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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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Aber diesem rascherblühten Lenze der Liebe folgte
ein verheerender Sturm, der alle Rosen jäh-
lings zu knicken drohte. In Emerentien erwachte
nämlich die ganze Dialektik feinfühlender weiblicher
Herzen, wenn sie nicht wissen, was sie wollen.
Die Arme fühlte sich durch einen scharfen Conflict
der Gefühle zerspalten. Der Nußknacker war ihr
Ideal, ein Fürst von Hechelkram ihre Zukunft, der
Birmane Rucciopuccio aus Siena die Gegenwart
und Wirklichkeit. Sollte sie dem Ideale und der
Zukunft untreu werden um Gegenwart und Wirk-
lichkeit? Sollte sie Wirklichkeit und Gegenwart
opfern und bei Ideal und Zukunft vielleicht eine
alte Jungfer werden? Böse Wahl, schreckliche
Kämpfe, die alle Götter und Dämonen ihres
Busens aus dem Schlummer weckten! Eine weib-
liche Feder wird in einem Anhange zu den gegen-
wärtigen Erzählungen diesen Theil von Emerentia's
Geschichte ausmalen. Nur eine Schriftstellerin
versteht sich auf die Entzaserung aller der gehei-
men Fasern und Zasern, welche das Gewebe sol-
cher Nöthe bilden.

Endlich siegten Gegenwart und Wirklichkeit
über Zukunft und Ideal. Das Schicksal räumte

Aber dieſem raſcherblühten Lenze der Liebe folgte
ein verheerender Sturm, der alle Roſen jäh-
lings zu knicken drohte. In Emerentien erwachte
nämlich die ganze Dialektik feinfühlender weiblicher
Herzen, wenn ſie nicht wiſſen, was ſie wollen.
Die Arme fühlte ſich durch einen ſcharfen Conflict
der Gefühle zerſpalten. Der Nußknacker war ihr
Ideal, ein Fürſt von Hechelkram ihre Zukunft, der
Birmane Rucciopuccio aus Siena die Gegenwart
und Wirklichkeit. Sollte ſie dem Ideale und der
Zukunft untreu werden um Gegenwart und Wirk-
lichkeit? Sollte ſie Wirklichkeit und Gegenwart
opfern und bei Ideal und Zukunft vielleicht eine
alte Jungfer werden? Böſe Wahl, ſchreckliche
Kämpfe, die alle Götter und Dämonen ihres
Buſens aus dem Schlummer weckten! Eine weib-
liche Feder wird in einem Anhange zu den gegen-
wärtigen Erzählungen dieſen Theil von Emerentia’s
Geſchichte ausmalen. Nur eine Schriftſtellerin
verſteht ſich auf die Entzaſerung aller der gehei-
men Faſern und Zaſern, welche das Gewebe ſol-
cher Nöthe bilden.

Endlich ſiegten Gegenwart und Wirklichkeit
über Zukunft und Ideal. Das Schickſal räumte

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[116/0124] Aber dieſem raſcherblühten Lenze der Liebe folgte ein verheerender Sturm, der alle Roſen jäh- lings zu knicken drohte. In Emerentien erwachte nämlich die ganze Dialektik feinfühlender weiblicher Herzen, wenn ſie nicht wiſſen, was ſie wollen. Die Arme fühlte ſich durch einen ſcharfen Conflict der Gefühle zerſpalten. Der Nußknacker war ihr Ideal, ein Fürſt von Hechelkram ihre Zukunft, der Birmane Rucciopuccio aus Siena die Gegenwart und Wirklichkeit. Sollte ſie dem Ideale und der Zukunft untreu werden um Gegenwart und Wirk- lichkeit? Sollte ſie Wirklichkeit und Gegenwart opfern und bei Ideal und Zukunft vielleicht eine alte Jungfer werden? Böſe Wahl, ſchreckliche Kämpfe, die alle Götter und Dämonen ihres Buſens aus dem Schlummer weckten! Eine weib- liche Feder wird in einem Anhange zu den gegen- wärtigen Erzählungen dieſen Theil von Emerentia’s Geſchichte ausmalen. Nur eine Schriftſtellerin verſteht ſich auf die Entzaſerung aller der gehei- men Faſern und Zaſern, welche das Gewebe ſol- cher Nöthe bilden. Endlich ſiegten Gegenwart und Wirklichkeit über Zukunft und Ideal. Das Schickſal räumte

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/124>, abgerufen am 24.11.2024.