Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Obfstr. Es thut mir leid -- Obfstn. Und dann -- von Scheidung? So gottlos hast Du noch nie gesprochen. Unter christlichen Ehe- leuten ist so was nicht erhört. Obfstr. Ich wollte, es wäre nicht geschehen; aber über das Kapittel -- -- -- ich sehe denn schon, wie ich es bei Gelegenheit wieder gut mache. Nun -- ist denn nun wieder Friede? Obfstn. Hm! Obfstr. Deine Hand! Obfstn. (giebt sie, aber sieht ihn nur halb an.) Obfstr. Du mußt mich auch dazu ansehen. So -- und einen Kuß -- denk, ich wäre noch Dein Bräuti- gam. (sie umarmen sich.) Es hat Dich denn doch nicht gereuet, daß Du es mit mir gewagt hast? Obfstn. Nun -- Obfstr. Jezt wollen wir darauf denken, den Leuten eine kleine stille Hochzeit zu geben. Obfstn. (mit aller ihrer lebhaften Geschwäzzigkeit.) Was? Kleine stille Hochzeit? Obfstr. Ich denke, es ist Dir so am liebsten. Obfstn. Daß ich für einen Geizteufel ausgeschrien würde! daß es hiesse: meine Kinder wären mir nicht einmal so viel werth! Obfſtr. Es thut mir leid — Obfſtn. Und dann — von Scheidung? So gottlos haſt Du noch nie geſprochen. Unter chriſtlichen Ehe- leuten iſt ſo was nicht erhoͤrt. Obfſtr. Ich wollte, es waͤre nicht geſchehen; aber uͤber das Kapittel — — — ich ſehe denn ſchon, wie ich es bei Gelegenheit wieder gut mache. Nun — iſt denn nun wieder Friede? Obfſtn. Hm! Obfſtr. Deine Hand! Obfſtn. (giebt ſie, aber ſieht ihn nur halb an.) Obfſtr. Du mußt mich auch dazu anſehen. So — und einen Kuß — denk, ich waͤre noch Dein Braͤuti- gam. (ſie umarmen ſich.) Es hat Dich denn doch nicht gereuet, daß Du es mit mir gewagt haſt? Obfſtn. Nun — Obfſtr. Jezt wollen wir darauf denken, den Leuten eine kleine ſtille Hochzeit zu geben. Obfſtn. (mit aller ihrer lebhaften Geſchwaͤzzigkeit.) Was? Kleine ſtille Hochzeit? Obfſtr. Ich denke, es iſt Dir ſo am liebſten. Obfſtn. Daß ich fuͤr einen Geizteufel ausgeſchrien wuͤrde! daß es hieſſe: meine Kinder waͤren mir nicht einmal ſo viel werth! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0122" n="116"/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Es thut mir leid —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <p>Und dann — von Scheidung? So gottlos<lb/> haſt Du noch nie geſprochen. Unter chriſtlichen Ehe-<lb/> leuten iſt ſo was nicht erhoͤrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Ich wollte, es waͤre nicht geſchehen; aber<lb/> uͤber das Kapittel — — — ich ſehe denn ſchon, wie<lb/> ich es bei Gelegenheit wieder gut mache. Nun —<lb/> iſt denn nun wieder Friede?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <p>Hm!</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Deine Hand!</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <stage>(giebt ſie, aber ſieht ihn nur halb an.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Du mußt mich auch dazu anſehen. So —<lb/> und einen Kuß — denk, ich waͤre noch Dein Braͤuti-<lb/> gam. <stage>(ſie umarmen ſich.)</stage> Es hat Dich denn doch nicht<lb/> gereuet, daß Du es mit mir gewagt haſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <p>Nun —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Jezt wollen wir darauf denken, den Leuten<lb/> eine kleine ſtille Hochzeit zu geben.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <stage>(mit aller ihrer lebhaften Geſchwaͤzzigkeit.)</stage><lb/> <p>Was? Kleine ſtille Hochzeit?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Ich denke, es iſt Dir ſo am liebſten.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBEI"> <speaker>Obfſtn.</speaker> <p>Daß ich fuͤr einen Geizteufel ausgeſchrien<lb/> wuͤrde! daß es hieſſe: meine Kinder waͤren mir nicht<lb/> einmal ſo viel werth!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0122]
Obfſtr. Es thut mir leid —
Obfſtn. Und dann — von Scheidung? So gottlos
haſt Du noch nie geſprochen. Unter chriſtlichen Ehe-
leuten iſt ſo was nicht erhoͤrt.
Obfſtr. Ich wollte, es waͤre nicht geſchehen; aber
uͤber das Kapittel — — — ich ſehe denn ſchon, wie
ich es bei Gelegenheit wieder gut mache. Nun —
iſt denn nun wieder Friede?
Obfſtn. Hm!
Obfſtr. Deine Hand!
Obfſtn. (giebt ſie, aber ſieht ihn nur halb an.)
Obfſtr. Du mußt mich auch dazu anſehen. So —
und einen Kuß — denk, ich waͤre noch Dein Braͤuti-
gam. (ſie umarmen ſich.) Es hat Dich denn doch nicht
gereuet, daß Du es mit mir gewagt haſt?
Obfſtn. Nun —
Obfſtr. Jezt wollen wir darauf denken, den Leuten
eine kleine ſtille Hochzeit zu geben.
Obfſtn. (mit aller ihrer lebhaften Geſchwaͤzzigkeit.)
Was? Kleine ſtille Hochzeit?
Obfſtr. Ich denke, es iſt Dir ſo am liebſten.
Obfſtn. Daß ich fuͤr einen Geizteufel ausgeſchrien
wuͤrde! daß es hieſſe: meine Kinder waͤren mir nicht
einmal ſo viel werth!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |