Jndustrie eben dadurch, daß<lb/>
sie die Bestrebungen vereitelt, die dem Arbeiter-<lb/>
schutz und der Gewerkschaftsbewegung zugrunde<lb/>
liegen und deren segensvolle Wirkung nicht nur die<lb/>
Hebung der augenblicklich tätigen Arbeiter,<lb/>
sondern vor allem auch die Beschleunigung des<lb/>
wirtschaftlichen Fortschritts ist. Die Postulate<lb/>
einer modernen, hausindustriellen Politik müssen<lb/>
deshalb heute mehr denn je, so wenig man die tech-<lb/>
nischen Schwierigkeiten zu verkennen braucht, die<lb/>
ihrer Verwirklichung entgegensehen, immer noch<lb/>
diese sein: Ausdehnung des Arbeitsschutzes auf die<lb/>
Hausindustrie und Organisation der haus-<lb/>
industriellen Arbeiter.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Liegt zwischen den beiden 14 Jahre ausein-<lb/>
anderliegenden zitierten Gelehrtenansichten eine<lb/>
Welt der Erkenntnis über Wesen, Bedingung und<lb/>
Bedürfnisse der Heimarbeit, so ist der im März 1904<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0062] schriften des Arbeiterschutzes und teilweise auch noch die Arbeiterversicherung zu umgehen und die Organisation der Arbeiter in Berufsvereinen zu erschweren, damit aber die beiden wichtigsten Handhaben der sozialen Reform zur Unbrauchbar- keit zu verdammen. Die Hausindustrie ist in den meisten Fällen heutzutage nicht nur eine Quelle des Elends für diejenigen, die in ihr arbeiten, sondern, was noch weit schlimmer ist, ein Hemm- schuh für die fortschreitende Entwicklung auf dem Gebiete der gesamten Jndustrie eben dadurch, daß sie die Bestrebungen vereitelt, die dem Arbeiter- schutz und der Gewerkschaftsbewegung zugrunde liegen und deren segensvolle Wirkung nicht nur die Hebung der augenblicklich tätigen Arbeiter, sondern vor allem auch die Beschleunigung des wirtschaftlichen Fortschritts ist. Die Postulate einer modernen, hausindustriellen Politik müssen deshalb heute mehr denn je, so wenig man die tech- nischen Schwierigkeiten zu verkennen braucht, die ihrer Verwirklichung entgegensehen, immer noch diese sein: Ausdehnung des Arbeitsschutzes auf die Hausindustrie und Organisation der haus- industriellen Arbeiter.“ Liegt zwischen den beiden 14 Jahre ausein- anderliegenden zitierten Gelehrtenansichten eine Welt der Erkenntnis über Wesen, Bedingung und Bedürfnisse der Heimarbeit, so ist der im März 1904

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-12-07T10:34:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-12-07T10:34:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/62
Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/62>, abgerufen am 07.05.2024.