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Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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flüchtig und sagte: Ach, Sie sind gewiß der Herr, den wir erwarten. -- Ich fragte ihn nach meinem Wirthe; er sei noch in der General-Narrenversammlung, versetzte der Bursche und führte mich in das für mich bereitete Zimmer. Nicht lange blieb ich allein, Anselm, mein Freund, flog bald darauf in meine Arme. Wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen, unser Wiederfinden war, wie es unter Jugendfreunden sein muß. Er war noch immer der Alte, schwärmend für alles Neue, Herrliche, Große. Kaum ließ er mir Zeit, mich etwas zu erholen, sein Geist strömte über von den Ideen, die ihn erfüllten. Endlich ist es gestürzt, dieses scheußliche Ministerium VillAle! rief er freudig aus. Ich habe den Constitutionnel in der Generalversammlung gelesen, es ist officiell, der König beruft ein neues Conseil. Die Tendenzen des Jahrhunderts haben einen glänzenden Sieg erfochten, die Niederlage des heuchlerischen Aristokratismus ist entschieden. Thörichtes Bemühn, die Zeit in ihren Fortschritten aufhalten zu wollen! Das hat dem Größten, dem Napoleon, Reich und Macht gekostet; wir wirken, leben und sind jetzt nur durch Ideen, mit Ideen, in Ideen; die erhabnen Sterne der Gegenwart heißen Freiheit und Recht, Vernunft und Wahrheit; wer vor ihrem Lichte seine Augen verschließt, oh der ist bald vom Wege ab und kommt unter die Füße! Glaubst du, rief der Freund heftig und packte mich an der Schulter, daß man die Welt noch mit Reglements und Cabinetsordres, mit alter Stumpfheit und erneuter Lüge regieren kann?

flüchtig und sagte: Ach, Sie sind gewiß der Herr, den wir erwarten. — Ich fragte ihn nach meinem Wirthe; er sei noch in der General-Narrenversammlung, versetzte der Bursche und führte mich in das für mich bereitete Zimmer. Nicht lange blieb ich allein, Anselm, mein Freund, flog bald darauf in meine Arme. Wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen, unser Wiederfinden war, wie es unter Jugendfreunden sein muß. Er war noch immer der Alte, schwärmend für alles Neue, Herrliche, Große. Kaum ließ er mir Zeit, mich etwas zu erholen, sein Geist strömte über von den Ideen, die ihn erfüllten. Endlich ist es gestürzt, dieses scheußliche Ministerium Villèle! rief er freudig aus. Ich habe den Constitutionnel in der Generalversammlung gelesen, es ist officiell, der König beruft ein neues Conseil. Die Tendenzen des Jahrhunderts haben einen glänzenden Sieg erfochten, die Niederlage des heuchlerischen Aristokratismus ist entschieden. Thörichtes Bemühn, die Zeit in ihren Fortschritten aufhalten zu wollen! Das hat dem Größten, dem Napoleon, Reich und Macht gekostet; wir wirken, leben und sind jetzt nur durch Ideen, mit Ideen, in Ideen; die erhabnen Sterne der Gegenwart heißen Freiheit und Recht, Vernunft und Wahrheit; wer vor ihrem Lichte seine Augen verschließt, oh der ist bald vom Wege ab und kommt unter die Füße! Glaubst du, rief der Freund heftig und packte mich an der Schulter, daß man die Welt noch mit Reglements und Cabinetsordres, mit alter Stumpfheit und erneuter Lüge regieren kann?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:19:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:19:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Der Carneval und die Somnambüle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 139–273. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_carneval_1910/53>, abgerufen am 21.11.2024.