Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Amtmann. Ich bin ganz Ohr, mein lieber --
Pastor. Eben erhalte ich aus dem Konsistorium den
Befehl, mich zu vertheidigen -- über zehn Punkte zu
vertheidigen, deren Sie mich angeklagt und deshalb
auf meine Entfernung gedrungen haben.
Amtmann. Wie? -- das ist ein Irrthum!
Pastor. Das ist Ihre Unterschrift.
Amtmann. Lieber Pastor -- ich -- es ist --
Pastor. (sanft.) Habe ich Sie jemals beleidigt?
Amtmann. Nein -- o nein -- ich -- die Sorge
für -- ich dachte --
Pastor. Ich kann mich vertheidigen, und werde
Ihnen meine Antwort zuschicken. Um mich ganz wehr-
loß gegen Sie zu machen -- da ist ein Billet an mich
von Ihrer Gemalin, worin sie mir 100 Rthlr. anbietet,
wenn ich, im Namen der Religion, die Heirath des
jungen Försters mit Friedriken hindern wollte. --
Geben Sie es ihr zurück.
Amtmann. Die gute Frau -- Mißdeuten Sie das
nicht -- es ist Bigotterie --
Pastor. Was es sei -- es ist wieder in Ihren
Händen.
Amtmann. Sein sie versichert, ich schäzze Sie --
und wenn --
Amtmann. Ich bin ganz Ohr, mein lieber —
Paſtor. Eben erhalte ich aus dem Konſiſtorium den
Befehl, mich zu vertheidigen — uͤber zehn Punkte zu
vertheidigen, deren Sie mich angeklagt und deshalb
auf meine Entfernung gedrungen haben.
Amtmann. Wie? — das iſt ein Irrthum!
Paſtor. Das iſt Ihre Unterſchrift.
Amtmann. Lieber Paſtor — ich — es iſt —
Paſtor. (ſanft.) Habe ich Sie jemals beleidigt?
Amtmann. Nein — o nein — ich — die Sorge
fuͤr — ich dachte —
Paſtor. Ich kann mich vertheidigen, und werde
Ihnen meine Antwort zuſchicken. Um mich ganz wehr-
loß gegen Sie zu machen — da iſt ein Billet an mich
von Ihrer Gemalin, worin ſie mir 100 Rthlr. anbietet,
wenn ich, im Namen der Religion, die Heirath des
jungen Foͤrſters mit Friedriken hindern wollte. —
Geben Sie es ihr zuruͤck.
Amtmann. Die gute Frau — Mißdeuten Sie das
nicht — es iſt Bigotterie —
Paſtor. Was es ſei — es iſt wieder in Ihren
Haͤnden.
Amtmann. Sein ſie verſichert, ich ſchaͤzze Sie —
und wenn —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0129" n="123"/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Ich bin ganz Ohr, mein lieber &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <p>Eben erhalte ich aus dem Kon&#x017F;i&#x017F;torium den<lb/>
Befehl, mich zu vertheidigen &#x2014; u&#x0364;ber zehn Punkte zu<lb/>
vertheidigen, deren Sie mich angeklagt und deshalb<lb/>
auf meine Entfernung gedrungen haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Wie? &#x2014; das i&#x017F;t ein Irrthum!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <p>Das i&#x017F;t Ihre Unter&#x017F;chrift.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Lieber Pa&#x017F;tor &#x2014; ich &#x2014; es i&#x017F;t &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <stage>(&#x017F;anft.)</stage>
            <p>Habe ich Sie jemals beleidigt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Nein &#x2014; o nein &#x2014; ich &#x2014; die Sorge<lb/>
fu&#x0364;r &#x2014; ich dachte &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <p>Ich kann mich vertheidigen, und werde<lb/>
Ihnen meine Antwort zu&#x017F;chicken. Um mich ganz wehr-<lb/>
loß gegen Sie zu machen &#x2014; da i&#x017F;t ein Billet an mich<lb/>
von Ihrer Gemalin, worin &#x017F;ie mir 100 Rthlr. anbietet,<lb/>
wenn ich, im Namen der Religion, die Heirath des<lb/>
jungen Fo&#x0364;r&#x017F;ters mit Friedriken hindern wollte. &#x2014;<lb/>
Geben Sie es ihr zuru&#x0364;ck.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Die gute Frau &#x2014; Mißdeuten Sie das<lb/>
nicht &#x2014; es i&#x017F;t Bigotterie &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PAS">
            <speaker>Pa&#x017F;tor.</speaker>
            <p>Was es &#x017F;ei &#x2014; es i&#x017F;t wieder in Ihren<lb/>
Ha&#x0364;nden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AMT">
            <speaker>Amtmann.</speaker>
            <p>Sein &#x017F;ie ver&#x017F;ichert, ich &#x017F;cha&#x0364;zze Sie &#x2014;<lb/>
und wenn &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0129] Amtmann. Ich bin ganz Ohr, mein lieber — Paſtor. Eben erhalte ich aus dem Konſiſtorium den Befehl, mich zu vertheidigen — uͤber zehn Punkte zu vertheidigen, deren Sie mich angeklagt und deshalb auf meine Entfernung gedrungen haben. Amtmann. Wie? — das iſt ein Irrthum! Paſtor. Das iſt Ihre Unterſchrift. Amtmann. Lieber Paſtor — ich — es iſt — Paſtor. (ſanft.) Habe ich Sie jemals beleidigt? Amtmann. Nein — o nein — ich — die Sorge fuͤr — ich dachte — Paſtor. Ich kann mich vertheidigen, und werde Ihnen meine Antwort zuſchicken. Um mich ganz wehr- loß gegen Sie zu machen — da iſt ein Billet an mich von Ihrer Gemalin, worin ſie mir 100 Rthlr. anbietet, wenn ich, im Namen der Religion, die Heirath des jungen Foͤrſters mit Friedriken hindern wollte. — Geben Sie es ihr zuruͤck. Amtmann. Die gute Frau — Mißdeuten Sie das nicht — es iſt Bigotterie — Paſtor. Was es ſei — es iſt wieder in Ihren Haͤnden. Amtmann. Sein ſie verſichert, ich ſchaͤzze Sie — und wenn —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/129
Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/129>, abgerufen am 04.12.2024.