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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Von diesem Nebenaste war unser alter Baron
entsprossen.

Die vielfältige Theilung des Geschlechts derer
von Schnuck hatte eine bedeutende Theilung des
Stamm-Erbes zur Folge gehabt, und namentlich
in der jüngeren Linie, welche von jeher durch
große Fruchtbarkeit ausgezeichnet war, die Güter
in eines jeden Erbherrn Händen merklich gemindert.
Man war daher zu der Erfindung überzugehen
genöthigt gewesen, daß denen von Schnuck alle
Kirchenpfründen und alle Kriegsämter im Fürsten-
thume von Rechtswegen gehören; eine Erfindung,
die um so eher bei den Fürsten von Hechelkram
Glauben fand, als die Schnucks, wie gesagt, über
das ganze Land verbreitet waren, und Vetter Botho
sagte, es sei so, Vetter Günther behauptete, es
sei so am besten, Vetter Achaz einfließen ließ, die
Schnucks und ihr Anhang bildeten die eherne
Mauer um den Thron, Vetter Vartholomäus fol-
gerte, weil es nothwendig sei, daß die Schnucks
existirten, so müßten sie auch die Mittel zu ihrer
Existenz, d. h. Pfründen und Aemter haben, sechs-
unddreißig andre Schnucks aber noch sechsunddreißig
andre Gründe für die Richtigkeit der Erfindung

Von dieſem Nebenaſte war unſer alter Baron
entſproſſen.

Die vielfältige Theilung des Geſchlechts derer
von Schnuck hatte eine bedeutende Theilung des
Stamm-Erbes zur Folge gehabt, und namentlich
in der jüngeren Linie, welche von jeher durch
große Fruchtbarkeit ausgezeichnet war, die Güter
in eines jeden Erbherrn Händen merklich gemindert.
Man war daher zu der Erfindung überzugehen
genöthigt geweſen, daß denen von Schnuck alle
Kirchenpfründen und alle Kriegsämter im Fürſten-
thume von Rechtswegen gehören; eine Erfindung,
die um ſo eher bei den Fürſten von Hechelkram
Glauben fand, als die Schnucks, wie geſagt, über
das ganze Land verbreitet waren, und Vetter Botho
ſagte, es ſei ſo, Vetter Günther behauptete, es
ſei ſo am beſten, Vetter Achaz einfließen ließ, die
Schnucks und ihr Anhang bildeten die eherne
Mauer um den Thron, Vetter Vartholomäus fol-
gerte, weil es nothwendig ſei, daß die Schnucks
exiſtirten, ſo müßten ſie auch die Mittel zu ihrer
Exiſtenz, d. h. Pfründen und Aemter haben, ſechs-
unddreißig andre Schnucks aber noch ſechsunddreißig
andre Gründe für die Richtigkeit der Erfindung

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[103/0111] Von dieſem Nebenaſte war unſer alter Baron entſproſſen. Die vielfältige Theilung des Geſchlechts derer von Schnuck hatte eine bedeutende Theilung des Stamm-Erbes zur Folge gehabt, und namentlich in der jüngeren Linie, welche von jeher durch große Fruchtbarkeit ausgezeichnet war, die Güter in eines jeden Erbherrn Händen merklich gemindert. Man war daher zu der Erfindung überzugehen genöthigt geweſen, daß denen von Schnuck alle Kirchenpfründen und alle Kriegsämter im Fürſten- thume von Rechtswegen gehören; eine Erfindung, die um ſo eher bei den Fürſten von Hechelkram Glauben fand, als die Schnucks, wie geſagt, über das ganze Land verbreitet waren, und Vetter Botho ſagte, es ſei ſo, Vetter Günther behauptete, es ſei ſo am beſten, Vetter Achaz einfließen ließ, die Schnucks und ihr Anhang bildeten die eherne Mauer um den Thron, Vetter Vartholomäus fol- gerte, weil es nothwendig ſei, daß die Schnucks exiſtirten, ſo müßten ſie auch die Mittel zu ihrer Exiſtenz, d. h. Pfründen und Aemter haben, ſechs- unddreißig andre Schnucks aber noch ſechsunddreißig andre Gründe für die Richtigkeit der Erfindung

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/111>, abgerufen am 18.12.2024.