Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Sopha und sagte: Durchlaucht, es geht nicht. Ich
habe einmal Unglück in der Liebe und wer weiß,
was durch Sie bei mir in Confusion gebracht
würde. Sie dauern mich, liebe Durchlaucht, aber
jeder Mensch ist sich selbst der Nächste.

Den höchsten Abscheu empfinde ich vor meiner
ehemaligen sechsten oder Hauptgeliebten. Ich habe
mir tausendmal gesagt: Sie konnte ja nichts dafür,
daß sie keine reiche Erbin war, aber -- die Natur
läßt sich nicht zwingen. Immer und immer durch
Grünspan an die Enttäuschung über seine schönsten
Hoffnungen erinnert zu werden, ist am Ende auch
keine Kleinigkeit! Der Mensch bleibt Mensch. Ich
glaube, daß, wenn ich die Hauptgeliebte wieder-
sähe, ich mich nicht würde fassen können, ich, der
ich doch sonst so ziemlich mich zu beherrschen weiß.



Sopha und ſagte: Durchlaucht, es geht nicht. Ich
habe einmal Unglück in der Liebe und wer weiß,
was durch Sie bei mir in Confuſion gebracht
würde. Sie dauern mich, liebe Durchlaucht, aber
jeder Menſch iſt ſich ſelbſt der Nächſte.

Den höchſten Abſcheu empfinde ich vor meiner
ehemaligen ſechsten oder Hauptgeliebten. Ich habe
mir tauſendmal geſagt: Sie konnte ja nichts dafür,
daß ſie keine reiche Erbin war, aber — die Natur
läßt ſich nicht zwingen. Immer und immer durch
Grünſpan an die Enttäuſchung über ſeine ſchönſten
Hoffnungen erinnert zu werden, iſt am Ende auch
keine Kleinigkeit! Der Menſch bleibt Menſch. Ich
glaube, daß, wenn ich die Hauptgeliebte wieder-
ſähe, ich mich nicht würde faſſen können, ich, der
ich doch ſonſt ſo ziemlich mich zu beherrſchen weiß.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0246" n="238"/>
Sopha und &#x017F;agte: Durchlaucht, es geht nicht. Ich<lb/>
habe einmal Unglück in der Liebe und wer weiß,<lb/>
was durch Sie bei mir in Confu&#x017F;ion gebracht<lb/>
würde. Sie dauern mich, liebe Durchlaucht, aber<lb/>
jeder Men&#x017F;ch i&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t der Näch&#x017F;te.</p><lb/>
          <p>Den höch&#x017F;ten Ab&#x017F;cheu empfinde ich vor meiner<lb/>
ehemaligen &#x017F;echsten oder Hauptgeliebten. Ich habe<lb/>
mir tau&#x017F;endmal ge&#x017F;agt: Sie konnte ja nichts dafür,<lb/>
daß &#x017F;ie keine reiche Erbin war, aber &#x2014; die Natur<lb/>
läßt &#x017F;ich nicht zwingen. Immer und immer durch<lb/>
Grün&#x017F;pan an die Enttäu&#x017F;chung über &#x017F;eine &#x017F;chön&#x017F;ten<lb/>
Hoffnungen erinnert zu werden, i&#x017F;t am Ende auch<lb/>
keine Kleinigkeit! Der Men&#x017F;ch bleibt Men&#x017F;ch. Ich<lb/>
glaube, daß, wenn ich die Hauptgeliebte wieder-<lb/>
&#x017F;ähe, ich mich nicht würde fa&#x017F;&#x017F;en können, ich, der<lb/>
ich doch &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o ziemlich mich zu beherr&#x017F;chen weiß.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0246] Sopha und ſagte: Durchlaucht, es geht nicht. Ich habe einmal Unglück in der Liebe und wer weiß, was durch Sie bei mir in Confuſion gebracht würde. Sie dauern mich, liebe Durchlaucht, aber jeder Menſch iſt ſich ſelbſt der Nächſte. Den höchſten Abſcheu empfinde ich vor meiner ehemaligen ſechsten oder Hauptgeliebten. Ich habe mir tauſendmal geſagt: Sie konnte ja nichts dafür, daß ſie keine reiche Erbin war, aber — die Natur läßt ſich nicht zwingen. Immer und immer durch Grünſpan an die Enttäuſchung über ſeine ſchönſten Hoffnungen erinnert zu werden, iſt am Ende auch keine Kleinigkeit! Der Menſch bleibt Menſch. Ich glaube, daß, wenn ich die Hauptgeliebte wieder- ſähe, ich mich nicht würde faſſen können, ich, der ich doch ſonſt ſo ziemlich mich zu beherrſchen weiß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/246
Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/246>, abgerufen am 28.11.2024.