Vor ein sieben, acht Jahren hätte mir noch Keiner so etwas bieten dürfen, aber ich bin -- --
-- -- müde geworden, hatte ich geschrieben, lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen auseinandergesetzt, warum man in der Welt jetzt so müde werden kann.
Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas, sagten, das dürfe durchaus nicht stehen bleiben; der müde und weinerliche Ton zieme sich platter- dings nicht für mich.
Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles versagen, die Geschichte und die Natur kann sie uns nicht versperren. Ich will die Buben heulen und greinen lassen über das Elend, welches sie doch eben hauptsächlich machen helfen.
Nein, Herr Buchbinder, unsere Augen sollen wacker bleiben, und die Wunden sollen uns schön stehen.
Aber was halten Sie von dem Münchhausen, und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?
Vor ein ſieben, acht Jahren hätte mir noch Keiner ſo etwas bieten dürfen, aber ich bin — —
— — müde geworden, hatte ich geſchrieben, lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen auseinandergeſetzt, warum man in der Welt jetzt ſo müde werden kann.
Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas, ſagten, das dürfe durchaus nicht ſtehen bleiben; der müde und weinerliche Ton zieme ſich platter- dings nicht für mich.
Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles verſagen, die Geſchichte und die Natur kann ſie uns nicht verſperren. Ich will die Buben heulen und greinen laſſen über das Elend, welches ſie doch eben hauptſächlich machen helfen.
Nein, Herr Buchbinder, unſere Augen ſollen wacker bleiben, und die Wunden ſollen uns ſchön ſtehen.
Aber was halten Sie von dem Münchhauſen, und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?
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Vor ein ſieben, acht Jahren hätte mir noch
Keiner ſo etwas bieten dürfen, aber ich bin — —
— — müde geworden, hatte ich geſchrieben,
lieber Herr Buchbinder, und recht im Vertrauen
auseinandergeſetzt, warum man in der Welt jetzt
ſo müde werden kann.
Zwei Damen aber, denen ich den Brief vorlas,
ſagten, das dürfe durchaus nicht ſtehen bleiben;
der müde und weinerliche Ton zieme ſich platter-
dings nicht für mich.
Sie haben Recht. Mag die Welt uns Alles
verſagen, die Geſchichte und die Natur kann ſie
uns nicht verſperren. Ich will die Buben heulen
und greinen laſſen über das Elend, welches ſie
doch eben hauptſächlich machen helfen.
Nein, Herr Buchbinder, unſere Augen ſollen
wacker bleiben, und die Wunden ſollen uns
ſchön ſtehen.
Aber was halten Sie von dem Münchhauſen,
und was meinen Sie, das aus ihm werden wird?
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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