setzt er es nicht durch, da spielt er denn mit den ruppigen Juden unter einer Decke, (o wie klein für einen Kaiser!) die müssen mich hier in Wech- selarrest setzen, und von da komme ich auf den Schub von Gefängniß zu Gefängniß, bis nach Hinterindien; ich sehe es voraus. O Fürstendienst! Fürstendienst! * * * * * * * * * * Verlasset Euch nicht * * * * auf die Kinder der Menschen, weil bei ihnen kein Heil zu hoffen ist!
Rucciopuccio hob bei diesen Worten die Augen gen Himmel und legte die Hand auf sein Herz, wie der Graf von Strafford, als man ihm ankün- digte, daß Karl Stuart es sich gefallen lassen wolle, daß er, Strafford, sich für den König köpfen lassen wolle.
Emerentia aber näherte sich ihm zitternd, und rief: Du verlässest mich, da -- -- Sie flüsterte ihm etwas in das Ohr. Ueber das hellrothglän- zende Antlitz Rucciopuccio's legte sich eine Todten- blässe, worauf ein Farbenspiel in demselben sichtbar ward, welches von allen sonst in menschlichen Gesichtern vorkommenden Färbungen so sehr abwich, daß selbst die Juden und Häscher erstaunt zurück- traten, und Emerentia außer sich hätte gerathen
ſetzt er es nicht durch, da ſpielt er denn mit den ruppigen Juden unter einer Decke, (o wie klein für einen Kaiſer!) die müſſen mich hier in Wech- ſelarreſt ſetzen, und von da komme ich auf den Schub von Gefängniß zu Gefängniß, bis nach Hinterindien; ich ſehe es voraus. O Fürſtendienſt! Fürſtendienſt! * * * * * * * * * * Verlaſſet Euch nicht * * * * auf die Kinder der Menſchen, weil bei ihnen kein Heil zu hoffen iſt!
Rucciopuccio hob bei dieſen Worten die Augen gen Himmel und legte die Hand auf ſein Herz, wie der Graf von Strafford, als man ihm ankün- digte, daß Karl Stuart es ſich gefallen laſſen wolle, daß er, Strafford, ſich für den König köpfen laſſen wolle.
Emerentia aber näherte ſich ihm zitternd, und rief: Du verläſſeſt mich, da — — Sie flüſterte ihm etwas in das Ohr. Ueber das hellrothglän- zende Antlitz Rucciopuccio’s legte ſich eine Todten- bläſſe, worauf ein Farbenſpiel in demſelben ſichtbar ward, welches von allen ſonſt in menſchlichen Geſichtern vorkommenden Färbungen ſo ſehr abwich, daß ſelbſt die Juden und Häſcher erſtaunt zurück- traten, und Emerentia außer ſich hätte gerathen
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ſetzt er es nicht durch, da ſpielt er denn mit den
ruppigen Juden unter einer Decke, (o wie klein
für einen Kaiſer!) die müſſen mich hier in Wech-
ſelarreſt ſetzen, und von da komme ich auf den
Schub von Gefängniß zu Gefängniß, bis nach
Hinterindien; ich ſehe es voraus. O Fürſtendienſt!
Fürſtendienſt! * * * * * * * * * * Verlaſſet
Euch nicht * * * * auf die Kinder der Menſchen,
weil bei ihnen kein Heil zu hoffen iſt!
Rucciopuccio hob bei dieſen Worten die Augen
gen Himmel und legte die Hand auf ſein Herz,
wie der Graf von Strafford, als man ihm ankün-
digte, daß Karl Stuart es ſich gefallen laſſen wolle,
daß er, Strafford, ſich für den König köpfen laſſen
wolle.
Emerentia aber näherte ſich ihm zitternd, und
rief: Du verläſſeſt mich, da — — Sie flüſterte
ihm etwas in das Ohr. Ueber das hellrothglän-
zende Antlitz Rucciopuccio’s legte ſich eine Todten-
bläſſe, worauf ein Farbenſpiel in demſelben ſichtbar
ward, welches von allen ſonſt in menſchlichen
Geſichtern vorkommenden Färbungen ſo ſehr abwich,
daß ſelbſt die Juden und Häſcher erſtaunt zurück-
traten, und Emerentia außer ſich hätte gerathen
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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