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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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achten Sie auf das Wort einer Freundin! Bestellen Sie in dieser Stunde, in diesem Augenblicke Postpferde, fliehen Sie meine Nähe, die Ihnen verderblich ist. Niemand tritt zu seinem Heile in meinen Kreis! -- Ehe ich noch etwas auf diese unerwartete Anrede versetzen konnte, war die Thür aufgegangen und der Arzt eingetreten. Sidonie riß ihre Hände aus den meinigen los und warf sich mit einem Schrei des Entsetzens in den Sopha. Der Arzt warf einen Blick, den man wirklich durchbohrend nennen konnte, auf die Leidende, dann strich er sich mit der Hand über die Stirn und erschien nun als verwandelter Mensch. Im sanftesten, höflichsten Welttone wandte er sich zu der Armen, die vernichtet im Sopha lag, und sagte: Wie oft habe ich Sie gebeten, theure Gräfin, sich nicht so haltungslos krampfhaften Empfindungen hinzugeben! Was soll unter solchen Stürmen aus unserer Cur werden? --Er ging zu ihr, beugte sich über sie hinab und flüsterte ihr einige Worte ins Ohr. Sie sträubte sich unter ihm schaudernd,, wie ein gequälter Wurm, dann erhob sie sich und wankte, schlotternd, als ob keine Muskel ihre Kraft behalten hätte, bleich, die Augen zwei Thränenbäche, am Tisch, an der Wand sich stützend, langsam aus dem Zimmer.

Als wir allein waren, sagte der Arzt: Zweifeln Sie noch, daß die Dame an den Nerven leidet? -- Sie sieht eher aus wie eine Verzweifelnde! rief ich heftig. Er, ohne auf meine Worte zu achten, ließ seine Uhr repetiren und sagte gleichgültig: Eilf! Wie ist's,

achten Sie auf das Wort einer Freundin! Bestellen Sie in dieser Stunde, in diesem Augenblicke Postpferde, fliehen Sie meine Nähe, die Ihnen verderblich ist. Niemand tritt zu seinem Heile in meinen Kreis! — Ehe ich noch etwas auf diese unerwartete Anrede versetzen konnte, war die Thür aufgegangen und der Arzt eingetreten. Sidonie riß ihre Hände aus den meinigen los und warf sich mit einem Schrei des Entsetzens in den Sopha. Der Arzt warf einen Blick, den man wirklich durchbohrend nennen konnte, auf die Leidende, dann strich er sich mit der Hand über die Stirn und erschien nun als verwandelter Mensch. Im sanftesten, höflichsten Welttone wandte er sich zu der Armen, die vernichtet im Sopha lag, und sagte: Wie oft habe ich Sie gebeten, theure Gräfin, sich nicht so haltungslos krampfhaften Empfindungen hinzugeben! Was soll unter solchen Stürmen aus unserer Cur werden? —Er ging zu ihr, beugte sich über sie hinab und flüsterte ihr einige Worte ins Ohr. Sie sträubte sich unter ihm schaudernd,, wie ein gequälter Wurm, dann erhob sie sich und wankte, schlotternd, als ob keine Muskel ihre Kraft behalten hätte, bleich, die Augen zwei Thränenbäche, am Tisch, an der Wand sich stützend, langsam aus dem Zimmer.

Als wir allein waren, sagte der Arzt: Zweifeln Sie noch, daß die Dame an den Nerven leidet? — Sie sieht eher aus wie eine Verzweifelnde! rief ich heftig. Er, ohne auf meine Worte zu achten, ließ seine Uhr repetiren und sagte gleichgültig: Eilf! Wie ist's,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/33>, abgerufen am 09.11.2024.