Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785. Oberförster. Ehrlich und grade durch; damit halte ich es. Schulz. Ganz gut -- aber -- Obfstr. Ueberhaupt suche und fordre ich von den Leu- ten all mein Tage nichts, als was von Gott und Rechts wegen mein ist. Wollen sie mir das nicht geben; steh- len sie mir mein Verdienst aus der Tasche: Nun -- sie mögen es verantworten; aber ich bleibe auf meinem Wege. Es hat mir denn doch auch schon wohlgethan, mich -- schlecht und recht, vor so einem Kerl hinzustel- len und ihn scharf ins Auge zu fassen. -- Mit dem Rothwerden hatte es sich nun wohl! Aber, was ihnen auch das Gewissen sagte; sie machten so wunderliche Geberden, und sahen so albern dabei aus -- daß ich all ihre Schäze für solche Augenblicke nicht haben mögte. Schulz. Ja -- da denk' ich eben an etwas. Neu- lich -- es mögen ein acht Tage sein -- begegnete ich dem Amtmann, wie er -- es war in aller Frühe -- von einer Leiche kam. Da sah er nun ganz unscheinbar und gräm- lich aus. Hm! -- dachte ich so bei mir selbst -- es ist doch was gar Bedenkliches um das lezte Ende! Man sei gewesen, wer man wolle -- da fällt einem alles haarklein bei. -- Hm -- dachte ich dann so weiter -- wenn dem Amtmann einmal so alles beifällt! -- Herr Oberfoͤrſter. Ehrlich und grade durch; damit halte ich es. Schulz. Ganz gut — aber — Obfſtr. Ueberhaupt ſuche und fordre ich von den Leu- ten all mein Tage nichts, als was von Gott und Rechts wegen mein iſt. Wollen ſie mir das nicht geben; ſteh- len ſie mir mein Verdienſt aus der Taſche: Nun — ſie moͤgen es verantworten; aber ich bleibe auf meinem Wege. Es hat mir denn doch auch ſchon wohlgethan, mich — ſchlecht und recht, vor ſo einem Kerl hinzuſtel- len und ihn ſcharf ins Auge zu faſſen. — Mit dem Rothwerden hatte es ſich nun wohl! Aber, was ihnen auch das Gewiſſen ſagte; ſie machten ſo wunderliche Geberden, und ſahen ſo albern dabei aus — daß ich all ihre Schaͤze fuͤr ſolche Augenblicke nicht haben moͤgte. Schulz. Ja — da denk' ich eben an etwas. Neu- lich — es moͤgen ein acht Tage ſein — begegnete ich dem Amtmann, wie er — es war in aller Fruͤhe — von einer Leiche kam. Da ſah er nun ganz unſcheinbar und graͤm- lich aus. Hm! — dachte ich ſo bei mir ſelbſt — es iſt doch was gar Bedenkliches um das lezte Ende! Man ſei geweſen, wer man wolle — da faͤllt einem alles haarklein bei. — Hm — dachte ich dann ſo weiter — wenn dem Amtmann einmal ſo alles beifaͤllt! — Herr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0036" n="30"/> <sp who="#OBE"> <speaker>Oberfoͤrſter.</speaker> <p>Ehrlich und grade durch; damit halte<lb/> ich es.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>Ganz gut — aber —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Ueberhaupt ſuche und fordre ich von den Leu-<lb/> ten all mein Tage nichts, als was von Gott und Rechts<lb/> wegen mein iſt. Wollen ſie mir das nicht geben; ſteh-<lb/> len ſie mir mein Verdienſt aus der Taſche: Nun — ſie<lb/> moͤgen es verantworten; aber ich bleibe auf meinem<lb/> Wege. Es hat mir denn doch auch ſchon wohlgethan,<lb/> mich — ſchlecht und recht, vor ſo einem Kerl hinzuſtel-<lb/> len und ihn ſcharf ins Auge zu faſſen. — Mit dem<lb/> Rothwerden hatte es ſich nun wohl! Aber, was ihnen<lb/> auch das Gewiſſen ſagte; ſie machten ſo wunderliche<lb/> Geberden, und ſahen ſo albern dabei aus — daß ich all<lb/> ihre Schaͤze fuͤr ſolche Augenblicke nicht haben moͤgte.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>Ja — da denk' ich eben an etwas. Neu-<lb/> lich — es moͤgen ein acht Tage ſein — begegnete ich dem<lb/> Amtmann, wie er — es war in aller Fruͤhe — von einer<lb/> Leiche kam. Da ſah er nun ganz unſcheinbar und graͤm-<lb/> lich aus. Hm! — dachte ich ſo bei mir ſelbſt — es iſt<lb/> doch was gar Bedenkliches um das lezte Ende! Man<lb/> ſei geweſen, wer man wolle — da faͤllt einem alles<lb/> haarklein bei. — Hm — dachte ich dann ſo weiter —<lb/> wenn dem Amtmann einmal ſo alles beifaͤllt! — Herr<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0036]
Oberfoͤrſter. Ehrlich und grade durch; damit halte
ich es.
Schulz. Ganz gut — aber —
Obfſtr. Ueberhaupt ſuche und fordre ich von den Leu-
ten all mein Tage nichts, als was von Gott und Rechts
wegen mein iſt. Wollen ſie mir das nicht geben; ſteh-
len ſie mir mein Verdienſt aus der Taſche: Nun — ſie
moͤgen es verantworten; aber ich bleibe auf meinem
Wege. Es hat mir denn doch auch ſchon wohlgethan,
mich — ſchlecht und recht, vor ſo einem Kerl hinzuſtel-
len und ihn ſcharf ins Auge zu faſſen. — Mit dem
Rothwerden hatte es ſich nun wohl! Aber, was ihnen
auch das Gewiſſen ſagte; ſie machten ſo wunderliche
Geberden, und ſahen ſo albern dabei aus — daß ich all
ihre Schaͤze fuͤr ſolche Augenblicke nicht haben moͤgte.
Schulz. Ja — da denk' ich eben an etwas. Neu-
lich — es moͤgen ein acht Tage ſein — begegnete ich dem
Amtmann, wie er — es war in aller Fruͤhe — von einer
Leiche kam. Da ſah er nun ganz unſcheinbar und graͤm-
lich aus. Hm! — dachte ich ſo bei mir ſelbſt — es iſt
doch was gar Bedenkliches um das lezte Ende! Man
ſei geweſen, wer man wolle — da faͤllt einem alles
haarklein bei. — Hm — dachte ich dann ſo weiter —
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