Imbecillus, Heinrich: Der Prosector in der Westentasche. Strassburger Sektionstechnik in Versen. Straßburg, 1894.Kostbarer, denn aus Malz und Hopfen, Ist ihm ein jeder winz'ge Tropfen Den er mit wohlgekrümmter Hand Dem toten Leibe noch entwandt. Dem Praktikant wird bang und bänger, Die Zeit den andern lang und länger: Dies war ja noch Introduktion, Jetzt kommt erst recht die Sektion. Es macht oft schon zu Lebenszeiten Ein Herz recht grosse Schwierigkeiten, Bis Klarheit man darob erreicht, Doch auch im Tode ist's nicht leicht. Ja, wenn im Kopf sich die Ideen In wildem Tanz dem Menschen drehen, Wer weiss noch was die Regel heischt?! Wie wird da oft ein Herz zerfleischt! Wie oft musst' solchen Jammer schauen Der Meister schon mit inn'rem Grauen! Ich fürcht', an seinem Leben zehrt's, Drum dicht' ich schnell Das Lied vom Herz. Kostbarer, denn aus Malz und Hopfen, Ist ihm ein jeder winz’ge Tropfen Den er mit wohlgekrümmter Hand Dem toten Leibe noch entwandt. Dem Praktikant wird bang und bänger, Die Zeit den andern lang und länger: Dies war ja noch Introduktion, Jetzt kommt erst recht die Sektion. Es macht oft schon zu Lebenszeiten Ein Herz recht grosse Schwierigkeiten, Bis Klarheit man darob erreicht, Doch auch im Tode ist’s nicht leicht. Ja, wenn im Kopf sich die Ideen In wildem Tanz dem Menschen drehen, Wer weiss noch was die Regel heischt?! Wie wird da oft ein Herz zerfleischt! Wie oft musst’ solchen Jammer schauen Der Meister schon mit inn’rem Grauen! Ich fürcht’, an seinem Leben zehrt’s, Drum dicht’ ich schnell Das Lied vom Herz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0021"/> <lg n="20"> <l>Kostbarer, denn aus Malz und Hopfen,</l><lb/> <l>Ist ihm ein jeder winz’ge Tropfen</l><lb/> <l>Den er mit wohlgekrümmter Hand</l><lb/> <l>Dem toten Leibe noch entwandt.</l><lb/> </lg> <lg n="21"> <l>Dem Praktikant wird bang und bänger,</l><lb/> <l>Die Zeit den andern lang und länger:</l><lb/> <l>Dies war ja noch Introduktion,</l><lb/> <l>Jetzt kommt erst recht die Sektion.</l><lb/> </lg> <lg n="22"> <l>Es macht oft schon zu Lebenszeiten</l><lb/> <l>Ein Herz recht grosse Schwierigkeiten,</l><lb/> <l>Bis Klarheit man darob erreicht,</l><lb/> <l>Doch auch im Tode ist’s nicht leicht.</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Ja, wenn im Kopf sich die Ideen</l><lb/> <l>In wildem Tanz dem Menschen drehen,</l><lb/> <l>Wer weiss noch was die Regel heischt?!</l><lb/> <l>Wie wird da oft ein Herz zerfleischt!</l><lb/> </lg> <lg n="24"> <l>Wie oft musst’ solchen Jammer schauen</l><lb/> <l>Der Meister schon mit inn’rem Grauen!</l><lb/> <l>Ich fürcht’, an seinem Leben zehrt’s,</l><lb/> <l>Drum dicht’ ich schnell <hi rendition="#g">Das Lied vom Herz</hi>.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Kostbarer, denn aus Malz und Hopfen,
Ist ihm ein jeder winz’ge Tropfen
Den er mit wohlgekrümmter Hand
Dem toten Leibe noch entwandt.
Dem Praktikant wird bang und bänger,
Die Zeit den andern lang und länger:
Dies war ja noch Introduktion,
Jetzt kommt erst recht die Sektion.
Es macht oft schon zu Lebenszeiten
Ein Herz recht grosse Schwierigkeiten,
Bis Klarheit man darob erreicht,
Doch auch im Tode ist’s nicht leicht.
Ja, wenn im Kopf sich die Ideen
In wildem Tanz dem Menschen drehen,
Wer weiss noch was die Regel heischt?!
Wie wird da oft ein Herz zerfleischt!
Wie oft musst’ solchen Jammer schauen
Der Meister schon mit inn’rem Grauen!
Ich fürcht’, an seinem Leben zehrt’s,
Drum dicht’ ich schnell Das Lied vom Herz.
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