dem Wohnhause sitzend und ihren Trunk verzeh- rend, der Arbeit des alten, rüstigen Mannes zuge- sehen. Das muß wahr seyn, rief jetzt der Eine, der Pferdehändler, Ihr hättet einen tüchtigen Schmidt abgegeben, Hofschulze!
Der Hofschulze wusch in einem Stalleimer voll Wasser, welcher neben dem kleinen Amboße stand, sich Hände und Gesicht, goß dann das Feuer aus, und sagte: Ein Narr, der dem Schmidt giebt, was er selbst verdienen kann. Er nahm den Am- boß, als sei er eine Feder, auf, und trug ihn nebst Hammer und Zange unter einen kleinen Schoppen zwischen Wohnhaus und Scheure, in wel- chem Hobelbank, Säge, Stemmeisen, und was sonst zu Zimmer- und Schreinergewerk gehört, bei Holz und Brettern mancher Art stand, lag oder hing.
Indem der Alte sich unter dem Schoppen noch zu schaffen machte, sagte der Pferdehändler zu dem Receptor: Wollen Sie glauben, daß der auch alle Pfosten, Thüren und Schwellen, die Kisten und Kasten im Hause mit eigner Hand flickt, oder, wenn das Glück gut ist, auch neu zuschneidet? Ich meine, wenn er wollte, könnte er auch einen Kunst-
dem Wohnhauſe ſitzend und ihren Trunk verzeh- rend, der Arbeit des alten, rüſtigen Mannes zuge- ſehen. Das muß wahr ſeyn, rief jetzt der Eine, der Pferdehändler, Ihr hättet einen tüchtigen Schmidt abgegeben, Hofſchulze!
Der Hofſchulze wuſch in einem Stalleimer voll Waſſer, welcher neben dem kleinen Amboße ſtand, ſich Hände und Geſicht, goß dann das Feuer aus, und ſagte: Ein Narr, der dem Schmidt giebt, was er ſelbſt verdienen kann. Er nahm den Am- boß, als ſei er eine Feder, auf, und trug ihn nebſt Hammer und Zange unter einen kleinen Schoppen zwiſchen Wohnhaus und Scheure, in wel- chem Hobelbank, Säge, Stemmeiſen, und was ſonſt zu Zimmer- und Schreinergewerk gehört, bei Holz und Brettern mancher Art ſtand, lag oder hing.
Indem der Alte ſich unter dem Schoppen noch zu ſchaffen machte, ſagte der Pferdehändler zu dem Receptor: Wollen Sie glauben, daß der auch alle Pfoſten, Thüren und Schwellen, die Kiſten und Kaſten im Hauſe mit eigner Hand flickt, oder, wenn das Glück gut iſt, auch neu zuſchneidet? Ich meine, wenn er wollte, könnte er auch einen Kunſt-
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dem Wohnhauſe ſitzend und ihren Trunk verzeh-
rend, der Arbeit des alten, rüſtigen Mannes zuge-
ſehen. Das muß wahr ſeyn, rief jetzt der Eine,
der Pferdehändler, Ihr hättet einen tüchtigen Schmidt
abgegeben, Hofſchulze!
Der Hofſchulze wuſch in einem Stalleimer voll
Waſſer, welcher neben dem kleinen Amboße ſtand,
ſich Hände und Geſicht, goß dann das Feuer aus,
und ſagte: Ein Narr, der dem Schmidt giebt,
was er ſelbſt verdienen kann. Er nahm den Am-
boß, als ſei er eine Feder, auf, und trug ihn
nebſt Hammer und Zange unter einen kleinen
Schoppen zwiſchen Wohnhaus und Scheure, in wel-
chem Hobelbank, Säge, Stemmeiſen, und was ſonſt
zu Zimmer- und Schreinergewerk gehört, bei
Holz und Brettern mancher Art ſtand, lag oder
hing.
Indem der Alte ſich unter dem Schoppen noch
zu ſchaffen machte, ſagte der Pferdehändler zu dem
Receptor: Wollen Sie glauben, daß der auch alle
Pfoſten, Thüren und Schwellen, die Kiſten und
Kaſten im Hauſe mit eigner Hand flickt, oder, wenn
das Glück gut iſt, auch neu zuſchneidet? Ich
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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/263>, abgerufen am 26.11.2024.
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