Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Nur ein Fürst ist dessen fähig! rief Münch-
hausen, und führte das Taschentuch an sein linkes
weinendes Auge.

Und nun die letzte Frage an Ihr schönes Herz,
edler Mann, eine Frage, in der Sie meine Seele
empfangen: Trägt ein Laufer, wo er erscheint,
Blumenhut und Schurz?

Blumenhut und Schurz bleiben die Zeichen
eines Laufers bis an das Ende der Tage, sprach
der Freiherr erhaben, und streckte, wie schwörend,
den Daumen und die beiden ersten Finger der
rechten Hand empor.

Ich danke Ihnen für diese Stunde, sagte das
Fräulein. Mein Leben beginnt wieder seine
Schwingen zu regen. Das Schicksal giebt mir
ein Zeichen; auf die Lippen der Unschuld, auf die
Lippen Ihres Karl legte es sein bedeutendes
Wort, wundersamen Tönen meines Tiefinnersten
entsprechend, Schätzen des Busens, die sich eben
leuchtend dem Dunkel entrungen hatten. Sie aber,
hoher Meister, legten zart und weise die süße
Fabel als schlichte, treue Wahrheit aus. O ich
wußte wohl, daß ich hier verstanden werden
würde!


Nur ein Fürſt iſt deſſen fähig! rief Münch-
hauſen, und führte das Taſchentuch an ſein linkes
weinendes Auge.

Und nun die letzte Frage an Ihr ſchönes Herz,
edler Mann, eine Frage, in der Sie meine Seele
empfangen: Trägt ein Laufer, wo er erſcheint,
Blumenhut und Schurz?

Blumenhut und Schurz bleiben die Zeichen
eines Laufers bis an das Ende der Tage, ſprach
der Freiherr erhaben, und ſtreckte, wie ſchwörend,
den Daumen und die beiden erſten Finger der
rechten Hand empor.

Ich danke Ihnen für dieſe Stunde, ſagte das
Fräulein. Mein Leben beginnt wieder ſeine
Schwingen zu regen. Das Schickſal giebt mir
ein Zeichen; auf die Lippen der Unſchuld, auf die
Lippen Ihres Karl legte es ſein bedeutendes
Wort, wunderſamen Tönen meines Tiefinnerſten
entſprechend, Schätzen des Buſens, die ſich eben
leuchtend dem Dunkel entrungen hatten. Sie aber,
hoher Meiſter, legten zart und weiſe die ſüße
Fabel als ſchlichte, treue Wahrheit aus. O ich
wußte wohl, daß ich hier verſtanden werden
würde!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0196" n="188"/>
          <p>Nur ein Für&#x017F;t i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en fähig! rief Münch-<lb/>
hau&#x017F;en, und führte das Ta&#x017F;chentuch an &#x017F;ein linkes<lb/>
weinendes Auge.</p><lb/>
          <p>Und nun die letzte Frage an Ihr &#x017F;chönes Herz,<lb/>
edler Mann, eine Frage, in der Sie meine Seele<lb/>
empfangen: Trägt ein Laufer, wo er er&#x017F;cheint,<lb/>
Blumenhut und Schurz?</p><lb/>
          <p>Blumenhut und Schurz bleiben die Zeichen<lb/>
eines Laufers bis an das Ende der Tage, &#x017F;prach<lb/>
der Freiherr erhaben, und &#x017F;treckte, wie &#x017F;chwörend,<lb/>
den Daumen und die beiden er&#x017F;ten Finger der<lb/>
rechten Hand empor.</p><lb/>
          <p>Ich danke Ihnen für die&#x017F;e Stunde, &#x017F;agte das<lb/>
Fräulein. Mein Leben beginnt wieder &#x017F;eine<lb/>
Schwingen zu regen. Das Schick&#x017F;al giebt mir<lb/>
ein Zeichen; auf die Lippen der Un&#x017F;chuld, auf die<lb/>
Lippen Ihres Karl legte es &#x017F;ein bedeutendes<lb/>
Wort, wunder&#x017F;amen Tönen meines Tiefinner&#x017F;ten<lb/>
ent&#x017F;prechend, Schätzen des Bu&#x017F;ens, die &#x017F;ich eben<lb/>
leuchtend dem Dunkel entrungen hatten. Sie aber,<lb/>
hoher Mei&#x017F;ter, legten zart und wei&#x017F;e die &#x017F;üße<lb/>
Fabel als &#x017F;chlichte, treue Wahrheit aus. O ich<lb/>
wußte wohl, daß ich hier ver&#x017F;tanden werden<lb/>
würde!</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0196] Nur ein Fürſt iſt deſſen fähig! rief Münch- hauſen, und führte das Taſchentuch an ſein linkes weinendes Auge. Und nun die letzte Frage an Ihr ſchönes Herz, edler Mann, eine Frage, in der Sie meine Seele empfangen: Trägt ein Laufer, wo er erſcheint, Blumenhut und Schurz? Blumenhut und Schurz bleiben die Zeichen eines Laufers bis an das Ende der Tage, ſprach der Freiherr erhaben, und ſtreckte, wie ſchwörend, den Daumen und die beiden erſten Finger der rechten Hand empor. Ich danke Ihnen für dieſe Stunde, ſagte das Fräulein. Mein Leben beginnt wieder ſeine Schwingen zu regen. Das Schickſal giebt mir ein Zeichen; auf die Lippen der Unſchuld, auf die Lippen Ihres Karl legte es ſein bedeutendes Wort, wunderſamen Tönen meines Tiefinnerſten entſprechend, Schätzen des Buſens, die ſich eben leuchtend dem Dunkel entrungen hatten. Sie aber, hoher Meiſter, legten zart und weiſe die ſüße Fabel als ſchlichte, treue Wahrheit aus. O ich wußte wohl, daß ich hier verſtanden werden würde!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/196
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/196>, abgerufen am 04.12.2024.