Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Gerichtsschr. Alles richtig.
Wirthin. Nun man wirds denn am Ende doch
wissen; Er erzälts ja alle Abend.
Gerichtsschr. Nun -- also bin ich nicht in die
Sense gefallen.
Wirthin. Und also hat Er keine Hühner gestohlen.
Gerichtsschr. Eine Lehre kann ich Ihr doch bei der
Gelegenheit geben -- Bei Leib und Leben erzähle Sie
so was Ehrenrühriges nicht, wenn einer Wein trinkt.
Ich bin sonst ein moderater Mann, aber hierüber habe
ich mich gealterirt -- und wenn der Quartiermeister
hier wäre -- so könnte ich ihn in der Hizze und durch
das Weintrinken -- ich könnte ihn zu Granatbißchen
hauen. (trinkt.) Kommen heute spät, die Bauern.
Wirthin. Was sollen sie denn auch hier thun?
Gerichtsschr. Hm br hm! Haus und Hof kaufen.
Wirthin. Und in drei Wochen wieder verkaufen, so
fällt es in Euren Beutel.
Gerichtsschr. Noch eine Bouteille!
Wirthin. Steht schon zu viel angeschrieben.
Gerichtsschr. Laßt es stehn. Die Gemeinde muß
zalen.
Wirthin. Das ist nicht fein -- das werde ich melden.
Gerichtsschr. Frau Wirthin!
Gerichtsſchr. Alles richtig.
Wirthin. Nun man wirds denn am Ende doch
wiſſen; Er erzaͤlts ja alle Abend.
Gerichtsſchr. Nun — alſo bin ich nicht in die
Senſe gefallen.
Wirthin. Und alſo hat Er keine Huͤhner geſtohlen.
Gerichtsſchr. Eine Lehre kann ich Ihr doch bei der
Gelegenheit geben — Bei Leib und Leben erzaͤhle Sie
ſo was Ehrenruͤhriges nicht, wenn einer Wein trinkt.
Ich bin ſonſt ein moderater Mann, aber hieruͤber habe
ich mich gealterirt — und wenn der Quartiermeiſter
hier waͤre — ſo koͤnnte ich ihn in der Hizze und durch
das Weintrinken — ich koͤnnte ihn zu Granatbißchen
hauen. (trinkt.) Kommen heute ſpaͤt, die Bauern.
Wirthin. Was ſollen ſie denn auch hier thun?
Gerichtsſchr. Hm br hm! Haus und Hof kaufen.
Wirthin. Und in drei Wochen wieder verkaufen, ſo
faͤllt es in Euren Beutel.
Gerichtsſchr. Noch eine Bouteille!
Wirthin. Steht ſchon zu viel angeſchrieben.
Gerichtsſchr. Laßt es ſtehn. Die Gemeinde muß
zalen.
Wirthin. Das iſt nicht fein — das werde ich melden.
Gerichtsſchr. Frau Wirthin!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0100" n="94"/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Alles richtig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Nun man wirds denn am Ende doch<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en; Er erza&#x0364;lts ja alle Abend.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Nun &#x2014; al&#x017F;o bin ich nicht in die<lb/>
Sen&#x017F;e gefallen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Und al&#x017F;o hat Er keine Hu&#x0364;hner ge&#x017F;tohlen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Eine Lehre kann ich Ihr doch bei der<lb/>
Gelegenheit geben &#x2014; Bei Leib und Leben erza&#x0364;hle Sie<lb/>
&#x017F;o was Ehrenru&#x0364;hriges nicht, wenn einer Wein trinkt.<lb/>
Ich bin &#x017F;on&#x017F;t ein moderater Mann, aber hieru&#x0364;ber habe<lb/>
ich mich gealterirt &#x2014; und wenn der Quartiermei&#x017F;ter<lb/>
hier wa&#x0364;re &#x2014; &#x017F;o ko&#x0364;nnte ich ihn in der Hizze und durch<lb/>
das Weintrinken &#x2014; ich ko&#x0364;nnte ihn zu Granatbißchen<lb/>
hauen. <stage>(trinkt.)</stage> Kommen heute &#x017F;pa&#x0364;t, die Bauern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Was &#x017F;ollen &#x017F;ie denn auch hier thun?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Hm br hm! Haus und Hof kaufen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Und in drei Wochen wieder verkaufen, &#x017F;o<lb/>
fa&#x0364;llt es in Euren Beutel.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Noch eine Bouteille!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Steht &#x017F;chon zu viel ange&#x017F;chrieben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Laßt es &#x017F;tehn. Die Gemeinde muß<lb/>
zalen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIRT">
            <speaker>Wirthin.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t nicht fein &#x2014; das werde ich melden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GERS">
            <speaker>Gerichts&#x017F;chr.</speaker>
            <p>Frau Wirthin!</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0100] Gerichtsſchr. Alles richtig. Wirthin. Nun man wirds denn am Ende doch wiſſen; Er erzaͤlts ja alle Abend. Gerichtsſchr. Nun — alſo bin ich nicht in die Senſe gefallen. Wirthin. Und alſo hat Er keine Huͤhner geſtohlen. Gerichtsſchr. Eine Lehre kann ich Ihr doch bei der Gelegenheit geben — Bei Leib und Leben erzaͤhle Sie ſo was Ehrenruͤhriges nicht, wenn einer Wein trinkt. Ich bin ſonſt ein moderater Mann, aber hieruͤber habe ich mich gealterirt — und wenn der Quartiermeiſter hier waͤre — ſo koͤnnte ich ihn in der Hizze und durch das Weintrinken — ich koͤnnte ihn zu Granatbißchen hauen. (trinkt.) Kommen heute ſpaͤt, die Bauern. Wirthin. Was ſollen ſie denn auch hier thun? Gerichtsſchr. Hm br hm! Haus und Hof kaufen. Wirthin. Und in drei Wochen wieder verkaufen, ſo faͤllt es in Euren Beutel. Gerichtsſchr. Noch eine Bouteille! Wirthin. Steht ſchon zu viel angeſchrieben. Gerichtsſchr. Laßt es ſtehn. Die Gemeinde muß zalen. Wirthin. Das iſt nicht fein — das werde ich melden. Gerichtsſchr. Frau Wirthin!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/100
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/100>, abgerufen am 04.12.2024.