Fräulein Emerentia eine alte Jungfer geworden, die alte Baronesse aber inzwischen an einem erbli- chen Familienübel des Zweiges Schnuck-Muckelig- Pumpel gestorben. Die Jahre hatten das Alter gemehrt und die Gelder gemindert, woraus sich aber der Baron wenig machte. Sagte ihm sein Rentmei- ster: Herr Baron, die Pächte und die Zinsen reichen nicht zu, so war die Erwiederung: Thut nichts, wenn Alles aufgezehrt ist, gehe ich in das höchste Collegium, und lebe von meiner Besoldung; ich bin geborner Geheimer-Rath. Geld muß ich haben, also verkauft nur einige liegende Gründe, lieber Rentmeister.
Der Rentmeister achtete sich nach diesen Wor- ten, und verzettelte nach und nach alle liegenden Gründe, die zum Schlosse gehörten, Felder, Wie- sen, Triften, Holzungen. Als er das letzte Stück losgeschlagen hatte, trat er wieder zu dem alten Baron in das Zimmer und sagte: Ew. Gnaden, mit den liegenden Gründen wären wir nun fertig; ich begehre meinen Abschied, denn wo keine Renten sind, da ist kein Rentmeister mehr vonnöthen.
Sehr wahr! versetzte der alte Baron, so wahr, als wie, daß zweimal zwei Vier thun; ich will
Fräulein Emerentia eine alte Jungfer geworden, die alte Baroneſſe aber inzwiſchen an einem erbli- chen Familienübel des Zweiges Schnuck-Muckelig- Pumpel geſtorben. Die Jahre hatten das Alter gemehrt und die Gelder gemindert, woraus ſich aber der Baron wenig machte. Sagte ihm ſein Rentmei- ſter: Herr Baron, die Pächte und die Zinſen reichen nicht zu, ſo war die Erwiederung: Thut nichts, wenn Alles aufgezehrt iſt, gehe ich in das höchſte Collegium, und lebe von meiner Beſoldung; ich bin geborner Geheimer-Rath. Geld muß ich haben, alſo verkauft nur einige liegende Gründe, lieber Rentmeiſter.
Der Rentmeiſter achtete ſich nach dieſen Wor- ten, und verzettelte nach und nach alle liegenden Gründe, die zum Schloſſe gehörten, Felder, Wie- ſen, Triften, Holzungen. Als er das letzte Stück losgeſchlagen hatte, trat er wieder zu dem alten Baron in das Zimmer und ſagte: Ew. Gnaden, mit den liegenden Gründen wären wir nun fertig; ich begehre meinen Abſchied, denn wo keine Renten ſind, da iſt kein Rentmeiſter mehr vonnöthen.
Sehr wahr! verſetzte der alte Baron, ſo wahr, als wie, daß zweimal zwei Vier thun; ich will
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Fräulein Emerentia eine alte Jungfer geworden,
die alte Baroneſſe aber inzwiſchen an einem erbli-
chen Familienübel des Zweiges Schnuck-Muckelig-
Pumpel geſtorben. Die Jahre hatten das Alter
gemehrt und die Gelder gemindert, woraus ſich aber
der Baron wenig machte. Sagte ihm ſein Rentmei-
ſter: Herr Baron, die Pächte und die Zinſen reichen
nicht zu, ſo war die Erwiederung: Thut nichts,
wenn Alles aufgezehrt iſt, gehe ich in das höchſte
Collegium, und lebe von meiner Beſoldung; ich
bin geborner Geheimer-Rath. Geld muß ich haben,
alſo verkauft nur einige liegende Gründe, lieber
Rentmeiſter.
Der Rentmeiſter achtete ſich nach dieſen Wor-
ten, und verzettelte nach und nach alle liegenden
Gründe, die zum Schloſſe gehörten, Felder, Wie-
ſen, Triften, Holzungen. Als er das letzte Stück
losgeſchlagen hatte, trat er wieder zu dem alten
Baron in das Zimmer und ſagte: Ew. Gnaden,
mit den liegenden Gründen wären wir nun fertig;
ich begehre meinen Abſchied, denn wo keine Renten
ſind, da iſt kein Rentmeiſter mehr vonnöthen.
Sehr wahr! verſetzte der alte Baron, ſo wahr,
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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